Klimawandel und Veggie-Trend Mehr Sojaanbau in Sachsen-Anhalt erwartet
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08. Juli 2023, 07:55 Uhr
Vegetarische und vegane Lebensmittel zum Beispiel aus Soja werden immer beliebter. Das macht den Anbau der Sojabohne auch für die Bauern hierzulande interessant. In Sachsen-Anhalt nimmt der Sojaanbau bereits zu. Der Landesbauernverband erwartet deshalb, dass sich der Trend weiter fortsetzen wird. Aktuell stammt importiertes Soja meist aus Südamerika. Das Problem: Dort wird für neue Ackerflächen der Regenwald abgeholzt. Aus dem Großteil des geernteten Sojas entsteht Tierfutter.
- In Sachsen-Anhalt wird in Zukunft voraussichtlich mehr Soja angebaut.
- Ein Grund: Die Nachfrage nach Sojaprodukten steigt. Aber auch der Klimawandel spielt eine Rolle.
- Der Soja-Anbau in Deutschland hat keinen Einfluss auf die Produktion in Südamerika. Dort ist der Anbau von Soja besonders problematisch.
In Sachsen-Anhalt könnte künftig mehr Soja angebaut werden. Wie der Landesbauernverband mitteilt, hat sich die Anbaufläche allein von 2021 auf 2022 mehr als verdoppelt – von rund 1.200 Hektar auf über 2.600 Hektar. Der Verband geht deshalb davon aus, dass der Sojaanbau in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Soja wird in Sachsen-Anhalt unter anderem im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, im Burgenlandkreis, im Saalekreis und im Salzlandkreis angebaut.
Zur Einordnung: Obwohl immer mehr Soja angebaut wird, hat die Pflanze mit etwas weniger als einem Prozent aktuell nur einen kleinen Anteil am gesamten landwirtschaftlichen Anbau in Sachsen-Anhalt. Nach Aussage des Bauernverbandes ist das bei sogenannten Sonderkulturen üblich. Dazu gehören neben der Sojabohne zum Beispiel auch Heil- und Gewürzpflanzen.
Bauernverband: Sojaprodukte stark nachgefragt
Als Gründe für die erwartete Zunahme des Sojaanbaus nennt der Landesbauernverband die steigende Nachfrage nach Sojaprodukten in der Lebensmittelindustrie. Dazu zählen zum Beispiel Tofu, Sojamilch und Fleischersatzprodukte. Reste, die bei der Lebensmittelherstellung entstehen, könnten als Tierfutter verwertet werden – zum Beispiel sogenannter Extraktionsschrot, der bei der Ölherstellung übrig bleibt.
Gleichzeitig ermögliche der Sojaanbau den Bauern, ihre Anbaupalette zu erweitern und die Fruchtfolge anzupassen. Durch den Einbau von Soja in die Fruchtfolge könnten Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenschutz optimiert werden. Das hängt damit zusammen, dass Soja Luftstickstoff bindet und ihn für andere Pflanzen verfügbar machen kann. In der Folge müssen Landwirte weniger Stickstoffdünger einsetzen. Ein weiterer Vorteil ist dem Bauernverband zufolge, dass durch den regionalen Sojaanbau Transportwege und CO2-Emissionen reduziert werden.
Stichwort: Sojabohne Die Sojabohne gehört zu den Hülsenfrüchten und kommt ursprünglich aus Ostasien. Weltweit wird der Großteil des angebauten Sojas zu Tierfutter verarbeitet. Darüber hinaus werden aus Soja unter anderem Tofu, Sojasauce und Sojamilch hergestellt. Sojaöl findet sich zum Beispiel in Margarine, Mayonnaise und Kosmetik. Außerdem lässt sich aus Soja auch Biodiesel gewinnen.
Klimawandel verändert Landwirtschaft
Auch der Klimawandel trage dazu bei, dass Landwirte immer öfter auf exotische Pflanzen zurückgriffen, so der Landesbauernverband. Sojabohnen bräuchten zum Beispiel viel Wärme. Das veränderte Klima führt demnach aber auch dazu, dass andere Pflanzenkrankheiten und Schädlinge auftreten, auf die sich die Bauern erst einmal neu einstellen müssen. In der Folge könne sich auch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verändern, da ihr Einsatz bei Pilzkrankheiten oft die einzige Möglichkeit sei, Ausfälle zu vermeiden.
Kein Einfluss auf ausländischen Sojaanbau
Obwohl der Sojaanbau in ganz Deutschland zunimmt, rechnet der Bauernverband nicht mit Auswirkungen auf Länder wie Brasilien, aus denen weltweit das meiste Soja importiert wird. Den Angaben zufolge werden in Brasilien auf mehr als 40 Millionen Hektar Sojabohnen angebaut. In Deutschland waren es im letzten Jahr 51.000 Hektar. Dadurch könnte sich die Importmenge hierzulande zwar etwas verringern, auf die Produktion in Südamerika wirke sich das aber nicht aus.
Sojaanbau vor allem in Südamerika problematisch
Der Sojaanbau hat der Naturschutzorganisation WWF zufolge weltweit vor allem deshalb zugenommen, weil die Nachfrage nach Soja als Tierfutter immer größer wird. Der Großteil der Sojabohnen kommt demnach aus den USA, Brasilien und Argentinien. Das Problem: Um neue Ackerflächen zu gewinnen, wird in Südamerika Regenwald abgeholzt. Das beeinflusst wiederum den Klimawandel, weil dabei große Mengen CO2 freigesetzt werden.
Artensterben als Folge des Sojaanbaus
Nach Angaben des WWF werden dadurch auch globale Wasserkreisläufe beeinflusst und die Luftqualität verschlechtert. Außerdem würden wichtige Lebensräume zerstört, was einen rapiden Artenverlust zur Folge habe. Ein weiteres Problem sei, dass Soja oft in Monokulturen angebaut werde, in denen immer neue Pestizide zum Einsatz kämen. Diese schaden demzufolge Boden und Gewässern.
Gleichzeitig würden besonders in Südamerika genetisch veränderte Sojabohnen angebaut. In der EU dürfen diese Pflanzen zwar nicht angebaut werden, als importierter Sojaschrot im Tierfutter kommen sie aber trotzdem in Länder wie Deutschland.
MDR (Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. Juli 2023 | 15:30 Uhr
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