NÄCHSTE GENERATION Wie eine junge Filmemacherin Alltagsrassismus sichtbar macht
Hauptinhalt
26. September 2022, 17:00 Uhr
Auch positiver Rassismus ist verletzend. Filmemacherin Claudia Tuyết Scheffel beobachtet ihn gegenüber asiatisch gelesenen Personen. In ihrem Science-Fiction-Film "Lonig & Havendel", der im Erzgebirge in Sachsen spielt, will sie Alltagsrassismus sichtbar machen. Dabei arbeitet sie auch eigene Erfahrungen ein: Die Mutter der Filmemacherin ist Vietnamesin, Scheffel wuchs in einem bikulturellen Haushalt in Annaberg auf. Sie möchte Rassismus im Erzgebirge mit einem anderen Blick thematisieren.
Über das Format NÄCHSTE GENERATION:
In unserem Format MDR KULTUR – NÄCHSTE GENERATION stellen wir junge Künstlerinnen und Künstler vor, die unsere Gesellschaft kritisch in den Blick nehmen, Debatten anregen und gleichzeitig Ideen für die Zukunft entwerfen wollen. Jeden zweiten Montag, stellen wir diese Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor – die Themen reichen von der Frage, ob es okay ist, das Elternsein zu bereuen, ob die 40-Stunden-Woche noch angemessen ist, bishin zu Klimaschutzfragen oder Patriotismuskritik.
Film über Migration im Erzgebirge
Filmemacherin Claudia Tuyết Scheffel sagt, man könne keinen Film über Migration im Erzgebirge drehen, ohne auch von Rassismus zu erzählen. Sie will das aber auf eine andere Art und Weise tun und Charaktere vielschichtig gestalten.
Ihr Spielfilm "Lonig und Havendel" erzählt von der jungen Trúc Lâm, die aus Vietnam ins Erzgebirge kommt, um Deutsch zu lernen. Bei einem Ausflug ins Bergwerk begegnet ihr ein Geist, der sie auf die andere Seite des Berges führt. Dort wird sie aufgrund ihres Äußeren der einzig vietnamesischen Familie zugeordnet.
Wo ich mir wirklich Mühe gegeben habe, ist halt irgendwie nicht so utopische Storys reinzuschreiben, dass da irgendwelche Glatzkopfhooligans mit Schlägern Leuten hinterherrennen und draufprügeln, sondern, dass irgendwie dieser Spirit von traditionsreich und einfach nicht sensibilisiert für rassistische Themen rüberkommt.
Dazu gehört für sie, bei rassistischen Aussagen zu vermitteln und nicht unbedingt zu verurteilen, sondern auch die Vorgeschichte der jeweiligen Person mit aufzunehmen. Entscheidend sei für sie, das Thema Migration so einzuarbeiten, dass es immer mitschwingt und den Rahmen für die Handlung spannt ohne primär von Migration zu sprechen. Auf diese Weise möchte sie verschiedene Perspektiven zusammenbringen und auch zur Reflexion über Rassismus anregen. Wo und wann genau der Film für die Öffentlichkeit zu sehen sein wird, stehe aktuell noch nicht fest.
Über Filmemacherin Claudia Tuyết Scheffel Claudia Tuyết Scheffel wurde 1995 in Chemnitz geboren und wuchs in Annaberg-Buchholz auf. Als Tochter einer Vietnamesin und eines Deutschen beschäftigt sie sich in ihren Filmen besonders gern mit dem Thema Migration, da sie hier eigene Erfahrungen einbauen kann: "Wenn ich Geschichten erzähle, die ich selbst so erfahren habe und die ich selbst am besten konzipieren kann, dann muss ich eigentlich genau diese erzählen." Ihr Film ,"Lonig und Havendel" ist die Abschlussarbeit ihres Film-Masterstudiums an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.
(Redaktionelle Bearbeitung: Sabrina Gierig)