Nach Übergriffen auf Wildgehege Landratsamt bereitet Abschuss eines Wolfes bei Löbau vor
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19. Januar 2023, 12:44 Uhr
Nachdem ein Damwildgehege bei Löbau sieben Mal vom Wolf angegriffen wurde, reicht es dem Halter der Tiere. Er wünscht sich den Abschuss des Wolfes, denn auch ein hoher Zaun und Untergrabschutz konnten sein Damwild nicht vor den Übergriffen retten. Nach dem Einholen aller Genehmigungen bereitet das Landratsamt jetzt den Abschuss vor.
- Ein Damwildzüchter verliert 24 Tiere trotz Sicherung des Gatters.
- Das Vertreiben des Wolfes war nicht gelungen, jetzt wird der Abschuss vorbereitet.
- In der Oberlausitz sind bereits zwei auffällige Wölfe geschossen worden.
Das Landratsamt Görlitz bereitet den Abschuss eines Wolfes vor. Dieser hatte in einem Wildgatter bei Löbau in den vergangenen Wochen mehr als 20 Tiere gerissen hat. Die zuständigen Fachstellen des Freistaates hätten bestätigt, dass die Voraussetzungen für eine Entnahme vorliegen, sagte Landrat Stephan Meyer (CDU) MDR SACHSEN.
Hier geht es darum, tatsächlich auch Ruhe in das Wildgatter zu bringen. Und das wird jetzt in nächster Zeit passieren.
Das Vertreiben des Tieres habe leider nicht funktioniert, bedauerte der Landrat und wies noch einmal darauf hin, dass der Wolf selbst den vom Freistaat empfohlenen 1,80 Meter hohen Schutzzaun überwinden konnte. Ein Vergrämen komme daher nicht mehr in Frage. "Hier geht es darum, tatsächlich auch Ruhe in das Wildgatter zu bringen. Und das wird jetzt in nächster Zeit passieren", so der Meyer.
Damwildzüchter hat 24 Tiere verloren
Erst in der vergangenen Woche hatte der Wolf den Zaun eines Damwildgeheges übersprungen und ein Reh gerissen, berichtete der Züchter Ralf Nahrstedt. Damit habe er jetzt insgesamt 24 Tiere an den Wolf verloren. Zwar bekommt er eine Entschädigung für den Verlust, doch laut Nahrstedt fehlt auch der Nachwuchs, der durch den Stress ausbleibt: "Die Wölfe waren den ganzen November drin, da brauche ich auch nicht mit Nachwuchs rechnen." Insgesamt sieben Mal sei der Wolf schon in sein Damwildgehege gekommen.
Es ist ja nicht bloß das Tier, was gerissen wird. Es ist auch der Nachwuchs, der ausbleibt. Die Wölfe waren den ganzen November drin, da brauche ich auch nicht mit Nachwuchs rechnen.
Görlitzer Landrat besuchte Züchter
Landrat Stephan Meyer hatte sich in der vergangenen Woche nach Bekanntwerden der Vorfälle persönlich im Löbauer Ortsteil Krappe ein Bild gemacht. Der Züchter habe alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen, sagte Meyer beim Ortstermin. Damit sei die Grenze des Zumutbaren erreicht.
Ein Versuch war die sogenannte Vergrämung des Wolfes. Dabei wird das Raubtier beispielsweise wiederholt mit Gummikugeln beschossen und im besten Fall dadurch abgeschreckt. Da dies aber keinen Erfolg hatte, sei nun der Abschuss des Tieres die letzte Möglichkeit, so das Landratsamt. Die dafür erforderlichen Genehmigungen hatte das Land Sachsen Ende vergangener Woche erteilt.
Zwei auffällige Wölfe in der Oberlausitz geschossen
Solch eine "Entnahme", wie es im Behördendeutsch heißt, ist bei auffälligen Tieren durchaus möglich. Vor einer Genehmigung zum Abschuss muss aber genau nachgewiesen werden, dass es immer derselbe Wolf ist, der Zuchttiere reißt. Auch sind die Voraussetzungen für den Abschuss durch Dokumente der Fachstelle Wolf zu belegen. Darauf wie das Landesumweltamt, bei dem die Fachstelle angesiedelt ist, hin.
Bisher gab es zwei angeordnete Abschüsse: So wurde 2017 ein Wolf aus dem Rosenthaler Rudel nach mehreren Schafsrissen geschossen. Im Landkreis Görlitz wurde 2018 ein Wolf getötet, nachdem er sich mehrfach in der Nähe von Siedlungen auffällig verhalten hatte.
Wolfsrisse haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen: Nach Angaben der Fachstelle Wolf hat sich die Zahl der Wolfsangriffe im Vergleich zu 2021 verdoppelt.
MDR (rm,vis/ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 19. Januar 2023 | 05:30 Uhr