Sachsen-Anhalt 18 Stolpersteine 2024 beschädigt oder gestohlen – 2023 keiner

12. Januar 2025, 16:21 Uhr

In Sachsen-Anhalt hat es im vergangenen Jahr Angriffe auf 18 Stolpersteine gegeben. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Linken nach der Zahl antisemitscher Straftaten in Sachsen-Anhalt hervor. 2023 habe es dagegen keine solche Straftat gegeben.

In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr Stolpersteine, die an Opfer der Nationalsozialisten erinnern, häufiger Ziel von Angriffen geworden. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Stefan Gebhardt hervor.

Politisch motivierte Straftaten mit antisemitischer Motivation

2024 seien zehn in Zeitz, fünf in Halle, zwei in Oschersleben und einer in Weißenfels Ziel politisch motivierter Straftaten mit antisemitischer Motivation geworden. Für die Jahre 2021 und 2022 waren der Polizei zwei Straftaten gegen Stolpersteine in Magdeburg und Querfurt bekanntgeworden. Für 2023 wies die Aufstellung keine solche Tat aus.

Stolpersteine werden in den Boden gesetzt in Zeitz
In Zeitz und Halle wurden die gestohlenen Stolpersteine Ende des Jahres ersetzt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Vorfall in Zeitz

Unmittelbar vor dem 7. Oktober, dem ersten Jahrestag des Terrorangriffs der islamistischen Hamas auf Israel, waren in Zeitz zehn Stolpersteine in der Stadt von Unbekannten herausgerissen worden. Daraufhin startete der Burgenlandkreis eine Spendenaktion, um die entwendeten Steine zu ersetzen. Stadtsprecher Lars Werner sagte, bei der Aktion seien rund 53.000 Euro zusammengekommen. Von dem gespendeten Geld würden die neuen Stolpersteine sowie drei provisorische Steine bezahlt, die das örtliche Geschwister-Scholl-Gymnasium angefertigt hatte. Die Restsumme werde dem Simon-Rau-Zentrum in Weißenfels zur Verfügung gestellt. Der Verein erinnert an die ehemalige Jüdische Gemeinde der Stadt.

Herausgebrochene Steine in Zeitz
Mehrere Lücken klafften im Oktober im Pflaster in Zeitz im Süden von Sachsen-Anhalt. Bildrechte: Dirk Bindmann

Stolpersteine Mit den Gedenktafeln aus Messing wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig setzt seit 1996 an Orten, an denen NS-Opfer zuletzt wohnten oder wirkten, quadratische Betonsteine mit einer Messingplatte mit den Lebensdaten ins Straßenpflaster ein. Das Projekt wurde vom Künstler im Jahr 1992 ins Leben gerufen und gilt als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Im Mai 2023 verlegte Demnig den 100.000 Stolperstein in Nürnberg.

Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Sachsen-Anhalt

Aus der Antwort der Landesregierung an Stefan Gebhardt geht auch die Zahl erfasster antisemitisch motivierter Straftaten in Sachsen-Anhalt hervor. Diese lag von Januar bis Ende Oktober 2024 vorläufigen Angaben zufolge bei 79. 2023 waren es im gesamten Jahr 130 gewesen, 2022 144. Die Landesregierung gab den Hinweis, dass sich die Fallzahlen zu 2024 auf den Erkenntnisstand vom 31. Oktober beziehen. Sie stellten keine abschließende Aussage dar, sondern könnten sich aufgrund von Nachmeldungen noch ändern.

Rechtsextremer Aufkleber an Laternenmast
In Burg und umliegenden Orten sind im vergangenen Jahr mehrfach rechtsextreme Sticker aufgetaucht. Bildrechte: MDR

Laut dem Bundesverbands RIAS für Rechtsextremismus und Antisemitismus hat die Zahl antisemitischer Vorfälle bundesweit in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren es zwischen dem 7. Oktober und dem 31. Dezember 2023 350 Prozent mehr Taten. Darunter Körperverletzungen, Beleidigungen oder Schmierereien. Das geht aus einer aktuellen Studie des RIAS hervor. Auch für Sachsen-Anhalt sieht die Landesmeldestelle Antisemitismus von RIAS – anders als das Landeskriminalamt – keinen rückläufigen Trend.

Im Vorjahr hatte das LKA in Sachsen-Anhalt 130 antisemitische Straftaten verzeichnet. Die Meldestelle RIAS zählte 178 judenfeindliche Vorfälle und damit vier Mal mehr als noch 2022. Hierzu gehören demnach auch Taten unterhalb der Strafbarkeits-Grenze. RIAS führt das auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zurück.

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dpa, MDR (Susanne Ahrens)

MDR SACHSEN-ANHALT

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