Quedlinburg "Lange Tafel" bringt Bedürftige und Passanten ins Gespräch
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07. Oktober 2024, 15:44 Uhr
Die Tafeln im Landkreis Harz haben zur "Langen Tafel" in Quedlinburg eingeladen, um Vorurteile abzubauen und Bedürftige mit Passanten ins Gespräch zu bringen. Die Tafeln kämpfen derzeit mit knapper werdenden Lebensmitteln und einer steigenden Zahl von Bedürftigen und sind daher auf Spenden angewiesen. Ziel ist es, auch in Zukunft mit solchen Aktionen auf Armut aufmerksam zu machen.
- Die Tafeln im Landkreis Harz haben eine "Lange Tafel" in Quedlinburg organisiert, um Berührungsängste abzubauen.
- Die Tafeln kämpfen mit weniger verfügbaren Lebensmitteln und sind dringend auf Spenden angewiesen.
- Solche Aktionen sollen auch in Zukunft auf Armut aufmerksam machen und Solidarität fördern.
Die Tafeln im Harzkreis haben zur "Langen Tafel" auf den Marktplatz von Quedlinburg geladen. Und diese lange Tafel – vier Biertischgarnituren hintereinander aufgestellt – ist am Mittag gut besucht. Es wird nicht nur Suppe gelöffelt, man kommt ins Gespräch. Und genau das wollen die Verantwortlichen der Tafel erreichen.
Es gebe große Vorurteile und Berührungsängste, sagt der Vorsitzende der Tafel Sachsen-Anhalt, Kai-Gerrit Bädje. "Tafeln werden immer noch als die Schmuddelecke der Nation betrachtet." Viele anspruchsberechtigte Bedürftige machten aus Scham einen Bogen um die Tafel, ergänzt Bädje. "Und es gibt viele, die sich bewusst abgrenzen wollen von den – in Anführungszeichen – Losern in unserer Gesellschaft." Diese Aussage wird am Rande der Langen Tafel prompt untermauert, als die Mitarbeiter der Tafel einen Passanten zu Tisch bitten möchten. Der erwidert im Vorbeigehen, sich nicht an einen solchen "Betteltisch" setzen zu wollen.
Tafel sucht Lösungen für die Zukunft
Die Tafeln haben seit einigen Jahren mit großen Brocken zu kämpfen. Immer weniger zu rettende Lebensmittel stehen einer wachsenden Zahl an Bedürftigen gegenüber. Sinnbildlich diese Suppe auszulöffeln, da brauche es gute Ideen, meint Bädje. Der Landeschef möchte etwa gemeinsam mit der "Tafel Deutschland" Wege entwickeln, an Groß-Spenden zu kommen. Ein mögliches Beispiel: "Ganze Lkw-Ladungen direkt von Produzenten, weil die Verpackung der Lebensmittel beschädigt ist", so Bädje.
Auch wenn die warme Suppe zum Deutschen Tafeltag nichts kostet: An der "Langen Tafel" auf dem Marktplatz füllt sich zusehends die Spendenbox. Frank Holthoff, Urlauber aus dem Sauerland, steckt einen Euro-Schein hinein und lässt sich die Erbsensuppe mit Würstchen-Einlage schmecken. "Lebensmittel sollten verwertet werden und ich finde das eine großartige Aktion hier in Quedlinburg. Ich unterstütze das gerne."
Tafel ist auf Spenden angewiesen
Der Wegwerfmentalität zum Trotz: Mehr zu rettende Lebensmittel wünschen sich die Macher der Tafeln. Und helfende Hände auf ehrenamtlicher Basis, sagt der Koordinator der Tafeln im Landkreis Harz, Andreas Knospe. Er hoffe weiterhin auf eine große Spendenbereitschaft, auf die die Tafeln angewiesen seien. "Geldspenden sind natürlich willkommen – aber in erster Linie Lebensmittelspenden", ergänzt Knospe.
Und Kai-Gerrit Bädje wünscht sich appellierend, dass die "Bundesrepublik als Gemeinschaft die Verantwortung für ihre Menschen übernimmt und das nicht versucht, den Tafeln zu übertragen nach dem Motto: 'Dir geht's schlecht? Dann geh' doch zur Tafel."
Armut und Bedürftigkeit zu verringern, könnte in Deutschland ein langer und schwieriger Weg werden. Insofern planen die Tafeln im Harzkreis auch im kommenden Jahr wieder mit einer "Langen Tafel" zum Deutschen Tafeltag, vielleicht wieder mit einer Schüssel deftiger Erbsensuppe als Schlüssel gegen Berührungsängste in unserer Gesellschaft.
MDR (Swen Wudtke, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
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