
Praxistest Ran an die Patienten: Pflege-Azubis übernehmen Krankenhausstation in Hoyerswerda
Hauptinhalt
06. April 2025, 08:00 Uhr
Es ist der letzte große Praxistest vor der Abschlussprüfung: 21 angehenden Pflegekräfte im dritten Ausbildungsjahr haben im Lausitzer Seenland-Klinikum für drei Wochen die Leitung der Geriatrie-Station übernommen. Bereits zum zehnten Mal dürfen Azubis kurz vor ihrem Examen auf diese Weise den Berufsalltag im Seenland-Klinikum ausprobieren. Ein Vorgeschmack, was später auf sie zukommen wird.
Medikamente austeilen, beim Waschen helfen, Blutdruck messen, Essen reichen, Papierkram: Für Leonie, Josie und ihre Kolleginnen wird es auf der Geriatrie-Station des Seenland-Klinikums in Hoyerswerda garantiert nicht langweilig. Seit einer Woche haben die Pflege-Azubis die Leitung der Station übernommen, laufen nicht einfach nur mit. Das sei anders als zuvor. "Wir haben jetzt mehr Verantwortung", sagt Leonie. Denn sie sind für alles alleine zuständig, angefangen von der Dienstplanung über Patientenaufnahme und -entlassung bis hin zur Pflege.
Azubis werden nicht allein gelassen
Damit dabei nichts schiefgeht, haben die Azubis Unterstützung. Es sei immer jemand von den Schwestern oder den Pflegern da, erzählt Leonie. Auch ihre Berufsschullehrerin steht ihnen bei Fragen zu Seite. Aber trotzdem seien sie erst einmal auf sich alleingestellt: "Wir sind ja ausgelernt ab September, dann müssen wir es auch können." Die 19-Jährige sieht es als ersten und wichtigen Schritt in Richtung Berufspraxis.
Wir sind ja ausgelernt ab September, dann müssen wir es auch können.
Patientin findet Aktion toll
Mitschülerin Josie misst inzwischen den Blutdruck von Heidi Jank. Die Hoyerswerdaerin ist schon fast eine Woche in der Klinik und wartet auf eine OP. Heidi Jank findet es toll, dass die jungen Leute sich so ausprobieren können. "Sie sind alle wirklich ganz lieb und machen das schon wunderbar. Es ist zwar immer jemand dabei, aber sie können das alleine schon ganz super." Das gilt zum Glück auch für ihren Blutdruck: "130 zu 70", sagt Josie zufrieden. Blutdruck messen ist für sie schon Routine.
Ungewohntes ist noch Herausforderung
Andere Dinge fallen Josie und ihren Mitschülerinnen noch schwerer. Jeder von ihnen betreue drei bis vier Patienten, von der Neuaufnahme bis zur Entlassung, erzählt sie. Es sei hier das erste Mal, dass sie sich komplett um alles kümmern müssten. "Deswegen finde ich das Projekt so wichtig, damit man die Verantwortung merkt und weiß, was alles dazugehört." Mit zunehmender Routine werde es aber einfacher, sagt die 20-Jährige.
Deswegen finde ich das Projekt so wichtig, damit man die Verantwortung merkt und weiß, was alles dazugehört.
Das bestätigt auch ihre Lehrerin von der Medizinischen Berufsfachschule Sandra Notzke. Sie ist auf der Station mit dabei und kann bei Fragen helfen, zum Beispiel bei Dingen oder Situationen, die sie noch nicht häufig gemacht haben. "Der Überblick über eine so große Patientengruppe fällt zum Beispiel noch schwer und das alles gut miteinander zu verknüpfen." Trotzdem klappe es nach einer Woche schon ganz gut, meint Sandra Notzke. Für das Examen seien diese drei Wochen auf jeden Fall die beste Vorbereitung.
Warum ein Pflegeberuf?
Inzwischen hat sich die anfängliche Aufregung, die es am Anfang des Projektes bei allen gab, wieder gelegt, sagt Pflegeschülerin Leonie. Ihr mache vor allem die Arbeit im Team Spaß, erzählt sie. Was sie im Pflegeberuf erwartet, das habe sie nicht überrascht: "Meine Oma hat hier im Klinikum gearbeitet, meine Mutter und meine Schwester arbeiten auch hier." Sie finde den Beruf immer noch toll, es gebe immer neue Herausforderungen, das mache ihn so spannend.
Meine Oma hat hier im Klinikum gearbeitet, meine Mutter und meine Schwester arbeiten auch hier.
Auch Josie hat ihre Berufswahl nicht bereut. Ursprünglich wollte sie nicht in medizinische Richtung. Aber nachdem sie miterlebt hatte, wie gut das Pflegeteam ihre schwerkranke Oma begleitet hat, schwenkte sie um. Sie freut sich nun besonders, wenn sie bei ihren Patienten sieht, wie es ihnen besser geht. "Weil man auch weiß, dass man selbst etwas dazu beigetragen hat. Das macht mir am meisten Freude."
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 08. April 2025 | 14:30 Uhr