Ein Löschflugzeug am Brocken beim löschen.
Neben Wasser wurde zur Bekämpfung des Feuers auch ein neues Flammschutzmittel eingesetzt. Der sogenannte Retardant heißt "RetStop". (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Martin Wagner

Brand am Brocken Keine Wasserveränderungen nach Einsatz von Flammschutzmittel

10. Oktober 2024, 12:34 Uhr

Beim Brand am Brocken vor einem Monat wurde ein neues Flammschutzmittel eingesetzt. Ein MDR AKTUELL-Hörer fragt nach der Argumentation für den Einsatz und nach den Folgen für die Wasserqualität – die dortige Rappbodetalsperre liegt im Trinkwassereinzugsgebiet von zwei Millionen Menschen.

Das Flammschutzmittel, das am Brocken eingesetzt wurde, trägt den Namen "RetStop" und wird von "Hiscotech" hergestellt. Es wird mit Löschwasser vermischt. Von der Vertriebsfirma "MainFire" wird es als umweltfreundlich betitelt. Alle Bestandteile seien in der Europäischen Union als Lebensmittelzusatz zugelassen. Das Gemisch habe keinen giftigen Einfluss auf Pflanzen, Tiere und Menschen und könne zum Beispiel in Trinkwassergebieten eingesetzt werden.

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Auch Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse hält es nicht für umweltschädlich. "Wir brauchen hier nicht über verseuchte Flächen oder über starke Eingriffe sprechen." Man habe den Einsatz dieses Mittels und, wozu man es genommen habe, wohlweislich abgewogen und nicht leichtfertig irgendetwas in den Nationalpark gekippt.

Parkleitung war gegen den Einsatz

Ähnlich argumentiert der Landkreis Harz. Im Sicherheitsdatenblatt des Flammschutzmittels steht aber auch, dass es nicht in Gewässer gelangen sollte. Das Gemisch wird der niedrigsten der drei Wassergefährdungsstufen zugeordnet, ähnlich wie Alkohol und Essigsäure.

Anders als Feuerwehr und Landkreis war die Nationalparkverwaltung gegen den Einsatz des Mittels, erklärt Nationalpark-Leiter Roland Pietsch. "Weil nicht bekannt war, welche Bestandteile dieses Mittel enthält, weil es keine Zulassung gab und weil wir natürlich deswegen auch negative Auswirkungen auf das Wasser nicht ausschließen konnten." Es sei die Aufgabe als Nationalparkverwaltung, darauf hinzuweisen, sagt Pietsch.

Entscheidung zum Einsatz ging durch mehrere Instanzen

Pietsch äußert dennoch Verständnis für den Einsatz des Flammschutzmittels. Die Einsatzleitung habe schnell Entscheidungen treffen müssen. Darauf verweist auch Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse, der außerdem betont, dass noch weitere Parteien in die Entscheidung eingebunden waren. "Wir haben uns auch vor dem Einsatz nochmal mit den entsprechenden Verantwortlichen der Trinkwassereinzugsgebiete, der Trinkwasserbeförderer und mit dem Umweltamt auseinandergesetzt, welchen wir die Datenblätter vorher zur Einsicht gegeben haben", erzählt Lohse. Darin seien alle Inhaltsstoffe beziehungsweise die Zusammensetzungen dargestellt. Von den Stellen sei überall grünes Licht gegeben worden.

Eingesetzt wurde das Mittel schlussendlich auf einer sechs Hektar großen Fläche des Nationalparks – allerdings präventiv, also um das Gebiet vor dem Feuer zu schützen. Am Ende kamen die Flammen dort aber gar nicht an, weil sich die Windverhältnisse, entgegen der Vorhersage, nochmal verändert hatten.

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Qualität des Wassers und Bodens wird an Einsatzstelle kontrolliert

Und wie steht es nun um die Qualität des Wassers in der Rappbodetalsperre? Überwacht wird die von der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz, kurz FEO. Das Unternehmen teilte MDR AKTUELL schriftlich mit: "Routinemäßig durchgeführte Rohwasserkontrollen haben in Folge des Brands keine Veränderungen in der Wasserbeschaffenheit aufgewiesen." Die FEO und die Talsperrenverwaltung halten es wegen verschiedenster Bedingungen aber auch für unwahrscheinlich, dass das Löschwasser überhaupt in die Rappbodetalsperre gelangt.

Und im betroffenen Gebiet selbst? Dort gibt es nach Auskunft des Landkreises bisher keine Hinweise auf eine Verschlechterung des Oberflächen- und Grundwassers. Nationalpark-Leiter Roland Pietsch vermutet aber, dass sich mögliche Veränderungen des Wassers oder der Böden erst nach weiteren Wochen oder sogar Monaten zeigen könnten. Deshalb wurde entschieden, die betroffene Fläche langfristig immer wieder zu untersuchen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand "Mainfire" als Hersteller von "RetStop" im Text. Diese Firma ist allerdings nur für den Vertrieb zuständig, das haben wir entsprechen korrigiert. Hersteller ist "Hiscotech".

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 09. Oktober 2024 | 07:23 Uhr

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