Kommunal- und Europawahl Erstwähler in Naumburg: "Ich bin wichtig und habe etwas zu sagen"
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10. Juni 2024, 14:26 Uhr
Erstmals durften Menschen ab 16 Jahren in Sachsen-Anhalt nicht nur bei den Kommunalwahlen, sondern auch bei der Europawahl ihre Stimme abgeben. Hier berichten drei Erstwähler aus Naumburg, wie sie den Wahltag erlebt und ihre Entscheidung getroffen haben – und was sie sich für die Zeit nach der Wahl erhoffen.
Zehntausende Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter durften am Sonntag zum ersten Mal wählen. Weil erstmals junge Menschen ab 16 Jahren auch bei der Europawahl wahlberechtigt waren, erlebten die beiden 17-jährigen Emely Könnicke und Celina Bengsch und der 20-jährige Fabian Schulz aus Naumburg dabei gleich eine dreifache Premiere. Denn in ihrer Heimatstadt wurden neben dem EU-Parlament auch Stadtrat und Kreistag neu gewählt. Hier erzählen die drei Erstwähler, wie sie den Wahltag erlebt haben und was sie sich von ihren Stimmen erhoffen.
Emely Könnicke, 17 Jahre: "Ein aufregendes Gefühl"
"Es war ein aufregendes Gefühl, zum ersten Mal wählen und mitentscheiden zu dürfen bei so einer wichtigen Angelegenheit für unsere Stadt und natürlich auch unser Land. Für mich waren die Wahlen für den Stadtrat und den Kreistag wichtiger als die Europawahl. Im Vorfeld habe ich mich viel übers Internet informiert, auf den Webseiten und über soziale Medien, um meine Entscheidung zu treffen. Und ich kenne auch einige, die sich zur Wahl haben aufstellen lassen. Ansonsten habe ich mit anderen Menschen gesprochen, um zu hören, was deren Meinungen zur Wahl und den Kandidatinnen und Kandidaten sind.
Insgesamt waren die Informationsangebote ganz gut, bei der einen oder anderen Partei hätte es aber besser sein können. Die habe ich dann auch nicht gewählt. Für mich ist wichtig, dass man den Menschen vertraut, die man wählt, aber auch der Partei, die diese Menschen vertreten. Ich kenne einige Menschen in meinem Alter, die nicht wählen gehen, weil sie sich nicht für Politik interessieren oder sich nicht entscheiden können. Für mich war das keine Option, weil ich von vornherein wusste, wen ich wählen will, und weil es für mich sehr wichtig ist, meine Meinung zu äußern.
Ich wünsche mir, dass es nach der Wahl mehr Offenheit gegenüber anderen Menschen gibt, weil das ganz schön fehlt hier bei uns.
Ich wünsche mir, dass es nach der Wahl in Naumburg, aber auch generell mehr Offenheit gegenüber anderen Menschen gibt, weil das ganz schön fehlt hier bei uns. Auch Angebote für junge Menschen, gerade was die Freizeit betrifft, sind zu wenig vorhanden. Es gibt hier das Jugendzentrum 'OttO', ansonsten müsste man für die Jugendlichen aber noch einiges machen."
Celina Bengsch, 17 Jahre: "Wählen war eine schöne Erfahrung"
"Wählen zu gehen, hat mir das Gefühl gegeben, dass ich wichtig bin und auch etwas zu sagen habe für Deutschland. Das war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung. Ich habe im Vorfeld viele Videos auf Tiktok gesehen von verschiedenen Parteien, dadurch habe ich mich inspirieren lassen, wen ich wählen will. Ich habe auch mit meinen Eltern und mit Freunden gesprochen, wen die wählen und was sie darüber denken.
Ich kenne ein paar Leute, die nicht wählen gehen, weil es sie eigentlich gar nicht interessiert. Ich hätte auch zu Hause bleiben können, aber wenn jeder so denken würde, käme nichts dabei raus. Wenn man selber nichts dafür tut, braucht man sich hinterher auch nicht zu beschweren, wenn sich nichts ändert.
Für Naumburg wünsche ich mir, dass es nach der Wahl mehr Freizeitmöglichkeiten gibt, damit man auch hier was machen kann und nicht immer nach Leipzig fahren muss."
Fabian Schulz, 20 Jahre: "Instagram und Tiktok haben eine Rolle gespielt"
"Ich hatte gemischte Gefühle bei meiner ersten Wahl. Man kommt da zum allerersten Mal rein in das Wahllokal, und kriegt dann gleich drei Zettel in die Hand gedrückt, das sind Riesenlisten gewesen. Ich hatte mich schon darauf vorbereitet, wen ich bevorzuge, zu wählen, dadurch fiel es mir in der Wahlkabine viel leichter und ich habe meine Kreuze so gesetzt, wie ich es erwartet hatte.
Es war für mich selbstverständlich, wählen zu gehen, denn es ist ein Privileg und ich möchte gerne mitwirken, so wie alle anderen. Mit seiner Stimme kann man viel beeinflussen. Für mich war die Europawahl am wichtigsten, dort gibt es einfach die größten Themen. Vor der Wahl habe ich gegoogelt und die Wahlprogramme durchgelesen und danach einen Entschluss gefasst, welche Partei ich wähle. Instagram und Tiktok haben auf jeden Fall auch eine Rolle gespielt, da wurden ja viele Inhalte geteilt, die ich gelesen und angeschaut habe und die meine Entscheidung beeinflusst haben.
Ich hoffe, dass die Partei, die ich gewählt habe, irgendwann was zu sagen hat. In Naumburg haben wir zum Beispiel ein großes Vandalismusproblem, das bekämpft werden müsste, und Gewalt ist ebenfalls ein großes Thema, nicht nur hier, sondern auch in vielen anderen Städten."
MDR (Lucas Riemer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Juni 2024 | 06:30 Uhr
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