Sachsen

Das Pechstein-Museum in Zwickau: Ein imposantes Gebäude mit einem Turm steht in der Sonne und ist von Bäumen umrahmt. 4 min
Die Kunstsammlungen Zwickau sind in einem 110 Jahre alten Gebäude untergebracht. Der 1914 als König-Albert-Museum eingeweihte Bau muss dringend saniert werden. Bildrechte: Helge Gerischer
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Die Kunstsammlungen Zwickau mit dem Max-Pechstein-Museum müssen für mehrere Jahre geschlossen werden. Die Umbauarbeiten in dem 110 Jahre alten Haus sind eine logistische Herausforderung. Anne Sailer war vor Ort.

MDR KULTUR - Das Radio So 30.06.2024 09:40Uhr 04:05 min

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Kunstsammlungen Zwickau schließen Max-Pechstein-Museum wird saniert

01. Juli 2024, 04:00 Uhr

Das Max-Pechstein-Museum in Zwickau schließt für mehrere Jahre. Grund sind Umbauarbeiten in dem 110 Jahre alten Haus. Die sind eine logistische Herausforderung. Zahllose Kunstwerke müssen aus den Kunstsammlungen ausgelagert werden – Gemälde, Bücher und andere historische Objekte. Das Mammutprojekt soll mindestens vier Jahre dauern und 8,5 Millionen Euro kosten. Aber eine Auswahl an Werken der Kunstsammlungen Zwickau werden trotzdem im Kulturhauptstadtjahr 2025 gezeigt.

Seit Montag können Besucher nicht mehr ins Max-Pechstein-Museum. Die Kunstsammlungen Zwickau sind mindestens vier Jahre nicht zu besichtigen. Ihr Sitz – ein repräsentatives Gebäude, gebaut nach Plänen des Zittauer Architekten Richard Schiffner – war 1914 eröffnet worden und bedarf einer Modernisierung. Dazu gehören die energetische Sanierung der Fassade sowie eine neue Brandschutzanlage, Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr und ausgeschilderte Fluchtwege.

Die Bauarbeiten beginnen aber erst im kommenden Jahr. Denn es dauert Monate, bis alle Ausstellungsstücke konservatorisch einwandfrei zwischengelagert sind. Dazu gehören neben den Beständen der Kunstsammlungen aus den Depots und Archiven auch die Bücher der Bibliothek.

Max-Pechstein-Museum Zwickau: In einem weißen Raum stehen verpackte Bilder, ein Gemälde lehnt unverpackt an der Wand.
Tausende Kunstwerke werden nun für den Transport vorbereitet. Sie lagern für die kommenden Jahre in gut klimatisierten Depot-Räumen. Bildrechte: Stadt Zwickau

250.000 Medien müssen raus: Museumsmitarbeiter als Umzugshelfer

20 große Laster werden für die Auslagerungen der Schätze aus den Kunstsammlungen wohl nicht reichen, vermutet der Zwickauer Kulturamtsleiter Michael Löffler, der die logistische Herausforderung begleitet. Verpackt und umgelagert müssen neben unzähligen Grafiken auch Teile der Pechstein-Sammlung, Plastiken, eine Mineraliensammlung, historische Möbel, Skulpturen und vieles mehr. Hinzu kommen einige Regalkilometer Bücher aus der Ratsschulbibliothek. Diese zählt zu den bedeutendsten historischen Büchersammlungen im deutschsprachigen Raum. Ungefähr 250.000 Medien müssen den Bauarbeiten weichen.

Die historische Büchersammlung im Pechstein-Museum: Mehrere Reihen historischer Bücher mit vergilbten Seiten und beschädigten Einbänden stehen in einem Raum hintereinander.
Neben historischen Handschriften und Drucken ist die landeskundliche Literatur zur Region Westsachsen ein Schwerpunkt der Sammlung in der Ratsschulbibliothek. Bildrechte: Stadt Zwickau

Zwischenlösung im Kulturhauptstadtjahr: Pechstein auf Tournee

Die meisten Werke des Expressionisten Pechstein aus Zwickau werden zum Kulturhauptstadtjahr Chemnitz 2025 auf Reisen gehen. Wohin genau, ist noch unklar. Auf dem Tourneeplan stehen Städte in Deutschland, aber auch Länder wie Frankreich, die Schweiz oder Österreich. Mit Blick auf das kommende Kulturhauptstadtjahr hat sich die Stadt Zwickau eine Zwischenlösung ausgedacht, um Teile der wertvollen Sammlungen zeigen zu können.

Zu sehen ist ein expressionistisches Gemälde von Max Pechstein: Eine Brücke über einem Gewässer, auf dem auch Schiffe zu sehen sind. Einzelne Menschen überqueren die Brücke.
Das Ölgemälde "Brücke" hatte Max Pechstein 1921 während seines ersten Aufenthalts an der pommerschen Ostseeküste gemalt. Das Bild zeigt den Mühlengraben des Ortes Leba. Bildrechte: Kunstsammlungen Zwickau

Während des Umbaus landen viele Kunstwerke in verschiedenen Depots oder gehen als Einzelstücke an Museen. Die Kunstsammlungen Zwickau errichten in der Zeit in der Galerie am Domhof ein Interimsmuseum. Neben Expressionisten und Impressionisten werden dort auch Werke der Neuen Sachlichkeit gezeigt sowie Bilder von Max Liebermann und auch Bilder der Brüder Mühlig aus Eibenstock mit alltäglichen Szenen und Landschaften des Erzgebirges aus dem 19. und 20. Jahrhundert. In drei Ausstellungsräumen soll ab Anfang 2025 das "Best of" der Sammlung zu sehen sein, Leben und Werk Max Pechsteins (1881-1955) wird dort digital präsentiert.

Die Galerie am Domhof in Zwickau: Ein imposanter Bau steht vor einem gepflasterten Platz unter einem fast wolkenfreien Himmel.
Das Gebäude der Galerie am Domhof wurde im Jahr 1878 als Ausstellungshalle des Zwickauer Kunstvereins eröffnet. Es wird nun zur Interimsstätte für die Kunstsammlungen Zwickau. Bildrechte: Gregor Lorenz

Summa summarum haben wir 8,5 Millionen Euro, die verbaut werden. Aber jeder weiß bei einer Baustelle: Es wird meistens teurer aus ursprünglich geplant.

Michael Löffler, Kulturamtsleiter Zwickau

"Summa summarum haben wir 8,5 Millionen Euro, die verbaut werden", konstatiert Michael Löffler im Gespräch mit MDR KULTUR. Doch er befürchtet: Meistens wird es teurer als ursprünglich geplant." Zwei Drittel der Summe kommen von der Kommune, den Rest zahlt der Freistaat Sachsen. Unklar sei auch, so der Kulturamtsleiter weiter, ob der Zeitplan eingehalten werden könne. Auszug, Sanierung und Wiedereinzug sind kompliziert.

Kulturamtsleiter Löffler aus Zwickau: Ein Mann mit schütterem Haar, Brille, einem Schlips und im Anzug sitzt an einem Tisch und gestekuliert mit der linken Hand.
Bei Kulturamtsleiter Michael Löffler laufen alle Fäden für den Umzug der Kunstsammlungen, der Bibliothek und für die Bauarbeiten zusammen. Bildrechte: Stadt Zwickau

Bevorstehender Kraftakt und Vorfreude auf die Feier danach

Ein wenig "Bammel" hat Löffler davor, dass sich beim Umbau weitere bauliche Mängel zeigen, Schimmelbefall zum Beispiel. Die Sanierung sei dennoch unumgänglich, um die Versicherungspolicen für das Museum nicht zu verlieren. Die Zeit der Ausnahmeregelungen sei damit endlich vorbei.

Trotz des bevorstehenden Kraftaktes ist Kulturamtsleiter Löffler daher frohen Mutes. Mit seinem Team, der Leitung der Kunstsammlungen und den rund 20 Mitarbeitern von Sammlungen und Bibliothek habe er zudem viele loyale Mitstreiter, die mit anpacken würden. Das Eröffnungsfest, verspricht er schon jetzt, soll riesig werden.

Mehr Informationen

Adresse der Interimsausstellung ab Januar 2025
Galerie am Domhof
Domhof 2,
08056 Zwickau

Redaktionelle Bearbeitung: bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. Juni 2024 | 09:40 Uhr

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