Sparmaßnahmen Polizei auf dem Land: So arbeiten Regionalbereichsbeamte ohne Polizeistation

04. Juni 2024, 07:09 Uhr

2014 wurden in Sachsen-Anhalt knapp 70 kleinere Polizeistationen geschlossen. Grund war eine große Strukturreform der Polizei, um Kosten zu sparen. Seitdem hat auch die Gemeinde Hohe Börde keine Station mehr, dafür aber zwei Regionalbereichsbeamte. Sie sollen für die Bürger leicht zu erreichen sein und sich um kleinere Delikte kümmern. MDR SACHSEN-ANHALT hat das Duo begleitet.

Es ist Freitag, kurz vor 7 Uhr. Jens Ruhnke und Susanne Scharf sind auf dem Weg zu einem typischen ersten Einsatz des Tages. "Gerade in Niederndodeleben gibt es öfter mal Probleme mit den Elterntaxis", meint Scharf. Wenige Meter voneinander entfernt und in einer Sackgasse liegen die Grund- und die Sekundarschule des Ortes. Eltern haben sich hier schon mehrfach beschwert, die Straße sei kurz vor Schulbeginn zugeparkt, Autofahrer würden Radfahrer bedrängen und Kinder gefährden.

Die Polizisten Susanne Scharf und Jens Ruhnke vor einer Schule
Jens Ruhnke bei einem Rundgang an der Schule. Bildrechte: MDR/Max Hensch

Jens Ruhnke ist in der Hohen Börde aufgewachsen und seit 1990 bei der Landespolizei. Seit zehn Jahren ist er der Regionalbereichsbeamte (RBB) in seiner Heimat. Susanne Scharf ist Magdeburgerin und seit 1995 Polizistin. Vor ihrem RBB-Job war sie im Lage- und Führungszentrum der Polizeiinspektion im Dienst. Kontrollen vor Schulen sind für beide absolute Routine.

Die Polizisten Susanne Scharf und Jens Ruhnke vor einer Kirche. 2 min
Im Audio hören Sie, wie die Arbeit der Polizisten Susanne Scharf und Jens Ruhnke klingt. Bildrechte: MDR/Max Hensch
2 min

MDR SACHSEN-ANHALT Di 04.06.2024 06:54Uhr 02:16 min

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Präsenz an Schule: "Schätzen den Austausch sehr"

Ruhnke dreht eine kurze Runde über den Pausenhof, grüßt Schüler und Lehrer, zeigt Präsenz. Susanne Scharf tauscht sich derweil mit besorgten Vätern aus. "Hier müsstet ihr viel öfter kontrollieren. Gestern sah es ganz anders aus", meint einer. An diesem Morgen klappt der Schulbeginn in Niederndodeleben reibungslos. Auch den Austausch mit den Jugendlichen schätzen Ruhnke und Scharf sehr. "Die bekommen häufig Sachen mit, die wir gar nicht auf dem Schirm haben. Und sie sollen auch wahrnehmen, dass man mit uns normal sprechen kann", meinen sie.

Die Polizistin Susanne Scharf im Gespräch mit einem Vater.
Ein Vater im Gespräch mit Susanne Scharf. Bildrechte: MDR/Max Hensch

Prävention und Austausch sind Hauptaufgaben

Als Regionalbereichsbeamte sind die beiden nicht diejenigen, die als erste bei Notrufen alarmiert werden. Ihre Hauptaufgabe ist Prävention, sich Zeit zu nehmen, etwa in Schulen oder Seniorenheimen Aufklärungsarbeit leisten. Zudem sind sie, wie alle anderen RBBs in Sachsen-Anhalt, für die Bürger der Hohen Börde telefonisch, per Mail oder zu Sprechzeiten im Rathaus der Gemeinde persönlich ansprechbar.

Die Polizisten Susanne Scharf und Jens Ruhnke in ihrem Büro.
Die beiden RBBs im Büro. Bildrechte: MDR/Max Hensch

Sie nehmen natürlich auch Anzeigen auf, über das "elektronische Revier", in dem Bürger online Anzeige erstatten können. "Da fehlen allerdings häufig Angaben. Da steht dann 'Fahrrad geklaut' ohne Identifikationsnummer oder Kontaktdaten, da müssen wir uns häufig Informationen zusammensuchen", erzählen sie.

Zahlreiche Aufgaben in den Gemeinden

Mit zwei Beamten und nur einem Fahrzeug ein Gemeinde-Gebiet abzudecken, das nur etwas kleiner als Magdeburg ist, ist keine leichte Aufgabe. Vor allem nicht, wenn einer der beiden nicht zum Dienst antreten kann. Dann gebe es nach Möglichkeit Unterstützung aus anderen Gemeinden, so Ruhnke. Außerdem fahren im gesamten Landkreis Börde reguläre Streifenwagen.

Die Polizisten Susanne Scharf und Jens Ruhnke bei einer Geschwindigkeitskontrolle.
Die beiden Polizisten bereiten eine Geschwindigkeitsmessung vor. Bildrechte: MDR/Max Hensch

Ruhnke und Scharf sind auch dafür zuständig, Fahrer von Blitzer-Fotos zu ermitteln. Zudem kontrollieren sie Falschfahrer auf landwirtschaftlichen Wegen, registrieren falsch geparkte Lkws im Gewerbegebiet nahe dem ElbePark oder messen die Geschwindigkeit vor Kitas.

Regionalbereichsbeamte: Mehr Zeit für persönliches

Insgesamt geht es für die beiden aber etwas entspannter zu als im normalen Polizeidienst. Sie erzählen, es bleibe mehr Zeit für persönliches, um kurz mit Anwohnern zu plaudern, Katzen zu streicheln, beim Bäcker nach dem Rechten zu sehen oder sich auf Feuerwehr- oder Heimatfesten zu zeigen. "Das ist was ganz anderes als im Funkstreifenwagen", meint Scharf. Ruhnke meint: "Man kennt hier mittlerweile jede Schule, jeden Gemeinde-Mitarbeiter, jeden Stein. Das gibt einem sehr viel und ich bin sehr erfreut darüber, dass hier machen zu können."

Die Polizisten Susanne Scharf und Jens Ruhnke in einer Bäckerei.
Rundgänge zum Austausch gehören dazu. Hier in einer Bäckerei. Bildrechte: MDR/Max Hensch

Susanne Scharf meint: "Mir macht das wahnsinnig viel Spaß. Der Job ist sehr vielfältig, man kann ganz andere Kontakte knüpfen als im Streifendienst. Das ist nicht negativ gemeint, ist aber wirklich so. Wichtig ist uns respektvoller Umgang unter den Menschen, mit Lehrern, mit Rettungskräften und das die Leute eben auch wissen: Wir sind nicht die, die irgendwem immer an den Kragen wollen, wir sind da, um zu helfen. Man kann mit jedem Problem zu uns kommen, und wenn wir nicht helfen können, dann kennen wir bestimmt jemanden, der das kann."

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MDR (Max Hensch, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Juni 2024 | 06:40 Uhr

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