Forschungsprojekt Sivas Verkehr in Hoyerswerda soll mit Drohnen gefilmt werden
Hauptinhalt
11. Februar 2024, 08:00 Uhr
Bald sollen Kameras, Drohnen und ein Messfahrzeug in Hoyerswerda den Verkehr der Stadt aufzeichnen. Die TU Dresden will die Daten nutzen, um Kriterien für die Bewertung von automatisierten Fahrsystemen zu erstellen. Doch wie lässt sich das Projekt mit dem Datenschutz vereinbaren?
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.
- An mehreren Kreuzungen in Hoyerswerda soll der Verkehr aufgezeichnet werden.
- Die Projektpartner müssen einiges beachten, um die Vorgaben des Datenschutzes einzuhalten.
- Die Daten werden genutzt, um Kriterien für die Bewertung hoch- und vollautomatisierter Fahrfunktionen zu erarbeiten.
Bei einem Forschungsprojekt wollen Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Dresden mit der Stadt Hoyerswerda und der FSD Fahrzeugdaten GmbH den Verkehr an mehreren Stellen in Hoyerswerda aufzeichnen. Die Daten sollen dabei auf drei Wegen aufgenommen werden:
- mit fest installierten Kameras an ausgewählten Kreuzungen,
- mithilfe von Drohnen, die zu bestimmten Zeiten über vordefinierten Kreuzungen fliegen,
- mit Kameras, Radar und Lidar ausgestatteten Messfahrzeugen, die durch die Stadt fahren.
Wo in Hoyerswerda soll der Verkehr gefilmt werden?
Laut einer Sprecherin der Stadt Hoyerswerda sollen nach aktuellem Stand an zwei Kreuzungen Kameras installiert werden: An den Kreuzungen von Maria-Grollmuß- und Erich-Weinert-Straße und an der von Elster- und der Alten Berliner Straße. Das könne sich aber noch ändern. Die Kameras sollen an den beiden Kreuzungen voraussichtlich im Herbst dieses Jahres angebracht und 2025 "in den regelhaften Versuchsbetrieb" gehen.
Die Aufnahmen mit Drohnen könnten voraussichtlich früher starten, teilte die Sprecherin mit. Mit ersten Testflügen rechne man schon im März 2024. Demnach sollen die Drohnen über Verkehrsknotenpunkten in der Altstadt eingesetzt werden. Untersucht werden solle unter anderem die Kreuzung Alte Berliner Straße und Teschenstraße. Drohnenaufnahmen an weitere Kreuzungen seien geplant. Das Messfahrzeug werde ebenfalls ab März fahren und im gesamten Stadtgebiet Daten sammeln.
Was ist mit Vorgaben des Datenschutzes?
Die Stadt Hoyerswerda wird nach eigenen Angaben Vorkehrungen treffen, um die Vorgaben des Datenschutzrechtes einzuhalten. So sollen Kameras mit relativ geringer Auflösung filmen. Außerdem werde der Fokus der Kameras so eingestellt, dass sie nur unscharfe Bilder liefern. Dadurch sei zwar erkennbar, ob zum Beispiel Lkw, Autos, Radfahrer oder Fußgänger zu sehen seien, allerdings keine Nummernschilder oder Gesichter.
Außerdem werde schon bei der Aufnahme nur der Bildausschnitt verwendet, der wirklich relevant sei, der Rest werde geschwärzt. So würden schon bei der Aufnahme keine oder nur wenige "personenbeziehbare Daten" entstehen. Wo dies doch der Fall sei, würden die Daten anonymisiert.
Warum macht Hoyerswerda beim Projekt Sivas mit?
Hoyerswerda profitiere unter anderem von dem Projekt, das sie als Teil eines Mitmachlabors aufbaut, erklärte eine Stadtsprecherin. In diesem Labor sollen sich ab April Interessierte über Forschungsprojekte in und um Hoyerswerda informieren können. Dort bekommen sie in Zukunft nicht nur Informationen über das Projekt Sivas, sondern auch über das sogenannte Smart Mobility Lab, in dem Wissenschaftler der TU Dresden an automatisiertem Fahren und Fliegen forschen sollen. Es sei Teil der Strukturwandel-Strategie von Hoyerswerda, Projekte der Forschung und Entwicklung in die Stadt zu holen, sagte die Sprecherin.
Von den rund 1,8 Millionen Euro, die laut TU Dresden in das Projekt fließen, kämen 191.500 Euro der Stadtverwaltung für das Teilprojekt Mitmachlabor zugute. Die Förderquote betrage 90 Prozent, sodass Hoyerswerda einen Eigenanteil von rund 19.150 Euro zu tragen habe.
Wozu werden die Daten des Projektes Sivas genutzt?
Die Daten des Projektes Sivas sollen laut TU Dresden genutzt werden, um Kriterien für die Bewertung und Untersuchung hoch- und vollautomatisierter Fahrfunktionen zu erarbeiten. Sivas steht für "Sicherheit des vernetzten und automatisierten Straßenverkehrs".
Was unterscheidet hochautomatisiertes Fahren von vollautomatisiertem Fahren?
- Hochautomatisierte Autos können bestimmte Fahraufgaben ohne Eingriffe des Menschen bewältigen, allerdings nur unter geeigneten, vom Hersteller vorgegebenen Bedingungen, zum Beispiel auf der Autobahn im Stau. Sie überholen, bremsen, beschleunigen – je nachdem, wie es die Verkehrslage erfordert.
- Wenn das System ein Problem erkennt und sich durch ein Signal meldet, muss der Fahrer das Steuer übernehmen.
- Damit ein Auto hochautomatisiert fahren darf, muss die Technik dafür bestimmten Vorgaben entsprechen. So gibt es seit Anfang 2021 eine Bauart-Vorschrift für den Autobahn-Staupilot.
- Beim vollautomatisierten Fahren führt das Fahrzeug alle Fahraufgaben selbsttätig durch. Der Wagen kann auch längere Strecken ohne Eingriff zurücklegen.
- Bisher ist vollautomatisiertes Fahren in Deutschland nur auf vorab genehmigten Betriebsbereichen erlaubt. Anwendungsfälle werden deshalb laut ADAC zunächst vor allem Shuttlebusse auf Firmengeländen oder bei Messen sein.
Quelle: ADAC
Der Leiter der Professur für Kraftfahrzeugtechnik an der TU Dresden, Günther Prokop, erklärt, dass dafür "eine umfassende Kenntnis des Straßenverkehrs hinsichtlich des Fahrverhaltens, der Interaktionen zwischen Verkehrsteilnehmenden und dem Zustandekommen kritischer Verkehrssituationen" notwendig sei. Das heißt: Der Verkehr soll beobachtet werden, damit die Forscher besser verstehen, für welche möglichen Situationen und Schwierigkeiten Fahrerassistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen vorbereitet sein sollten.
MDR (jwi)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 18. Januar 2024 | 16:30 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/da52ff1d-89db-4d2a-8c81-7dfb84f590c2 was not found on this server.