Längere Wege für Patienten Kinderstation im Burger Krankenhaus macht dicht
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19. Dezember 2024, 13:26 Uhr
Die Gesundheitsversorgung im Jerichower Land wird ausgedünnt. Betreiber Helios schließt in seinem Krankenhaus in Burg die Station für Kinder und Jugendliche. Es fehlen Ärzte, außerdem sind die Fallzahlen stark zurückgegangen. Künftig sollen die kleinen Patientinnen und Patienten nach Magdeburg ausweichen. Die Kliniken dort sehen die Versorgung als gesichert an.
Zum Jahreswechsel wird in der Helios-Klinik Jerichower Land in Burg die Kinder- und Jugendstation geschlossen. Das hat das Unternehmen am Dienstag mitgeteilt. Klinikgeschäftsführer Michael Lange spricht von einem "anhaltenden Personalengpass" bei Ärzten. Dadurch könne das Krankenhaus die "hohen Qualitätsstandards in der stationären pädiatrischen Versorgung perspektivisch nicht aufrechterhalten".
Deutlich weniger Patienten in Helios-Klinik Burg
Der Ärztliche Direktor, Tom Giesler, sagte zudem, dass eine Fachärztin zum Jahresende in den Ruhestand geht. Eine weitere Medizinerin habe sich entschieden, ab Frühjahr als niedergelassene Ärztin zu arbeiten. Giesler verweist in dem Zusammenhang auf die Fallzahlen der Station in Burg. Wurden 2019 noch 1.167 Fälle versorgt, waren es im vergangenen Jahr 708. Für 2024 rechnet Helios mit rund 400 jungen Patientinnen und Patienten. Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Burg ist von der Schließung nicht betroffen.
Nächste Kinderstation in Magdeburg
Für die künftige Versorgung der Betroffenen verweist Helios auf die Krankenhäuser im "direkten Umfeld", also das Universitätsklinikum, das Städtische Klinikum und das Krankenhaus St. Marienstift in Magdeburg. Außerdem gibt es laut dem Klinikbetreiber zwei Praxen für Kinder- und Jugendmedizin in Burg und eine in Genthin.
Das Krankenhaus Marienstift in Magdeburg teilte auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit, die ärztliche Versorgung sei aus der aktuellen Perspektive sichergestellt und bleibe es auch für die Zukunft. Das Krankenhaus verwies zudem auf seinen speziellen Versorgungsauftrag für bestimmte Erkrankungen. So seien Kinder mit Diabetes mellitus und Problemen des Magen- und Darmtraktes bereits in der Vergangenheit über die Stadtgrenzen hinaus von Kinderärzten im Marienstift versorgt worden. Bestehe da ein Mehrbedarf, könne man das ermöglichen. Man habe hochqualifizierte und motivierte Ärzte.
Das Uniklinikum sieht nach dem Aus in Burg ebenfalls einen einen potenziell größeren Auftrag für sich. Die Klinik teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, sie werde alles tun, um die Versorgung in der Region aktuell und langfristig sicherzustellen. Die Personalsituation am Uniklinikum sei ausgesprochen gut. Der Klinikvorstand sei sich der enormen Bedeutung des Hauses für die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen im nördlichen Sachsen-Anhalt sehr bewusst.
Krankenhausgesellschaft nicht überrascht
Für die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt ist die angekündigte Schließung im Jerichower Land keine Überraschung. Geschäftsführer Gösta Heelemann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, das sei ein weiteres Abbild und eine logische Folge der aktuellen schwierigen Situation der Krankenhäuser im Land.
Was sich durch die Krankhausreform ändert
Durch die Reform soll eine stärkere Spezialisierung der Kliniken erreicht werden. Vor allem kleinere Häuser auf dem Land sollen weniger Leistungen anbieten und sich auf die Eingriffe beschränken, die sie gut können. Die meisten Patienten werden also länger bis zum nächsten Spezialisten fahren müssen, sollen dort aber eine besser Behandlung bekommen. Welches Krankenhaus künftig welche Leistungen anbieten darf, entscheiden die Länder.
Auch die Finanzierung der Kliniken wird geändert. Bislang bekommen sie eine Pauschale pro Behandlung. Künftig werden die Pauschalen auf 40 Prozent reduziert. Die restlichen 60 Prozent bekommen die Kliniken für das Vorhalten von Leistungen. Dazu zählen aber auch Personal, Notaufnahme und Medizintechnik.
Heelemann kritisierte auch die Bundesregierung. Sie habe im Zuge von Corona, Ukrainekrieg und Inflation den Kliniken bis heute keine Finanzhilfen gezahlt. Er befürchte außerdem, dass sich durch die jüngst beschlossene Krankenhausreform der Fachkräftemangel an den Kliniken verschärfen wird.
Burgs Bürgermeister will Lösungen finden
Der parteilose Bürgermeister von Burg, Philipp Stark, bedauert die Schließung. Er wolle sich gemeinsam mit der Helios-Klinik um eine Lösung der Situation bemühen, sagte er MDR SACHSEN-ANHALT.
Es ist nicht die erste Kinderklinik, die in Sachsen-Anhalt geschlossen wird. Dicht sind bereits seit einiger Zeit Stationen in Schönebeck im Salzlandkreis, Gardelegen in der Altmark und Zeitz im Burgenlandkreis. Damit wird die Versorgung im Notfall immer schwieriger. Für junge Patienten und ihre Eltern bedeutet das längere Fahrtzeiten.
MDR (Mario Köhne, Tatiana Gropius, Marcel Knop-Schieback, Sebastian Gall, Christoph Dziedo, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 18.12.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Dezember 2024 | 05:00 Uhr
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