Von Dresden nach Königsbrück Wahre Katzenliebe: Wie sich Kater Gerry zu den Müllers durchkämpfte

Maria-Ilona Müller sitzt auf der Terrasse ihres Häuschens in einer Kleingartenanlage in Königsbrück, auf dem Schoß ihr geliebter Kater Gerry. Sie krault ihn zärtlich, während ihr Mann Gerd ihn mit Leckerlis versorgt. Sie sind überglücklich, dass er wieder da ist. Noch bis vor einer Woche wussten sie nicht, ob sie ihn jemals wiedersehen.

Vor gut einem Jahr war Gerry plötzlich in das Leben der beiden Rentner getreten: "Da ist uns ein sehr verwahrloster Kater zugelaufen", erzählt Frau Müller. Die Augen waren vereitert, das Fell mit Zecken übersät, Zähne fehlten.

Die beiden suchten die Halter. Als sie niemanden fanden, nahmen sie sich des Tiers an. Sie gingen mit ihm zum Tierarzt und päppelten ihn auf. "Er ist sehr dankbar und hängt wirklich sehr an uns", sagt Frau Müller.

Und auch sie und ihr Mann hängen an ihrem Schützling. "Er ist so liebenswert. Wir haben den kleinen Kerl wirklich gerne", sagt Katzenoma Müller. Gerry ist ein echter Schmusekater: Immer wieder schmiegt er sich an sie, lässt sich auf den Schoß nehmen und streicheln.

Im Winter nahmen die Müllers Gerry mit in ihre Dresdner Wohnung. Auch dort durfte er raus. Er kam immer zurück. Weil das so gut geklappt hatte, ließen sie ihn wieder in der Wohnung, als sie in den Urlaub flogen. Ihre Enkeltochter zog für die Zeit ein und passte auf Gerry auf, bis er eines Tages nicht mehr von einem seiner Ausflüge zurückkam.

"Das war ganz schlimm für uns. Ich konnte nichts mehr essen. Ich konnte nicht mehr schlafen", erzählt Frau Müller. Die Enkelkinder starteten Aufrufe in den sozialen Medien und hängten Plakate mit einem Bild Gerrys auf. Als die Müllers aus dem Urlaub zurückkamen, ließen sie sogar einen Spürhund nach ihrem Gerry suchen. Doch der blieb verschwunden.

"Am Freitag vor einer Woche sind wir abends etwas mutlos ins Bett gegangen", erzählt Frau Müller. Dann habe es plötzlich an ihrem Häuschen geraschelt. Die beiden gingen mit der Taschenlampe raus und sahen eine Katze. Aber war es Gerry?

Die Katze öffnete ihren Mund. "Er hatte nur anderthalb Zähne vorne. Da wussten wir: Er war es", erzählt Frau Müller und bekommt feuchte Augen bei dem Gedanken an das Wiedersehen.

"Ich bin nicht so nah am Wasser gebaut. Aber mir liefen die Tränen. Meiner Frau sowieso", erzählt Gerd Müller. "Wir können es heute noch nicht erklären, wie er das geschafft hat", sagt Frau Müller. "40 Kilometer über große Straßen, über die Autobahn, durch zwei große Waldgebiete. Es gibt ja auch Gefahren, zum Beispiel Wölfe", sagt die Katzen-Oma.

Und Gerry, was sagt der zu seiner Rückkehr? "Der hat sich auch gefreut", sagt Gerd Müller." Einige Tage lang habe er nur gegessen und geschlafen. " Er weicht uns nicht von der Seite. Wo wir sind, will er auch sein." Und wie zum Beweis folgt der Kater Herrn Müller wie ein Hund bis an das Gartentor, als der den Reporter wegbringt.

Katzen können über sehr weite Strecken nach Hause zurückfinden. Wie weit ist unklar. Es gibt Zeitungsberichte, in denen sogar von mehreren hundert Kilometern berichtet wird. Eine mögliche Erklärung für ihren außergewöhnlichen Orientierungssinn ist, dass sie sich am Magnetfeld der Erde orientieren. Es gibt Untersuchungen von Wissenschaftlern, die darauf hindeuten.

Der Enkel des Ehepaars Groß, der uns in einer Mail auf die Geschichte von Kater Gerry aufmerksam machte, hat eine andere Erklärung: "Seine unglaubliche Reise zeigt, dass wahre Liebe keine Grenzen kennt – sie findet immer den Weg nach Hause."