Niesky Keine Aufträge für Waggonbauer, Suche nach Investor geht weiter
Hauptinhalt
16. August 2023, 09:22 Uhr
Nach monatelanger Kurzarbeit beim Waggonbauwerk in Niesky folgte im Mai die Insolvenz. Aktuell laufen Verhandlungen mit möglichen Investoren, um den Traditionsbetrieb eine neue Zukunft zu geben. Es gibt Hoffnung, doch das Zeitfenster wird immer kleiner.
Etwa 190 Beschäftigte zählt der Schienenfahrzeugbauer Waggonbau Niesky noch. Weil keine Aufträge reinkommen, gibt es für die Belegschaft derzeit nichts zu tun. Alles hängt in der Schwebe. "Der Betrieb ruht im Wesentlichen. Einige Mitarbeiter sind mit Aufräum- und Wartungsarbeiten beschäftigt", heißt es von der Danko-Insolvenzverwaltung, die an einer Zukunft für Unternehmen und Beschäftigte arbeitet. Trotz monatelanger Kurzarbeit und vieler Mahnwachen der Waggonbauer hatte der slowakische Eigentümer für das Werk im Mai Insolvenz angemeldet.
Gespräche mit möglichen Investoren laufen
Auch jetzt im August verhandle man weiterhin über eine mögliche Investorenlösung. "Mit Hochdruck", wie der Sprecher der Danko-Insolvenzverwaltung, Sebastian Glaser, betont. "Noch ist etwas Zeit." Bei den Kaufinteressenten handle es sich sowohl um Investoren aus der Branche als auch um branchenfremde Bieter. Nähere Angaben seien aufgrund gegenseitiger Verschwiegenheitsverpflichtungen nicht möglich, so Glaser.
Interessent aus Düsseldorf ist abgesprungen
Von weiteren Verhandlungen verabschiedet hat sich inzwischen die Düsseldorfer Holdinggesellschaft Navigator Capital GmbH. Sie hatte im Juni Interesse am Waggonbaustandort gezeigt. Man überlege, in die Branche als eine Zukunftstechnik einzusteigen, sagte damals Geschäftsführer Jochen Brinkmann. Das ist jetzt vom Tisch. "Wir haben uns von dem Thema zurückgezogen", äußert sich Brinkmann auf Nachfrage von MDR SACHSEN. Die Rahmenbedingungen hätten nicht gepasst.
Waggonbau Niesky
1917 begann in Niesky die Produktion von Schienenfahrzeugen, wie Güter-, Post-, Reisezugwagen und Straßenbahnen.
1950 konzentrierte man sich auf die Herstellung von Güter- und Kesselwaggons sowie Drehgestelle.
Nach der Wende firmierte das Werk innerhalb der Deutschen Waggonbau AG (DWA).
1998 übernahm Bombardier die DWA.
2005 wurde Waggonbau Niesky eigenständig, 2008 dann 100-prozentige Tochter der Deutsche Bahn AG.
2014 folgte die Übernahme durch Quantum Capital Partners AG.
Nach einer Insolvenz 2018 wurde das Werk vom slowakischen Waggonbauer Tatravagonka Poprad gekauft.
Qualifizierung als Zwischenlösung für Belegschaft
Neben der Investorensuche sind die laufenden Personalkosten ohne wirkliche betriebliche Umsätze nach Angaben der Insolvenzverwaltung eine drängende Baustelle. Die Lösung soll eine sogenannte Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft werden. Kollegen, die an Bord bleiben wollen, könnten nach Bedarf möglicher Investoren qualifiziert werden. Für Kollegen, die kurz vor der Rente stehen, sei es eine Brücke über die Arbeitslosigkeit, erklärt Uwe Garbe von der IG Metall Ostsachsen den Nutzen solcher Gesellschaften.
MDR (ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 16. August 2023 | 05:30 Uhr