Medienkompetenz und Schule Wolterstorff-Gymnasium Ballenstedt: Mit Mut an Medien herantreten
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09. Dezember 2021, 16:57 Uhr
Das Wolterstorff-Gymnasium in Ballenstedt hat sich dem digitalen Unterricht und der Medienkompetenz verschrieben – das zeigt schon das Schullogo mit den Buchstaben MUT – Multimedien, Umwelt und Technik. Im zweiten Teil eines Schwerpunkts zu Medienkompetenz berichtet MDR SACHSEN-ANHALT, was die Schule unternimmt, um Schülern wie Lehrern fit im Umgang mit digitalen Angeboten zu machen.
Corona hat der Recherche zu diesem Text einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Eigentlich war die Idee, das Wolterstorff-Gymnasium in Ballenstedt im Landkreis Harz zu besuchen. Doch dann stiegen die Infektionszahlen – und das geplante reale Treffen wurde in den virtuellen Raum verlagert. Ärgerlich? Nein, denn genau das passt eigentlich perfekt zur Schule.
Das Wolterstorff-Gymnasium im Zentrum von Ballenstedt ist nämlich Multimedia- und Technik-Gymnasium. Das zeigt schon das Logo der Schule: Die drei Buchstaben MUT (Multimedien, Umwelt, Technik) sollen zeigen, wofür die Schule steht und – dass man Mut zu neuen Medien haben soll, erklärt Hagen Tilo Meyer MDR SACHSEN-ANHALT. Er ist seit anderthalb Jahren der Leiter der Schule.
Die Idee für das Label sei aber nicht von ihm, verrät Meyer. Diese Einstellung sei über Jahrzehnte gewachsen: "Wir versuchen immer, am Puls der Zeit zu sein. Wir haben in der Schule 14 interaktive Whiteboards, über die auch Schüler oder Lehrer in Quarantäne zugeschaltet werden, sowie Laptop- und Tabletklassen, die wir nutzen können."
Top-Ausstattung für schnelles Lernen
Die Schule ist also technisch super ausgerüstet. Das finden auch die Schülerinnen Lena-Marie Schmidt und Helena Augner. Beide besuchen die 11. Klasse.
Neben den Whiteboards und Tablets, darf im Unterricht zur Recherche ab und an das eigene Smartphone benutzt werden, erklärt Lena-Marie MDR SACHSEN-ANHALT in einer Sprachnachricht über Social Media. Ein Schmunzeln ist nach diesem Satz in der Nachricht zu hören: Neben der all der Technik kommen nämlich die Lehrbücher immer noch viel zum Einsatz, erzählt sie.
Helena findet das Arbeiten mit den digitalen Medien einfacher, als auf Papier. "Man kann viel schneller etwas überarbeiten oder einfügen. So lernt man, wie man die Medien nutzt", erklärt die Schülerin.
Gute Technik ist nicht alles
Was Helena hier anspricht, ist ein wichtiger Punkt: Denn eine technisch ausgerüstete Schule ist das eine. Einen "richtigen" und kritischen Umgang mit den Medien zu vermitteln, das andere.
Laut Schulleiter Hagen Tilo Meyer sind seine Lehrkräfte durch Fortbildungen geschult. Es kommen Experten an die Schule, die aktuelle Probleme in der Medienwelt erklären. Das Kollegium sei aber auch von sich aus interessiert an der medialen Vielfalt:
Innerhalb des Kollegiums bilden sich einige Lehrkräfte selbst fort und geben das Erlernte als Moderatoren weiter.
Vermitteln von Medienkompetenz ab der fünften Klasse
Dieses Fachwissen fließt gezielt in den Unterricht ein, denn das Vermitteln von Medienkompetenz fängt schon in der fünften und sechsten Klasse an. Die Schüler und Schülerinnen machen im Zuge des vom Lehrplan vorgeschriebenen Computer-Unterrichts einen Internetführerschein. Dort lernen sie, kritisch mit sozialen Medien umzugehen und sich sicher im Internet zu bewegen, so Schulleiter Hagen Tilo Meyer.
Am Bild der sozialen Medien hat das bei Schülerin Lena-Marie Schmidt aber nur teilweise etwas verändert. Gelernt habe sie, wie man im Internet für die Schule recherchiert und dass man nicht alles über sich selbst preisgeben sollte, erzählt sie. Bei Helena Augner klingt das ähnlich: Die Schule habe ihr gezeigt, dass man nicht alles glauben darf, was im Internet verbreitet wird. "Denn da kann jeder herumpfuschen", sagt die Elftklässlerin.
Eltern sind dankbar über das zusätzliche Aufklären
Viele der Eltern sind dankbar über die Medienaufklärung, die die Schule betreibt, so der Schulleiter. Klassische Beispiele seien für ihn WhatsApp oder früher Facebook. Einige Eltern seien doch erschrocken, was man in den Chats alles "falsch" machen kann. Natürlich ist es einfach, sich über Klassenchats auszutauschen, so Meyer, aber "wir müssen die Eltern immer darauf hinweisen, dass die Kinder teils noch zu jung sind, um alle Gefahren zu überblicken und die Eltern immer einen Blick darauf haben sollten."
Medienkompetenz vermitteln außerhalb des Unterrichts
Doch klar ist auch: Alles kann im Unterricht nicht behandelt werden. Aus diesem Grund startete das Wolterstorff-Gymnasium in Zusammenarbeit mit dem Schlossverein Ballenstedt eine Film-und Foto-AG. Der ehrenamtliche Verein stellt Film- und Fotografietechnik zur Verfügung, sodass die Schüler selbstständig Projekte erarbeiten und durchführen können, erzählt Detlef Heydecke. Er ist der Leiter der AG – und erzählt, dass die Schülerinnen und Schüler als Chronisten von Veranstaltungen für die Schule tätig sind oder eigene Filmprojekte erarbeiten.
Wie kritisch die Gymnasiasten mit Medien umgehen können, zeigt der Kurzfilm "Ich vlog dann mal weg" aus dem vergangenen Jahr. "Er behandelt das Zerbrechen einer Freundschaft durch den Einfluss der Medien", so Heydecke. Dass der Film auch noch einen Preis beim Jugendvideopreis Sachsen-Anhalt gewonnen hat, ist eine schöne Anerkennung für die Arbeit der Schüler, findet der Leiter.
Vertrauen in die Schüler als Basis für Medienarbeit
Dass auch die Schule Vertrauen in ihre Schüler hat, wenn es um das Umgehen mit Medien geht, zeigt das jüngst abgeschlossene Projekt der AG – ein Imagefilm über das Gymnasium.
Das Vertrauen der Lehrkräfte in ihre Schüler zeigt sich darin, dass wir den Film erstmalig bei der Einschulung einer fünften Klasse auf großer Leinwand im Theater zeigen durften, ohne dass die Schulleitung den Film vorher überhaupt gesehen hat.
Gute Mischung zwischen klassischem und digitalen Unterricht finden
Der Schulleiter strebt eine Synergie von klassischem Unterricht und Unterricht in digitaler Form an. Die Möglichkeiten, Themen online, statt im Lehrbuch zu recherchieren sind vorhanden.
Für die Zukunft seiner Schule wünscht sich Hagen Tilo Meyer mehr digitalen Ausbau: "Die Schüler müssen eine Chance haben, einen Laptop oder ein Tablet zu bekommen. Und ich wünsche mir, dass wir unsere Lehrbücher auch digital einfordern können."
Momentan müssen die Schüler noch schwere Bücher schleppen. Meyer wünscht sich vom Land da Ideen, wie Schulen Lizenzen für Online-Lehrbücher erwerben können.
MDR/Maximilian Fürstenberg
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Dezember 2021 | 13:40 Uhr
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