Teilnehmer einer Demonstration des Bündnisses Patriotischer Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes (Pegida) laufen durch die Dresdner Innenstadt.
Das islamfeindliche Pegida-Bündnis entstand im Oktober 2014 in Dresden und brachte zwischenzeitlich zehntausende Menschen auf die Straße. Anderswo fiel der Zuspruch geringer aus. Bildrechte: imago/Robert Michael

Extremismus Proteste zu letzter Pegida-Demonstration in Dresden erwartet

19. Oktober 2024, 20:31 Uhr

In Dresden will das islamfeindliche Pegida-Bündnis am Sonntag zum 250. Mal demonstrieren. Es wird gleichzeitig die letzte Demonstration sein, wie Mitbegründer Lutz Bachmann mitteilte. Weil mehrere Gegenproteste angemeldet sind und Dynamo Dresden zur gleichen Zeit zu Hause spielt, erwartet die Stadt Dresden erhebliche Verkehrseinschränkungen. Politikexperten sind von dem Pegida-Aus angesichts neuer rechtsextremer Strömungen nicht überrascht.

Nach zehn Jahren will die islamfeindliche "Pegida"-Bewegung am Sonntag ihre vorerst letzte Demonstration in Dresden veranstalten. Dazu werden mehrere Tausend Teilnehmende erwartet. Gegen die Veranstaltung sind Proteste angemeldet, zu denen ebenfalls Tausende Menschen erwartet werden.

Stadt Dresden: Erhebliche Verkehrseinschränkungen

Wie die Stadt Dresden im Vorfeld mitteilte, kann es wegen der Demonstrationen und des Heimspiels von Fußball-Drittligist Dynamo Dresden zu Verkehrsbehinderungen zwischen 13 und 18 Uhr in der Altstadt und Teilen der Inneren Neustadt kommen. "Verkehrsteilnehmer sollten die Innenstadt weiträumig umfahren und bei Nutzung des ÖPNV längere Fahrzeiten einplanen", heißt es in einer Mitteilung.

250. Pegida-Versammlung ist die letzte

"Pegida" wird vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft. Mitbegründer Lutz Bachmann hatte vor einer Woche in den sozialen Medien mitgeteilt, dass am 20. Oktober die 250. und zugleich letzte Demonstration der zehn Jahre alten Bewegung veranstaltet werde. Gründe für das Aus seien unter anderem logistische und finanzielle Probleme.

Lutz Bachmann, Pegida-Gründungsmitglied, spricht während einer Kundgebung der extremistischen und islamfeindlichen Pegida-Bewegung.
Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann gibt unter anderem logistische und finanzielle Probleme für das Ende der Demonstrationen an. Er ist mehrfach vorbestraft. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Verfassungsschutz stuft Pegida als extremistisch ein

Pegida entstand im Oktober 2014 und steht für Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. 2015 und 2016 brachte die Gruppierung an ihrem Entstehungsort Dresden Tausende Menschen auf die Straße. Anderswo fiel der Zuspruch weit geringer aus. 2021 stufte der Verfassungsschutz Pegida als extremistische Bewegung ein. Pegida-Chef Lutz Bachmann - mehrfach vorbestraft - wurde von den Verfassungsschützern zu diesem Zeitpunkt schon als Rechtsextremist bezeichnet.

Nach 2016 nahm der Zuspruch für die Bewegung immer mehr ab, zuletzt war Pegida weitgehend von der Bildfläche verschwunden.

Politikwissenschaftler: Pegida von AfD, Freien Sachsen und Identitären abgelöst

Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer betrachtet das von der Pegida-Bewegung angekündigte Ende der Straßenproteste als überfällige Entscheidung.

Hans Vorländer
Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer betrachtet das von der Pegida-Bewegung angekündigte Ende der Straßenproteste als überfällige Entscheidung. Bildrechte: IMAGO / Jürgen Heinrich

"Die Anliegen, die Pegida ursprünglich thematisiert oder über die Zeit in radikalisierter Form vorgetragen hat, sind von anderen politischen Kräften wie der AfD, den rechtsextremen Freien Sachsen oder der Identitären Bewegung aufgenommen und zum Teil verstärkt worden", sagte der Professor der Deutschen Presse-Agentur.

Kein Mensch braucht Pegida. Und wenn die jetzt selber Schluss machen, dann wird kein vernünftiger Mensch eine Träne nachweinen.

Frank Richter Ex-Chef der Landeszentrale für politische Bildung

Frank Richter: Letzte Demo kein Grund zur Freude, sondern zu anhaltender Sorge

Der Theologe und frühere Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, bewertet die langjährige "Pegida"-Bewegung als eine Niederlage für die Demokratie.

Frank Richter, 2018 5 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert
5 min

Frank Richter, Ex-Chef der Landeszentrale für Politische Bildung, blickt im Gespräch mit MDR Aktuell auf zehn Jahre Pegida in Dresden zurück.

MDR AKTUELL Sa 19.10.2024 11:35Uhr 05:29 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/audio-2773094.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Trotz der für Sonntag in Dresden angekündigten letzten Demonstration des asylfeindlichen Bündnisses gebe es "keinen Grund zur Freude, vielmehr Anlass zu anhaltender Sorge", so Richter. Längst vertrete der AfD in Stadträten und Landtagen dieselben Positionen wie das fremdenfeindliche Bündnis auf der Straße. Im Gespräch mit MDR Aktuell erklärte Richter: "Kein Mensch braucht Pegida. Und wenn die jetzt selber Schluss machen, dann wird kein vernünftiger Mensch eine Träne nachweinen."

Die Landeszentrale hatte anfangs versucht, mit Gesprächsangeboten Pegida und seine Anhänger inhaltlich abzuholen. Das war aber nicht gelungen. Richter sieht als einen Grund auch die zunehmende Radikalisierung der Gruppe.

MDR (dkö)/epd/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 20. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

Mehr aus Dresden und Radebeul

Mehr aus Sachsen

Eingang zur Kulturfabrik 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Von oben: Publikum auf einer Fahrradmesse 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK