Rappbodetalsperre und Co. Talsperrenchef übergibt Betrieb: "Das werde ich vermissen"
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27. Dezember 2024, 05:58 Uhr
Nach 27 Jahren ist Schluss: Burkhard Henning hört als Leiter des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt auf. Zum Abschied erinnert er sich an einen für ihn dubiosen Deal – und erklärt, was ihm fehlen wird.
- 36 Objekte unterhält der Talsperrenbetrieb in Sachsen-Anhalt. Burhard Henning ist stolz auf ihren Zustand.
- Doch nach 27 Jahren ist er künftig nicht mehr dafür verantwortlich: Er geht in den Ruhestand.
- Zum Abschied erinnert er sich an einen aus seiner Sicht dubiosen Deal und spricht über Aufgaben für seinen Nachfolger.
Sein Blick schweift über die Wellen der Zillierbachtalsperre, in denen sich die Strahlen der zögerlichen Wintersonne spiegeln. Und Burkhard Henning genießt augenscheinlich dieses Farbenspiel, als er sich ans Geländer auf der Staumauer lehnt.
In seinen Anfangsjahren als Leiter des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt habe er hier richtig Hand anlegen müssen, weil die Staumauer "absolut marode" war, erinnert sich der Ruheständler in spe. In jener Zeit habe er die Zillierbachtalsperre ins Herz geschlossen: "Mitten im Wald hoher Fichten und talseits der Mauer ein Bedienhaus wie ein kleines Märchenhäuschen. Das war einfach ein idyllischer Ort, an dem man auch mal entspannt abschalten konnte."
Stolz auf den Zustand der Talsperren
Zur Jahrtausendwende war die Sanierung der Staumauer abgeschlossen, doch noch heute besucht der gebürtige Prenzlauer regelmäßig seine Lieblingstalsperre am Zillierbach. 36 Objekte unterhält der Talsperrenbetrieb im ganzen Land, vornehmlich im Harz und südlich von Halle. Keines der Bauwerke gleiche einem anderen, erläutert der studierte Wasserbewirtschafter. "Das hängt von jeweiligen Standortfaktoren ab oder auch vom Zweck der Wasserstauung", sagt er.
Meist, so Henning, handele es sich um sogenannte Gewichtsstaumauern wie jenes Schwergewicht der Rappbodetalsperre, Deutschlands höchster Staumauer. "All das in Schuss zu halten, darin besteht unsere Aufgabe als Talsperrenbetrieb. Und unsere Anlagen sind allesamt in einem sehr guten Zustand", was ihn nach 27 Jahren als Leiter des Betriebes mit Stolz erfülle – gerade jetzt, wo sein Abschied in den Ruhestand nahe rückt.
"Dubiosen Deal" verhindert
An einem richtig harten Brocken habe er vor einigen Jahren arg zu knabbern gehabt. Verlockende Angebote flatterten dem Talsperrenbetrieb ins Haus, eben mal einen schnellen Dollar zu machen. Die Krux dabei: Burkhard Henning hätte in einem Cross-Border-Leasinggeschäft die Talsperren mehr oder weniger verscherbeln müssen.
"Alle dachten, man könnte da über die USA Millionen einheimsen. Aber dann wären wir nicht mehr Herr der Sache gewesen. Das kann man mit einer Trinkwasserversorgung nicht machen", erinnert sich Henning und stellte sich gegen den Deal. Mit Erfolg. Diesen, aus seiner Sicht dubiosen Deal damals verhindert zu haben, bezeichnet der heute 67-Jährige als einen "ziemlich großen Wurf".
Der seinem Nachfolger erspart bleiben möge. Dafür warte auf ihn aber viele angeschobene Projekte, die der Talsperrenbetrieb vor der Brust hat. "Grundablass der Rappbodetalsperre erneuern, das ist gerade ganz tief unten eine Operation am offenen Herzen. Hochwasserschutz im Selketal spielt eine große Rolle oder Bau eines Informationszentrums an der Talsperre Kelbra. Es gibt Arbeit für die nächsten Jahrzehnte", so Henning. "Insofern hat mein Nachfolger eine sehr gute Perspektive."
"Das werde ich vermissen"
Henning beliebt schmunzelnd von "Wareneingang" zu sprechen, wenn es regnet. Diese Weisheit werde er dem neuen Leiter des Talsperrenbetriebs mit auf den Weg geben. Viel mehr nicht, denn eine gebotene Sorgfalt oder die richtigen Schlüsse aus Daten zur Talsperrensteuerung zu ziehen, da habe sein Nachfolger sicherlich ein prädestiniertes Händchen. "Und dann wird er seine Erfahrungen sammeln, klar", sagt der scheidende "Herr der Talsperren."
Wenn Burkhard Henning als Noch-Talsperrenchef durch die Wälder fährt, um zu Anlagen wie seiner Lieblingstalsperre am Zillierbach zu kommen, dann fühle er sich oft ein bisschen privilegiert. "Dass man da unterwegs sein darf, die Natur beobachten, einfach mal innehalten – das werde ich vermissen", sagt er wehmütig. Und seine Mitarbeiter, "das sage ich mit offenem Herzen, die werden mir auch fehlen", so Henning. Ohne deren Erfahrungen könne man oben an der Spitze keine klugen Entscheidungen treffen.
Ganz loslassen wird Henning nicht
So ganz loslassen wird der in wenigen Wochen scheidende Herr der Talsperren wohl nicht. Mit einem Lächeln auf den Lippen spricht er von "sehr vielen Altunterlagen und Bildmaterial. Und wir hatten nie so richtig die Zeit dafür, das alles mal zuzuordnen."
Vielleicht ist die Zeit dafür nun reif, wenn Burkhard Henning davon schon bald mehr haben wird. "Ich denke, es ist immer wichtig, dass man auf gute Dokumente zurückgreifen kann", sagt er. "Also nach hinten zu gucken ist immer wichtig, um dann richtig nach vorne zu schauen."
MDR (Swen Wudtke, Daniel George)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Dezember 2024 | 10:00 Uhr
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