Exotisches Obst und Gemüse Warum ein Bauer aus Sachsen-Anhalt Melonen und Kiwibeeren anbaut
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10. Juni 2023, 08:00 Uhr
Der Familienbetrieb Obsthof Langels hat nicht nur Süß- und Sauerkirschen auf seinen Feldern, sondern auch Melonen und Kiwibeeren. Die beiden exotischen Obstsorten kommen mit dem regionalen Klima gut klar und erfreuen sich mittlerweile großer Beliebtheit. Auch landesweit beobachtet der Bauernverband Sachsen-Anhalt, dass immer mehr Landwirte mit neuen Obst- und Gemüsesorten experimentieren. Ein möglicher Grund ist neben dem Klimawandel, dass sogenannte "Superfoods" immer beliebter werden.
- Der Obsthof Langels baut in Aseleben Melonen und Kiwibeeren an. Besonders bei den Melonen gab es in den ersten Jahren ein paar Probleme.
- Bereits seit 2010 experimentieren landesweit immer mehr Bauern mit exotischem Obst und Gemüse. Ein Grund: Das gestiegene Interesse an sogenannten "Superfoods".
- Der Bauernverband Sachsen-Anhalt rechnet damit, dass mit dem Klimawandel künftig mehr Landwirte auf neue Sorten umsteigen.
Auf einem Feld in der Nähe von Aseleben im Landkreis Mansfeld-Südharz wachsen kleine Pflänzchen auf einer Folie. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, doch das täuscht. Denn hier wachsen Melonen. Und nicht nur das. Ein Stück weiter gibt es auch ein Feld mit Kiwibeeren-Sträuchern.
Die Idee für die Melonen hatte Obstbauer Roman Langels 2018 auf einer Tschechien-Reise. Dort verkaufte ein Stand Früchte aus eigenem Anbau. "Da kam uns der Gedanke: Wenn das in Tschechien funktioniert, warum soll das nicht auch hier in Sachsen-Anhalt funktionieren?", erinnert sich Langels.
Die Kiwibeeren begegneten ihm zum ersten Mal in der Ausbildung. "Mein Lehrmeister hatte eine kleine Fläche mit Kiwibeeren und das hat mich fasziniert." Später beschäftigte sich der gebürtige Rheinländer nach eigener Aussage zusammen mit seiner Familie intensiver mit den Kiwibeeren. 2018 entschieden sie sich, das Ganze mal auszuprobieren. "Wir hatten vorher Äpfel im Anbau und suchten dann für den Herbst eine neue Kultur. Da passte die Kiwibeere super rein."
Kiwibeeren und Melonen: Ernteerfolge und Startschwierigkeiten
Während bei den Melonen schon im ersten Jahr zu sehen war, wie gut die Pflanzen mit dem regionalen Klima zurechtkommen, dauerte es bei den Kiwibeeren ganze vier Jahre. Die mehrjährigen Klettersträucher tragen nämlich nicht sofort Früchte. "Die Kiwibeere gehört zur gleichen Familie wie die Kiwi, ist jedoch kleiner und hat keine haarige Schale", erklärt Roman Langels. Deshalb könne man die Früchte auch direkt vom Strauch essen.
Nach der vierjährigen Wartezeit bei den Kiwibeeren war die erste Ernte 2021 direkt ein Erfolg. Beim Melonen-Anbau gab es dagegen die ein oder andere Herausforderung. Zuerst wurde getestet, welche Sorten unter den örtlichen Bedingungen am besten wachsen. Von den fünf angepflanzten Sorten setzten sich am Ende die kernarmen Mini-Melonen "Master" und "Conguita" durch, erzählt Langels.
Bei den Melonen habe es zum Beispiel Probleme mit Mäusen und Krähen, die sich an den Früchten bedient hätten. "In einem Jahr gab es bei den Mäusen eine extrem große Population. Da haben wir einen Graben um das Feld gezogen, der sie daran gehindert hat auf das Melonenfeld zu kommen", so Langels. Die Krähen zu vertreiben, sei es etwas schwieriger gewesen, aber mit Knallapparaten und Sitzgelegenheiten für Greifvögel, habe man die Lage ganz gut in den Griff bekommen.
Melonen und Kiwibeeren in Hofläden und Supermärkten beliebt
Die Melonen aus Sachsen-Anhalt kann man landesweit in Hofläden kaufen. Dort erfreuen sie sich Langels zufolge großer Beliebtheit. "Wir haben den Vorteil, dass wir die Melonen sehr gut ausreifen lassen können. Wir geben außerdem sehr wenig Wasser, zur Ernte stellen wir die Bewässerung sogar ganz ein. Dadurch erhalten wir kleinere Früchte, die aber deutlich intensiver schmecken."
Zwischenzeitlich habe es die Melonen auch in regionalen Supermärkten gegeben. Allerdings hätten die kleineren und teureren Früchte aus Sachsen-Anhalt nicht mit den größeren und billigeren importierten Melonen aus dem Ausland konkurrieren können. Deshalb konzentriert sich der Obsthof Langels nun auf die Vermarktung in den Hofläden.
Die Kiwibeeren werden dagegen nicht nur in Hofläden, sondern vor allem in Supermärkten wie Rewe und Edeka angeboten und sind ein echter Erfolg. Für die Zukunft kann sich Roman Langels vorstellen – je nach Nachfrage – mehr Kiwibeeren anzubauen. Gerade experimentiert seine Familie noch mit verschiedenen Sorten. Ansonsten ist Langels auch offen dafür, weiteres exotisches Obst und Gemüse im Anbau auszuprobieren. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.
Profitipp: Wie man eine reife Melone im Laden erkennt
Bei reifen Melonen bildet sich an der Liegefläche ein gelber Fleck.
Entwicklung seit 2010: Mehr neue Pflanzen in Sachsen-Anhalt
Neben Melonen und Kiwibeeren finden sich in Sachsen-Anhalt noch andere exotische Obst- und Gemüsesorten. Dem Landesbauernverband zufolge werden unter anderem Goji-Beeren, Aronia, Rispenhirse und Soja-Bohnen angebaut. Auch Kichererbsen und Quinoa gibt es mittlerweile auf Sachsen-Anhalts Feldern.
Ab 2010 haben nach Aussage des Verbandes mehrere Landwirte angefangen, diese und weitere exotische Pflanzen anzubauen. Demnach gibt es zum Beispiel seit 2011 Goji-Beeren im Harz, seit 2017 Aronia-Beeren im Landkreis Wittenberg und seit 2018 Wassermelonen im Landkreis Mansfeld-Südharz. Die Hochschule in Bernburg betreibt zudem Versuchsfelder, auf denen unter anderem der Anbau von Erdnüssen und Chia-Samen getestet wird.
Die Grafik geht nicht auf alle exotischen Obst- und Gemüsesorten in Sachsen-Anhalt ein, sondern führt nur einige Beispiele auf.
Superfood-Trend als mögliche Ursache
Einen möglichen Grund für diese Entwicklung sieht der Bauernverband Sachsen-Anhalt in einer veränderten Nachfrage. Weil sogenannte "Superfoods" immer beliebter würden, mache das auch den Anbau interessanter. Gleichzeitig betont der Verband, dass in der Landwirtschaft schon immer mit neuen Pflanzen und Sorten experimentiert wurde.
Alllerdings sei der Obst- und Gemüseanbau in Sachsen-Anhalt im Vergleich herausfordernder als in anderen Regionen, weil es landesweit sehr wenig Regen gebe. Nach Daten des Deutschen Wetterdienstes ist Sachsen-Anhalt sogar das trockenste Bundesland. Dementsprechend gehen die Landwirte dem Bauernverband zufolge immer auch ein Risiko ein, weil im Vorfeld nicht abzusehen ist, wie gut die fremden Pflanzen das regionale Klima vertragen. So bräuchten beispielsweise Melonen und Soja-Bohnen viel Wärme.
Künftig mehr exotisches Obst und Gemüse erwartet
Der Trend zu immer trockeneren und heißeren Sommern hat nach Aussage des Landesbauernverbandes in den letzten Jahren dazu geführt, dass Landwirte verstärkt Sorten anbauen, die diesem Klima trotzen können. Gleichzeitig würden neue Anbauverfahren getestet oder mit neuen Obst- und Gemüsesorten experimentiert. Wie stark sich der Anbau exotischer Kulturen künftig verbreiten wird, lässt sich dem Verband zufolge aber nur schwer vorraussagen.
"Die jüngere Vergangenheit hat in der Praxis gezeigt, dass auch in Sachsen-Anhalt exotische Kulturen gedeihen können", so ein Sprecher des Bauernverbandes. Durch diese positiven Beispiele rechne man damit, dass sich der Trend zum Anbau neuer Obst- und Gemüsesorten fortsetzen werde. Ob solche Neuansiedlungen Erfolg hätten, hänge aber von der Klimaentwicklung, der erwarteten Nachfrage und der Risikobereitschaft der Betriebe ab.
MDR (Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Juni 2023 | 14:30 Uhr
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