Lebensretter DRK-Rettungshundestaffel Leipzig: Hartes Training für den Ernstfall
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21. April 2024, 16:00 Uhr
Die Rettungshundestaffeln in Sachsen proben wöchentlich viele Stunden für den Ernstfall. Sie suchen Senioren, Verwirrte, Kinder. Wie wichtig ihre ehrenamtliche Arbeit ist, hat sich am Ostersonntag gezeigt. In der Sächsischen Schweiz verschwand ein fünfjähriger Junge. Nach neun Stunden in gefährlicher Lage wurde er von Rettungshündin Blair und Hundeführer Pascal von der DRK-Rettungshundestaffel Leipzig gefunden - die Helden vom Amselsee. MDR SACHSEN hat sie besucht.
Zwei Frauen liegen ganz still auf einer Decke mitten in einem Wald nahe Grimma. Eine von ihnen trägt eine Weste mit der Aufschrift "Rettungshundestaffel - Deutsches Rotes Kreuz". Von Weitem ist erst leise, dann immer deutlicher, das Klingeln eines Glöckchens zu hören. Zwischen hohem Gras taucht auf einmal ein Hund auf. Er nimmt neben den beiden Frauen Platz und bellt laut. "Super gemacht", ruft Pascal Schumann von der DRK-Rettungshundestaffel Leipzig.
Pascal Schumann bildet Hundeführer und ihre Hunde für künftige Rettungseinsätze aus. Bei den Trainings müssen die Vierbeiner "versteckte" Personen im Wald finden. "Die Hunde werden taktisch durch den Wald geschickt, damit sie aus jedem Winkel des Suchgebiets die Witterung des Vermissten finden können", erklärt der 33-Jährige. Ist die gesuchte Person gefunden, setzt sich der Hund neben diese und bellt laut.
Hundestaffel trainiert bis zu acht Stunden pro Woche
Einmal in der Woche probt die Leipziger DRK-Hundestaffel acht Stunden, um für den nächsten Rettungseinsatz gerüstet zu sein. Im Ernstfall suchen sie Vermisste wie Senioren, Verwirrte, Menschen mit Suizidgedanken, aber auch Kinder in teils schwer zugänglichen Regionen.
Wie arbeiten die Rettungshundestaffeln in Sachsen?
Das Deutsche Rote Kreuz hat sieben Rettungshundestaffeln. Auch die Johanniter, der ASB und der Bundesverband Rettungshunde haben einzelne Hundestaffeln in Sachsen. Die Hundeführer arbeiten ehrenamtlich und durchlaufen eine zweijährige Ausbildung. Die Hundestaffeln der einzelnen Verbände arbeiten bei der Vermisstensuche zusammen. Die Verbände sind im Verbund Sächsische Rettungshunde angeschlossen.
Fieberhafte Suche in Felsschluchten der Sächsischen Schweiz
Wie etwa den fünfjährigen Jonas, der am Ostersonntag in eine Felsspalte in der Sächsischen Schweiz abrutschte. Ein Großaufgebot an Suchern und 16 Rettungshunden war im Einsatz, um den vermissten Jungen zu finden. Im Dunkeln und in schwer zugänglicher Lage fand ihn Pascal Schumann mit Suchhündin Blair - neun Stunden, nachdem er von seinen Eltern als vermisst gemeldet wurde.
Wir haben mit dem Hund eine Viertelstunde bis 20 Minuten gesucht. Dann kam der erlösende Beller von Blair.
Pascal Schumann erinnert sich: "In der Schlucht waren links von mir 50 Meter hohe, rechts 30 Meter hohe Felsen. Ich lief an einem Abhang. Blair lief schon vorneweg." Dabei hatte Blair, eine Malinois-Hündin, einen besonders schnellen Riecher. "Wir haben mit dem Hund eine Viertelstunde bis 20 Minuten gesucht. Dann kam der erlösende Beller von Blair", sagt Schumann mit einem Lächeln. Aufgeschreckt durch Blairs Bellen habe auch der kleine Jonas geschrien: "Für uns war das aber das super Zeichen, dass er noch am Leben war."
Suche nach Kindern löst im Rettungsteam beklemmende Gefühle aus
Dabei habe der Einsatz mit einem unangenehmen Beigeschmack begonnen, erinnert sich Philipp Hauck. Der 34-Jährige suchte mit seiner Hündin Haily in der Nähe des Bereichs, wo Jonas gefunden wurde. "Gerade für die Leute im Team, die selbst Kinder haben, war es beklemmend. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut", erinnert sich der Vater eines zweieinhalb jährigen Sohnes.
Gerade für die Leute im Team, die selbst Kinder haben, war es beklemmend. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut.
Hundestaffel sucht immer neue Helfer
Bis zu 50 Mal im Jahr werden die ehrenamtlichen Hundeführer und ihre flinken Schnüffelnasen zu Einsätzen gerufen. Deswegen suchen sie immer wieder neue Helfer. "Wir suchen Hundebesitzer mit Tieren von maximal drei Jahren. Der Hund muss motivierbar mit Futter oder Spielzeug sein", erklärt Schumann.
Chihuahua oder Mops? Nicht jeder Hund sei für die Suche geeignet, erklärt Pascal Schumann: "Der Hund sollte nicht kleiner als ein Beagle und nicht größer als ein Rottweiler sein." Die Tiere müssten zudem fit genug sein, um Bereiche von bis zu 120.000 Quadratmetern abzusuchen. Die Hunde könnten sich bei den Trainings austoben. Doch die Übungsstunden seien auch anstrengend, für die Tiere und den Halter. Auch Menschen ohne Hund sind als Begleiter immer willkommen.
Bei den Trainings reinschnuppern
Und bei den Helfern gibt es wohl schon bald Nachwuchs. Die Leipzigerin Alia Iliewa ist bereits das vierte Mal mit ihrem Golden Retriever Denver beim Training. "Da mein Hund gerne spielt, gern mit Menschen arbeitet und ich ihm was Gutes tun will, wollte ich hier mal probeweise reinschnuppern", sagt die 24-Jährige. Sie und Denver seien zwar noch am Anfang, aber: "Wir sind auf einem guten Weg."
MDR (phb/abe)
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