Wassertourismus Neue Stege, neue Gäste? Was der Salzlandkreis vom Wassertourismus erwartet
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14. April 2025, 05:00 Uhr
Der Salzlandkreis hat entlang der Saale Millionen investiert – für sieben neue Steganlagen zwischen Calbe und Könnern. Sie sollen Wasserwanderern, Hausboot-Urlaubern und Freizeitkapitänen das Anlegen erleichtern – und so den Tourismus in der Region stärken. Doch reicht neue Infrastruktur allein, um Gäste anzulocken und die Wirtschaft zu beleben? Eine Bestandsaufnahme am Saaleufer.
- Der Salzlandkreis hat an der Saale sieben neue Bootsstege angelegt.
- Die Orte erhoffen sich dadurch mehr Gäste.
- Es gibt aber auch neue Herausforderungen.
Vorsaisonidylle auf der Saale in Bernburg. Noch ist wenig los auf dem Wasser, aber am Ufer umso mehr. In Gröna bereiten sich Gastronom Tobias Kranig und seine Kollegen auf die Saison vor. Hier liegt die MS Gröna – eine Gaststätte und ein beliebtes Ausflugsziel direkt an der Saale. Hier machen Radfahrer auf dem Saaleradweg Station, aber auch viele Freizeitkapitäne. Für sie gibt es sogar einen Drive-In. Getränke und Eis werden im Sommer aus einer Luke am Schiffsrumpf serviert: für Bootsfahrer, die nicht aussteigen wollen. Anlegen wird jetzt deutlich komfortabler. Direkt neben der MS Gröna gibt es einen neuen Bootssteg. Einen von sieben, die hier entlang der Saale gebaut wurden.
Gastronomie am Fluss: Hoffnung auf neue Gäste
"Mit dem neuen Steg bin ich optimistisch, dass auch noch andere den Wassertourismus mehr nutzen und dann auch bei uns anhalten und vielleicht mal ein Kaltgetränk zu sich nehmen", freut sich Tobias Kranig.
Das Schiff ist momentan eine Baustelle. Es wird renoviert, die Bar wird umgebaut, Gläser eingeräumt. Stühle und Tische stehen schon draußen. Und seit kurzem liegt hier auch ein Schiff, auf der Wiese am Ufer. "Ja, das ist unser Projekt für dieses Jahr, ein Airbnb, quasi ein Schiff am Land für alle, die gerne mal auf dem Schiff schlafen wollen, aber ein bisschen seeuntauglich sind." Der Gastronom entwickelt neue Angebote. Denn: bald könnten mehr Besucher kommen.
Standorte und Ausstattung der neuen Stege
Der Salzlandkreis hat entlang der Saale gemeinsam mit den Anrainerkommunen sieben neue Anlegestege errichten lassen – in Calbe, Nienburg, Bernburg, Gröna, Großwirschleben, Alsleben und Könnern. Ziel ist es, den Wassertourismus in der Region zu stärken und Freizeitkapitänen, Kanuten und Hausbootfahrern komfortable Möglichkeiten zum Anlegen zu bieten.
Der längste Steg steht in Bernburg und ist 70 Meter lang. Ausgestattet sind die Stege unter anderem mit LED-Beleuchtung, Strom- und Trinkwassersäulen sowie Abwasserstationen. Insgesamt wurden rund 4,6 Millionen Euro investiert, ein Großteil sind Fördermittel. Die Städte übernehmen Pflege und Instandhaltung. 38 Flusskilometer der Saale sind mit den Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten erschlossen.
Wassertourismus soll Besucher in den Salzlandkreis bringen
Für Bernburgs Oberbürgermeisterin Silvia Ristow (Linke) ist der Bau der neuen Stege ein wichtiger Baustein: "Neben dem Rad- und Wandertourismus kommt jetzt auch der Wassertourismus dazu", sagt sie. Die Stadt profitiere bereits vom Saaleradwanderweg und habe in den vergangenen Jahren eine Zunahme an Gästen verzeichnet – spürbar etwa an der gestiegenen Hotelauslastung. Mit den neuen Anlegestellen sollen nun auch mehr Wasserwanderer angelockt werden. Von den Investitionen profitierten aber nicht nur Gäste, sondern auch die Einheimischen. Und: "Wir leben nicht auf einer Insel. Wer zu uns kommt, besucht oft auch Orte wie Calbe oder Plötzkau", stellt sie fest.
Bei uns ist der Tourismus noch zart wie ein Pflänzchen. Aber er wächst.
"Bei uns ist der Tourismus noch zart wie ein Pflänzchen – aber er wächst", sagt Halbes Bürgermeister Sven Hause. Die neue Infrastruktur ermögliche es Wasserwanderern, spontan an Land zu gehen, zum Beispiel für einen Besuch im Schwimmbad oder für einen Restaurantbesuch. "Wir müssen jetzt die Saale in diesem Abschnitt bekannter und attraktiver machen – dann profitieren auch die Gastronomen und Unternehmen vor Ort", so Hause.
Die Chancen und Hürden für den Wassertourismus
Uwe Neumann ist fast täglich auf der Saale unterwegs – als Kapitän des Ausflugsschiffs "Saaleperle". Für ihn ist die Flusslandschaft rund um Bernburg ein echter Geheimtipp: "Gerade früh am Morgen, wenn die Natur erwacht, ist das hier einfach wunderschön – mit den unberührten Auenwäldern und der vielfältigen Tierwelt", sagt Neumann. Seit es in der Region mehr Bootsangebote gibt, sei auf dem Wasser deutlich mehr los.
Die neuen Stege könnten diesen Trend weiter verstärken – auch wenn es aus Sicht der Sportbootfahrer noch Herausforderungen gibt. "Auf den letzten 20 Kilometern zur Elbe fehlt eine Schleuse, da ist der Wasserstand oft zu niedrig." Wenn die Bedingungen stimmen, kommen laut Neumann aber bereits viele Freizeitkapitäne aus Richtung Elbe bis nach Bernburg – und weiter bis Halle. Entlang der Strecke gebe es zahlreiche Sehenswürdigkeiten: das Schloss in Bernburg, die Georgsburg bei Könnern oder die Brachwitzer Alpen. "Das ist alles sehr sehenswert – man muss es nur entdecken."
Campingplatz-Betreiber: Es braucht mehr Orientierung für Gäste
Für Dominik Sommer, Betreiber des Campingplatzes "Saalecamper" in Bernburg, sind die neuen Stege ein wichtiger Schritt – aber eben nur ein Anfang. "Wassertourismus ist im Wachsen – aber der Gast will auch was erleben", sagt er. "Die Leute brauchen Orientierung – wie weit ist es bis zur Stadt, was gibt es zu sehen?"
Bald wird es voller auf dem Fluss. Anlegen lohnt sich an der Saale. Auch für Freizeitkapitäne. Was die neuen Bootsstege bringen, das wird auch davon abhängen, welche Anlässe es am Ufer gibt, auszusteigen.
MDR (Tom Gräbe, Fabienne von der Eltz)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 08. April 2025 | 19:00 Uhr
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