Porträt Sachsen-Anhalt braucht mehr Frauen in der Kommunalpolitik

03. November 2023, 20:29 Uhr

Der Frauenanteil in der Kommunalpolitik ist weiter sehr niedrig. In Sachsen-Anhalt liegt er bei unter 20 Prozent. Unter dem Kampagnentitel "FRAUEN.MACHT.POLITIK!" platziert der Landesfrauenrat in Sachsen-Anhalt bis zur Kommunalwahl 2024 und darüber hinaus Workshopangebote, um Frauen Mut zu machen, sich politisch zu engagieren. Der Auftakt dazu fand in Salzwedel statt. Die politikinteressierte Altmärkerin Nadine Schütte war dabei.

Eine blonde Frau mit Brille
Bildrechte: Carina Emig

Verwaltungswirtin Nadine Schütte hat Familie und einen verantwortungsvollen Job. Doch das reicht der 41-Jährigen nicht. Sie will etwas bewirken, engagiert sich deshalb seit vier Jahren nach der Arbeit ehrenamtlich in der Kommunalpolitik im männerdominierten Stadtrat von Arendsee. In dem sitzen 16 Männer und nur drei Frauen, eine davon ist Nadine Schütte für die Partei die Linke: "Ich möchte jeder Frau Mut machen, sich politisch zu engagieren. Aber man muss sich das gut organisieren."

Weil Frauen noch immer einen Großteil der Care-Arbeit wie Kinderbetreuung oder Altenpflege übernehmen, seien sie ohnehin schon einer Doppelbelastung durch Beruf und Familie ausgesetzt, weiß Politikwissenschaftler Dr. Hendrik Träger von der Universität Leipzig.

Kommunalpolitik frisst Zeit

Um ihre Rolle als Stadträtin verantwortungsvoll auszufüllen, hat sich Nadine Schütte flexible Arbeitszeiten organisiert. Und sie hat einen Mann, der sich um die Kinder kümmert und einen Arbeitgeber, der sie unterstützt. Nur so funktioniert es, dass die Kommunalpolitikerin am Nachmittagsworkshop "Reif für politisches Engagement? Legen Sie los!" teilnehmen kann. Der richtet sich explizit an Frauen, die in der Kommunalpolitik mitmischen möchten. Organisiert haben ihn Claudia Masuch vom Altmarkkreis und Elisabeth Seyer vom Landkreis Stendal. Beide sind Gleichstellungsbeauftragte und wünschen sich mehr Frauen in politischen Ämtern.

Denn hier gibt es zu viele alte Menschen und zu viele Männer in Städte- und Gemeinderäten und auch im Kreistag. Bis zur Kommunalwahl 2024 müsse sich das dringend ändern, sagt Claudia Masuch. "Aktuell liegt der Frauenanteil unter den Städte- und Gemeinderäten im Altmarkkreis Salzwedel bei 18,04 Prozent. Im Kreistag liegt der Frauenanteil sogar nur bei 16,28 Prozent." Die geringe Beteiligung in kommunalpolitischen Gremien wirke sich weitreichend auf gleichstellungsrelevante Entscheidungen aus. Entscheidungen rund um Familie und Frauen würden oft nicht so getroffen, wie die das bräuchten.

Workshops für interessierte Frauen

"FRAUEN.MACHT.POLITIK!" fordert auch der Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V. mit seiner aktuellen Kampagne. Bis zur Kommunalwahl 2024 unterstützen Landesfrauenratschefin Daniela Suchantke und ihr Team gezielt Frauen auf ihren Weg in politische Ämter.

Denn Kommunalpolitik sei die Basis der Demokratie. Was hier entschieden würde, beeinflusse den Alltag der Bevölkerung direkt. "Fragen der Vereinbarkeit, gerechter Lohn, familien- und frauenfreundliche Stadtplanung, Gewaltfreiheit – dies sind nur einige Beispiele", so Daniela Suchantke. Suchantke und ihre Mitstreiterinnen organisieren daher in ganz Sachsen-Anhalt bis zur Kommunalwahl im kommenden Jahr und darüber hinaus Workshopangebote, die interessierte Frauen nutzen können.

Ich wollte in der Region, wo ich lebe, etwas erreichen und verändern.

Nadine Schütte, ehrenamtliche Stadträtin in Arendsee

Frauenanteil teils unter 20 Prozent

Es sollen mehr Frauen in die Politik, denn noch immer sind Frauen und Männer in keinem Bundesland in Kommunalparlamenten gleich vertreten. Den höchsten Frauenanteil hat Berlin mit knapp 40 Prozent. Mit nur rund 20 Prozent bildet Sachsen-Anhalt zusammen mit Sachsen das Schlusslicht. Ein noch größeres Gefälle zeigt sich zwischen Stadt und Land. In Sachsen-Anhalt gibt es den höchsten Frauenanteil in Halle mit knapp 32 Prozent, den niedrigsten in Mansfeld-Südharz mit gerade mal 12,5 Prozent. Auch im Altmarkkreis liegt er weit unter 20 Prozent.

Bis zur Bürgermeisterwahl in Arendsee

Mehr tun für Kinder und Familien – so kam Nadine Schütte zur Politik und bis heute sind das ihre politischen Kernthemen. "Ich wollte in der Region, wo ich lebe, etwas erreichen und verändern." Schließlich bat man sie zur letzten Stadtratswahl, sich aufstellen zu lassen. "Dann wurde ich tatsächlich gewählt", erzählt Nadine Schütte stolz am Rande des Workshops.

Nadine Schütte am Schreibtisch in ihrem Büro 1 min
Bildrechte: MDR/Carina Emig
1 min

Über den Förderverein des Kindergartens ist Nadine Schütte letztlich in die Kommunalpolitik gekommen, wie sie MDR SACHSEN-ANHALT berichtet.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 02.11.2023 15:30Uhr 00:56 min

https://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/audio-stadtraetin-arendsee-100.html

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Sogar bei der letzten Bürgermeisterwahl trat sie als eine von acht Kandidaten an und landete immerhin auf dem dritten Platz. Bei der nächsten Wahl will sie es wieder versuchen. Die Veranstaltung in Salzwedel nutzt Nadine Schütte, um sich zu vernetzten und weiter dazuzulernen. Für Nadine Schütte wird es ein langer Tag, denn am Abend steht die nächste Stadtratssitzung in Arendsee an, an der sie natürlich auch noch teilnimmt.

Mehr zum Thema: Frauen in Kommunalpolitik

MDR (Carina Emig, Susanne Ahrens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. November 2023 | 19:00 Uhr

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