Ein leeres Klassenzimmer
Leere Klassenzimmer: In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Schuljahr zahlreiche Stunden ausgefallen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Armin Weigel

Allgemeinbildende Schulen Fünf Prozent des Unterrichts im vergangenen Schuljahr ausgefallen

08. August 2024, 05:00 Uhr

An den allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt konnten im vergangenen Jahr viele Unterrichtsstunden nicht wie geplant stattfinden. Fünf Prozent des Unterrichts sind sogar komplett ausgefallen. Das geht aus der Antwort des Bildungsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor. Die Belastung für Lehrkräfte hat immer weiter zugenommen – und es fehlt an neuen Lehrerinnen und Lehrern.

Jede neunte Stunde in Sachsen-Anhalts allgemeinbildenden Schulen ist im vergangenen Schuljahr nicht so unterrichtet worden, wie es der Stundenplan vorgibt – weil die Lehrerin oder der Lehrer nicht da ist. Das geht aus der Antwort des CDU-geführten Bildungsministeriums auf eine Kleine Anfrage des Linken-Politikers Thomas Lippmann hervor.

Überrascht hätten ihn die Zahlen zwar nicht, sagt Lippmann. Wer aber gehofft habe, dass es nach Jahren der Corona-Pandemie besser werde, der dürfte enttäuscht sein. Lippmann beobachtet die Situation seit Jahrzehnten: "Wenn man die letzten fünf Jahre nimmt: von 9,16 von 11,38 [Prozent, Anm. d. Red.] – das sind mehr als zwei Prozentpunkte auf die Gesamtversorgung, die da ausfallen. Das ist schon heftig."

Nun bedeuten diese Zahlen nicht, dass jede neunte Stunde – also elf Prozent – ersatzlos gestrichen wurde. Allerdings, das ergeben die Zahlen des Bildungsministeriums: Den Totalausfall gab es für gut fünf Prozent des Unterrichts. Der Rest wurde durch Vertretungslehrerinnen und -lehrer aufgefangen oder anders ermöglicht, etwa durch das Zusammenlegen von Klassen.

Weniger Ausfall an Gymnasien

Die Daten zeigen auch große Unterschiede zwischen den Schulformen – auch, wenn alle betroffen seien, auch das Gymnasium: "Da verschlechtert sich die Situation auch, aber sie verschlechtert sich weniger drastisch als an allen anderen Schulformen, insbesondere an den Förderschulen, aber auch an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen und den Grundschulen. Am Gymnasium leben alle natürlich am besten", sagt Lippmann.

Hauptgrund für den Ausfall von Lehrkräften: Krankheit. Für Lippman ein klares Zeichen, dass die vor anderthalb Jahren eingeführte zusätzliche Wochen-Unterrichtsstunde, die sogenannte Vorgriffsstunde, kontraproduktiv war: "Da wird einfach die Zunahme der Belastung aus einer Stunde mehr, in der Gesellschaft und auch im Bildungsministerium schlichtweg unterschätzt."

Für Eva Gerth, Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, abeiten viele Lehrkräfte an der Grenze ihrer Belastung. Das zeige sich darin, "dass mehr als die Hälfte der Lehrkräfte den Schuldienst mit der erstmöglichen Rente oder Pension verlassen, ungefähr mit 63 Jahren. Dass sich doch einige bereiterklärten, einige Stunden weiterhin zu unterrichten, zeigt: Es braucht bessere Bedingungen".

Maßnahmen der Politik nicht erfolgreich

Vorgriffsstunde, Seiteneinsteigende, Kampagnen zur Gewinnung neuer Lehrkräfte, permanente Ausschreibungen – das alles scheint sich bislang kaum spürbar auf den Unterrichtsausfall in den Klassen auszuwirken.

Das wirft auch in der schwarz-rot-gelben Koalition die Frage nach den richtigen Maßnahmen auf. Bildungspolitikerin Katja Pähle von der SPD: "Ich bin immer noch skeptisch, ob die Vorgriffsstunde das richtige Instrument ist, aber wir müssen Maßnahmen ergreifen."

Statt eines Instruments hätte parallel auch an anderen gearbeitet werden müssen: "Zum Beispiel externe Partner schneller einzubinden, Verträge zu machen mit außerschulischen Lernorten, aber auch mit ehemaligen Lehrkräften, die gerade bei Unterrichtsausfall einspringen könnten". Schulen bräuchten dafür auch die nötige Flexibiliät, betont Pähle.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 08. August 2024 | 06:10 Uhr

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