Heizungsbauer berichten Warum Wärmepumpen in Sachsen-Anhalt weniger nachgefragt werden
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23. Juli 2024, 09:23 Uhr
Fragt man das Umweltbundesamt, ist die Wärmepumpe für die meisten Haushalte die beste Wahl. Doch Hausbesitzer in Sachsen-Anhalt sehen das anders: Längst sind andere Technologien wieder stärker gefragt. MDR SACHSEN-ANHALT hat mit Heizungsbauern über die möglichen Gründe gesprochen.
- Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist in Sachsen-Anhalt rückläufig.
- Heizungsbauer berichten, dass ihre Kunden aus verschiedenen Gründen mehr auf andere Technologien setzen.
- Aus Sicht des Umweltbundesamtes ist die Wärmepumpe dennoch in der Regel die erste Wahl – es sieht aber Aufklärungsbedarf.
Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) in Dessau-Roßlau, rührt unermüdlich die Werbetrommel für die Wärmepumpe. Der Chef von Deutschlands wichtigster Naturschutzbehörde ist überzeugt davon, dass an dieser Technologie kein Weg mehr vorbei führt. Für 80 bis 85 Prozent der deutschen Haushalte seien Wärmepumpen die richtige Wahl. Man müsse mehr über die Vorteile informieren, so Messner. Auch Verbände der Heizungsbauer und -hersteller fordern bessere Aufklärung, da Verbraucher verunsichert und teilweise falsch informiert seien.
In Norwegen und Schweden, wo es deutlich kälter ist als bei uns, sehen wir, wie das breitenwirksam eingesetzt wird. Da müssen wir jetzt die richtigen Schritte nach vorn machen, mit einer richtigen Informationspolitik. Das versuchen wir vom UBA auch. In 80 bis 85 Prozent der Fälle ist die Wärmepumpe das richtige Instrument. Das muss die Story sein.
Der UBA-Präsident muss aber einräumen, dass diese Botschaft noch nicht in der Bevölkerung angekommen ist. Im Gegenteil. Während in anderen Ländern, so Messner, der Absatz von Wärmepumpen steigt, geht er in Deutschland sogar wieder zurück. Nach Angaben des Heizungsverbandes BDH wurde voriges Jahr bundesweit noch mehr als 350.000 Wärmepumpen abgesetzt, im ersten Quartal dieses Jahres schrumpfte der Absatz um annähernd 30 Prozent. Dabei wird der Umstieg von fossilen zu erneuerbaren Energien hierzulande mit bis zu 70 Prozent der Anschaffungskosten gefördert.
Diesen anhaltenden Trend bestätigen Heizungsbauer aus der Region. Torsten Scholtyßek, Geschäftsführer der Firma Merker in Wittenberg, spricht vom vorläufigen Ende eines Booms. "In den vergangenen beiden Jahren kamen wir kaum hinterher. Alle wollten eine Wärmepumpe haben. Inzwischen sind aber wieder Gasheizungen und moderne Ölheizungen gefragt", so Scholtyßek.
Maßgeschneiderte Lösungen und Alternativen sind gefragt
Seinen Angaben zufolge interessieren sich einige Kunden auch für Hybridmodelle, die zum Beispiel die Vorzüge einer Gasheizung mit einer Wärmepumpe koppeln. Allerdings seien solche dualen Heizungssysteme vergleichsweise teuer und werden deshalb selten installiert.
Lothar Dieringer aus Halle, der sich vor 32 Jahren selbständig gemacht hat, findet, dass eine Normalisierung eingetreten ist. "Für manche Häuser passt eine Wärmepumpe nicht. Da sind Gas- oder Ölheizungen einfach besser. Wir bauen nur ein, was sinnvoll ist."
Heizen mit Öl und Gas wird in der Zukunft deutlich teurer
Durch den ansteigenden CO2-Preis wird das Heizen mit Öl und Gas deutlich teurer, wie die Verbraucherzentrale mitteilt. Ab 2027 wird der CO2-Preis dann durch einen europäischen Emissionshandel für Gebäude und Verkehr ersetzt. Zahlreiche Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Preis für CO2 dann nochmal deutlich ansteigt und somit auch das Heizen mit Öl und Gas teurer wird.
Auch Pelletheizungen oder Holzvergaser könnten eine Alternative darstellen. Laut Dieringer, der im Vorstand des Innungsverbandes Sanitär, Heizung und Klima SHK Sachsen-Anhalt sitzt, müssen Heizungen vor allem für Wärme sorgen und wirtschaftlich sein.
Nach Angaben von Dieringer geht es um individuelle Lösungen. Eine Wärmepumpe benötige zum Heizen große Flächen. Häuser, die keine Fußbodenheizung oder nur kleine Heizkörper haben, seien deshalb nicht immer für diese Technologie geeignet. Außerdem gebe es mitunter Platzprobleme; Abstandsflächen zu Nachbargrundstücken müssten eingehalten werden.
Hinweise vom Bundesumweltministerium zum Heizen mit Holz und zu Wärmepumpen
Beim Heizen mit Holz ist zu beachten, dass diese Option in der Regel nicht klimaneutral ist, wie das Bundesumweltministerium schreibt. Die CO2-Emissionen sind demnach pro Wärmeeinheit höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas. Darüber hinaus entstehen dadurch Feinstaub-Emissionen, die gesundheitsschädlich sind.
Bei der Wärmepumpe kommt das Ministerium zum Schluss, dass sie sich bereits für einen großen Teil bestehender Gebäude eignet. So informiert die Institution, dass bereits 2021 zwei Drittel der verkauften Geräte in Bestandsgebäuden zum Einsatz kamen.
Statistik: Alte Wohnsubstanz, Gas wichtigster Energieträger
Aktuell sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Halle etwa 20.100 Wärmepumpen in Betrieb. Damit liegt die umweltfreundliche Technologie in Sachsen-Anhalt nur auf Platz fünf, noch hinter reinen Strom- oder Pelletheizungen. Stark vertreten ist weiterhin Öl. Damit werden 122.000 Heizungen befeuert. Wichtigster Energieträger bleibt aber unangefochten das Gas: Derzeit laufen in Sachsen-Anhalt 332.000 Gasheizungen. Wie aus Statistiken zu entnehmen ist, hängt das auch mit dem Wohnungsbestand in Sachsen-Anhalt zusammen. Von den etwa 581.000 Wohngebäuden sind 306.000 vor 1949 errichtet worden. Seit der politischen Wende wurden 149.000 Häuser neu gebaut.
MDR (André Damm, André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 22. Juli 2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Juli 2024 | 12:00 Uhr