Landeswettbewerb Jugendrotkreuz in Herrnhut 2024
In Herrnhut haben am Sonnabend fast 200 junge Leute beim Landeswettbewerb des Jugendrotkreuzes Sachsen ihr Können unter Beweis gestellt. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Jugendrotkreuz Warum in Herrnhut Jugendliche wegen Rentieren Erste Hilfe leisten mussten

08. Juni 2024, 20:27 Uhr

In Sachsen sind rund 4.700 junge Leute Mitglied beim Jugendrotkreuz, dem Jugendverband des Deutschen Roten Kreuzes. Beim Landeswettbewerb treffen sich einmal im Jahr einige von ihnen, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Dabei geht es längst nicht nur um Erste Hilfe. In diesem Jahr waren sie in Herrnhut zu Gast, wo sie es mitten im Sommer mit winterlichen Temperaturen zu tun hatten - zumindest theoretisch.

Es sind heitere 24 Grad in Herrnhut an diesem Sonnabendvormittag. Doch anstatt in der Sonne zu liegen, kümmern sich Luna, Annabell und Pascal um drei Verletzte im Park. Sie sind von zickigen Rentieren angegriffen worden und haben Wunden an der Hand und am Kopf, die versorgt werden müssen. Natürlich waren es keine echten Rentiere, auch die Wunden bestehen nur aus Theaterschminke. Denn das Szenario ist Teil des Landeswettbewerbes des Jugendrotkreuzes Sachsen.

Was haben Rentiere mit erster Hilfe zu tun?

Doch warum fiktive Rentiere und Wärmedecken für die Verletzten? Normalerweise fänden die Wettbewerbe immer im Sommer statt, erklärt Juliane Strauß. Sie ist stellvertretende Landesjugendleiterin des Jugendrotkreuzes. "Aber es gibt ja auch winterliche Notfälle wie Unterkühlung. Weil wir in Herrnhut sind, wo Weihnachten und Sterne ein großes Thema sind, hatten wir die Idee, in diesem Jahr eben ein weihnachtlich-winterliches Szenario auszuarbeiten." Das erklärt auch die Weihnachtsmannmützen der Schiedsrichter.  

Landeswettbewerb Jugendrotkreuz in Herrnhut 2024
In Herrnhut darf auch im Sommer die Weihnachtsmannmütze nicht fehlen. Denn das Übungsszenario wurde fiktiv in die kalte Jahreszeit verlegt, um Notfälle im Winter zu üben. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Haben die Jugendlichen an alles gedacht?

Die Schiedsrichter schauen genau, wie die Jugendlichen mit den Verletzten umgehen. Wie lagern sie die beiden Verletzten? Wie decken sie die Wunde ab, legen den Verband an? Nutzen sie eine Wärmedecke, denn eigentlich ist es ja Winter? Dann kommen auf einmal zwei Schaulustige dazu, die den Jugendlichen im Weg stehen. Sie gehören zum Übungsszenario, denn auch der Umgang mit Störungen muss geübt werden. Die Gruppe aus Löbau fordert die beiden immer wieder auf wegzugehen, doch diese lassen sich nicht beirren.

Landeswettbewerb Jugendrotkreuz in Herrnhut 2024
Die Schiedsrichter schauen genau, wie die Jugendlichen die Aufgabe meistern. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Schiedsrichter sind zufrieden

Deshalb gibt es nach dem Ende der Übung die Empfehlung der Schiedsrichterin, dass sich einer aus der Gruppe der Schaulustigen annimmt und sie wirklich von den Patienten weggeführt. Die Versorgung der Wunden aber sei schon sehr gut gewesen. Annabell macht auch genau das am meisten Spaß beim Jugendrotkreuz. Sie könne dann in einem Notfall helfen: "Das Praktische beim DRK ist cool." Das findet auch Luna, die seit drei Jahren beim Jugendrotkreuz ist. Die 14jährige will später einmal Rettungssanitäterin werden. Wunden und Blut? Machen ihr nichts aus, sagt sie: "Da bin ich hart."

Das Praktische beim DRK ist cool.

Annabell Schülerin

Jugendrotkreuz ist mehr als nur Erste Hilfe

An zehn Stationen müssen die jungen Leute ihr Können unter Beweis stellen. Dabei geht es nicht nur um praktische Erste Hilfe, sondern unter anderem auch um Geschicklichkeit, die Grundsätze des DRK, Streitschlichtung und ein bisschen Theorie. Dazu komme das Gemeinschaftserlebnis, sagt Susann Herrmann vom DRK-Kreisverband Löbau. DRK sei nicht nur Erste Hilfe: "Gerade im Bereich der Jugendarbeit ist es so viel mehr. Wir wollen die Jugendlichen bestärken, sich selber in der Gemeinschaft zu entwickeln, zum Beispiel Gruppenleiter werden." Aber es gehe auch um fachliche Weiterbildung im Katastrophenschutz, in der Wasser- oder Bergwacht. Im Kindes- und Jugendalter werde dafür der Grundstein gelegt.  

Landeswettbewerb Jugendrotkreuz in Herrnhut 2024
Auch ein Geschicklichkeitsparcour zählt zu den Aufgaben, die die Jugendlichen gemeinsam lösen müssen. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Junge Gruppenleiter fehlen

Das Interesse bei den Kindern und Jugendlichen dafür ist da, sagt Marcel Gröninger, Landesleiter beim Jugendrotkreuz. Dort gebe es nicht so große Nachwuchssorgen. Anders sehe es bei den Gruppenleitern aus, also bei denen, die 16 Jahre und älter seien. Vor allem im ländlichen Raum würden sie fehlen: "Die Jugendlichen ziehen zur Ausbildung oder zum Studium in die große Stadt. Deswegen scheitert es eher an den jungen Menschen, die sich bereiterklären, die Gruppen zu leiten."

Aber es gibt trotzdem viele, die bleiben, so wie Hanna. Die 20-Jährige ist Kreisjugendleiterin im Landkreis Görlitz. Sie hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und vergangenes Jahr eine Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen. Seit September arbeitet sie in der Notaufnahme in einem Görlitzer Krankenhaus.

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