Landwirtschaft Sachsens Bauern trotz Auszahlung der EU-Gelder enttäuscht
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16. Februar 2024, 17:51 Uhr
Lange hatten Sachsens Landwirte auf die Auszahlung der EU-Agrarsubventionen gewartet. Zwischenzeitlich forderten sie sogar den Rücktritt des sächsischen Agrarministers. Ende Januar floss das Geld schließlich. Doch trotzdem ist die Enttäuschung bei einigen Landwirten groß.
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- Die Bauern beklagen, dass das Antragsverfahren diesmal schwieriger war als sonst.
- Der Landesbauernverband geht davon aus, dass 30 Prozent der Betriebe sanktioniert werden.
- Zahlreiche Bauern wollen sich mit dem Problem an die Politik wenden.
Thomas Rößner und Stefan Heilemann leiten die Agrarprodukte Kitzen e.G., einen großen Landwirtschaftsbetrieb südlich von Leipzig. Wie viele andere Landwirte in Sachsen, haben sie Fördergelder der Europäischen Union beantragt. Weil Stefan Heilemann erst 36 ist, hatte der Betrieb Fördergeld aus dem "Junglandwirte-Programm" beantragt, das an Betriebsleiter unter 40 gezahlt wird. Aber das Amt für Landwirtschaft in Zwenkau habe nicht mitgespielt. Da er nicht der einzige Chef im Betrieb ist, sei die Auszahlung verweigert worden.
"Für uns ist das absolut nicht verständlich, wir haben einen gewählten Vorstand, der eindeutig Junglandwirt ist, der die Ausbildung mitbringt und die Entscheidungsbefugnisse im Betrieb hat. Wir sind auch Ausbildungsbetrieb, haben zwischen fünf und neun Azubis. Wenn nicht wir die Junglandwirtprämie kriegen sollten, wer dann?", fragt sich der Vorstand Thomas Rößner.
17.000 Euro stehen auf dem Spiel
Immerhin gehe es um 17.000 Euro. Anderen Bauern gehe es ähnlich, sagt Rößner, der im Vorstand des Landesbauernverbandes sitzt. Dort hätten sich viele Landwirte beklagt, dass ihnen die wichtigen Flächenprämien gekürzt wurden. Das Antragsverfahren sei schwieriger als sonst gewesen, denn Förderrichtlinien und entsprechende Software kamen erst sehr spät bei den Bauern an. Deshalb sei es schnell zu Fehlern gekommen, die die Fördergelder gefährden, erklärt Thomas Rößner.
Streit um jeden Quadratmeter Land
Auf seinem Computermonitor zeigt er, wie an bestimmten Stellen zum Beispiel der Insekten- und Artenschutzstreifen in den Bereich hineinragt, wo Leguminosen beziehungsweise Hülsenfrüchte angebaut werden. "Es kann sein, dass diese Quadratmeter rausgemessen werden. Je nachdem, wie genau ich das machen möchte." Komme es dazu, dann erfülle er seinen prozentualen Anteil an Leguminosen an dieser Stelle nicht. Für die Fördergelder sei das aber wichtig. "Das sind ganz viele Kleinteile", sagt der Betriebschef.
Bauernverband: 30 Prozent der Betriebe betroffen
Der Landesbauernverband schätzt, dass wegen fehlerhafter Anträge bis zu dreißig Prozent der Betriebe sanktioniert werden. In anderen Jahren treffe das nur auf maximal fünf Prozent der Betriebe zu. Aktuell müssten die Bauern mit fehlerhaften Anträgen mit deutlichen Förderprämien-Kürzungen durch die Landwirtschaftsämter rechnen.
Fehler wegen Zeitknappheit
Wenn der Landwirt nicht vorsätzlichen einen Fehler gemacht habe, sondern nur wegen der Zeitknappheit und der vielen Maßnahme, die auf ihn einstürmen, nicht alles beachten konnte, sei es nicht gerechtfertigt, wenn zehn Prozent der Gelder einbehalten würden, sagt Rößner. "Das ist nicht gerechtfertigt und muss diskutiert werden."
Der Unmut unter den betroffenen Bauern ist offenbar groß. Denn jede Kürzung der Flächenprämie - zwischen 190 und 240 Euro je Hektar - schmerzt die Betroffenen sehr. Der Bauernverband sammelt nach eigenen Angaben derzeit alle Fälle und will mit der Politik nach Lösungen suchen.
MDR (sth/she)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 16. Februar 2024 | 19:00 Uhr