Für Hund und Katze Glücksfelle: Neuer Tierschutzverein in Bautzen
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13. November 2023, 05:00 Uhr
Mit Hunden überfüllte Tierheime oder unkastrierte Katzen, die den Gemeinden zur Plage werden - solche Probleme gibt es in ganz Deutschland. In der Oberlausitz haben sich einige Frauen zusammengetan, um konkret vor Ort die Situation für Vierbeiner zu verbessern.
Eilika, Velvet und Barthel hören aufs Wort. Eben noch haben die beiden American Staffords mit dem Rottweiler auf dem Hundeplatz an der Bautzener Talsperre herumgetollt. Ein Kommando später sitzen alle Drei mit hängenden Zungen aufgereiht neben Arlette Nürnberger. Ihre massigen Körper aber auch das Wissen um den Missbrauch solcher Rassen als Kampfhunde verleiten einen Außenstehenden nicht zum spontanen Knuddeln. Aber Hundetrainerin Arlette Nürnberger räumt Bedenken sofort aus. Velvet, auch liebevoll Hummel genannt, ist sogar ein ausgebildeter Therapiehund, erklärt die 41-Jährige.
Auffangstation für Vierbeiner geplant
Seit vielen Jahren berät die Inhaberin der Hundeschule "Pfotenkumpel Bautzen" Hundebesitzer im Umgang mit ihren Lieblingen. Diesen Sommer hat sich Arlette Nürnberger mit sechs weiteren Frauen rund um Bautzen zusammengetan und den Tierschutzverein Glücksfelle Bautzen e.V. aus der Taufe gehoben. Ihr großes Ziel ist, ein Tierheim vornehmlich für Katzen und Hunde aufzubauen - und zwar keines, wo die Vierbeiner nur gehortet werden.
Erst wissen wo es hängt, um dann den passenden Besitzer zu finden.
Arlette Nürnberger muss schlucken, wenn sie an Fälle denkt, wo abgegebene Hunde keinen passenden Besitzer finden und wie ein Wanderpokal immer wieder ins Tierheim zurückgeschafft werden. "Man muss Hunde, wenn man die irgendwo rausholt, erst einmal ankommen lassen, kennenlernen, resozialisieren. Erst wissen wo es hängt, um dann den passenden Besitzer zu finden", sagt die Hundetrainerin.
Resozialisierung vor der Vermittlung
Ein Vorbild ist für sie in dieser Beziehung der in den USA lebende Hundeflüsterer Cesar Millan. "Er hat Tiere, die andere schon aufgegeben haben, resozialisiert." Anschließend habe er die Hunde erfolgreich vermittelt können - an Familien, die sich für das Tier beworben hatten und dann ordentlich ins Zeug legen mussten, um diesen Hund zu bekommen, wie die Oberlausitzerin beschreibt.
Ziele von Glücksfelle Bautzen e.V.
* Aufklärung und Unterstützung zur artgerechten Haltung
* Aufnahme und Pflege hilfsbedürftiger Tiere
* Vermittlung von Tieren mit vorheriger Sozialisierung der Tiere
* Rettung von Tieren
* Menschen den sicheren Umgang mit Tieren vermitteln
Kein Heim, sondern eine Auffangstation stellt sich die Hundetrainerin für Bautzen und Umgebung vor. "Wir wollen den Tieren helfen und den Menschen den sicheren Umgang und die Haltungsbedingungen erläutern. Damit die Tiere, wie sie es verdient haben, ein gutes Zuhause bekommen." Denn: "Wenn man ein Tierheim hat, sollte man auch tierschutzrelevant arbeiten", findet die Frau mit den markanten roten Haaren. Im Moment sei man auf Standortsuche und habe das eine und andere Gebäude ins Auge gefasst.
Erste Hilfsaktionen laufen
Auch wenn sich der Verein Glücksfelle rein juristisch gesehen noch in der Gründungsphase befindet und auf den Eintrag am Amtsgericht wartet, sind die Frauen bereits aktiv. Jüngst hatte es eine Besitzerin gegeben, die ihren Hund abgeben wollte. Als Arlette Nürnberger dort war, stellte sich heraus, dass sie einfach kein Geld fürs Futter hatte. Die Glücksfelle-Mitstreiterin ließ Futter für eine Woche da. "Das ist auch Tierschutz", sagt sie. Man dürfe die Tiere nicht immer gleich wegnehmen.
Herrenlose Katzen kastrieren
Eine größere Aktion des gestarteten Vereins läuft gerade in der Gemeinde Königswartha, wo es auf einem Grundstück in Commerau ein Problem mit elf Katzen gibt. "Da war der Besitzer verstorben und keiner fühlte sich für die Tiere verantwortlich", berichtet Arlette Nürnberger. Ein durch Inzucht missgebildetes Katzenbaby habe man einschläfern lassen müssen.
Die Gemeinde Königswartha bezahlt die Kastration. Das ist wirklich eine gute Kooperation, die hier stattfindet.
Jetzt haben die Mitglieder von Glücksfelle Fallen auf dem Grundstück platziert. Die Freigänger-Katzen sollen bei einem Tierarzt kastriert werden, damit sie sich nicht weiter vermehren können. "Die Gemeinde Königswartha bezahlt die Kastration. Das ist wirklich eine gute Kooperation, die hier stattfindet", betont Arlette Nürnberger.
Denn Tierschutz sei nichts Selbstverständliches: Viele Leute guckten weg und die, die sich an Polizei oder Veterinäramt wenden, würden oft weggeschickt, berichtet sie.
Die Glücksfelle Bautzen e.V. machen aktuell im Netz auf Facebook ihre Arbeit transparent, wie Arlette Nürnberger berichtet. "Jede Futterspende, jeder Einsatz, jede Geldspende wird aufgeführt. Dass jeder sagen kann, mein Futter erkenne ich wieder, wurde dort und dort hingebracht."
MDR (ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 13. November 2023 | 05:30 Uhr