Hendrik Lange vom Stadtverband Halle ist neuer Co-Landesvorsitzender
Hendrik Lange (Bild) will zusammen mit Janina Böttger weiter an der Spitze des Landesverbands der Linken bleiben. Auch Alexander Sorge kandidiert für den Landesvorsitz. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Konkurrenz durch das BSW Parteitag in Magdeburg: Wie sich die Linke gegen Bedeutungsverlust stemmen will

06. September 2024, 09:56 Uhr

Sachsen-Anhalts Linke kommt am Wochenende zum Parteitag in Magdeburg zusammen. Es sind schwere Zeiten für die Partei: Während das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) Wahlerfolge feiert, geht die Zustimmung zur Linken drastisch zurück – auch in Sachsen-Anhalt. Bei der Europawahl fiel die Partei sogar unter die Fünf-Prozent-Hürde. Wie will die Landesspitze das ändern?

Dass es gerade nicht einfach ist für seine Linkspartei, das weiß Hendrik Lange – ans Resignieren aber denkt der Co-Landeschef nicht. "Die Linke wird gebraucht", sagt er unbeirrt. Wie keine andere Partei stemme man sich gegen den aktuellen Rechtsruck, gegen den Trend, "der gesellschaftlich da ist". Schlechte Wahlergebnisse hin, parteiinterner Streit her.

Nur 4,8 Prozent bei der Europawahl

Hendrik Lange vom Stadtverband Halle bekommt von Janina Böttger (Landesvorsitzende Die Linke Sachsen-Anhalt) Blumen
Janina Böttger steht zusammen mit Hendrik Lange an der Spitze des Linken-Landesverbands. (Foto vom Parteitag im vergangenen Jahr) Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Seit gut einem Jahr steht der Hallenser zusammen mit Co-Chefin Janina Böttger an der Spitze von Sachsen-Anhalts Linken. Am Wochenende steht der Landesparteitag in Magdeburg an, ein neuer Vorstand wird gewählt – und die Lage ist zweifellos dramatisch: Einst Volkspartei mit Regierungs-Ambitionen, stürzte die Linke in Sachsen-Anhalt bei der Europawahl zuletzt auf 4,8 Prozent ab. Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), dem viele Ex-Linke angehören, kam hingegen aus dem Stand auf 15 Prozent.

Wenn die Genossinnen und Genossen am Samstag zusammenkommen, schwebt deshalb über allem auch ein bisschen das BSW. Viel will Landeschef Lange zum Erfolg der neuen Partei um die Ex-Genossin nicht sagen. Teils könne man noch gar nicht absehen, wofür das BSW überhaupt stehe. Außerdem mache es ihn "skeptisch", wenn eine Partei ausschließlich an einer einzigen Person ausgerichtet sei, betont Lange.

BSW-Gründung in Sachsen-Anhalt parallel zum Parteitag

Weniger Selbstbeschäftigung, weniger Gerede ums BSW, dafür mehr mit eigenen Inhalten in die Öffentlichkeit dringen, das ist der Plan auch für den Parteitag. So will die Linke etwa eine Volksinitiative starten, um alle Grundschulen im Land zu erhalten. Der Antrag soll auf dem Parteitag beschlossen werden. "Das ist ein Beispiel für die Sorgen und Nöte der Menschen im Land", sagt Lange.

Und dennoch wird wohl nicht nur darüber berichtet werden: Ausgerechnet an diesem Wochenende, parallel zum Linken-Parteitag, will das BSW offiziell einen Landesverband in Sachsen-Anhalt gründen. Auch das wird für Schlagzeilen sorgen. Es ist bizarr: Wagenknecht hat die Linke verlassen, lässt sie aber trotzdem irgendwie nicht in Ruhe.

Böttger und Lange wollen weitermachen – auch Sorge tritt an Die aktuellen Linken-Landeschefs Janina Böttger und Hendrik Lange bewerben sich auf dem Parteitag in Magdeburg um eine weitere Amtszeit. Lange sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man arbeite "sehr vertrauensvoll" zusammen und ergänze sich gut. Neben Böttger und Lange hat auch Alexander Sorge seinen Hut in den Ring geworfen. Sorge arbeitet derzeit bei der Landesgeschäftsstelle der Partei und kümmert sich um Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Lange: Zusammenarbeit mit Kreisebene und Landtag verbessert

Fest steht: Mit Blick auf Wahlen und Umfragen steht es nicht gut um die Linke, auch in Sachsen-Anhalt. Doch Lange gibt sich kämpferisch. Angesprochen auf das vergangene Jahr als Co-Chef sagt er, Landesverband, Landtagsfraktion und die Kreisebene würden nun besser zusammenarbeiten – das sei ein Erfolg.

Die Kommunikation nach außen müsse trotzdem besser werden, räumt Lange ein. In der Linken würden Diskussionen teils öffentlich und "sehr differenziert" geführt, so formuliert es der Landeschef. Heißt: Es wird zu viel gestritten.

Kreischef in Stendal: "Alle einfach mal zusammenreißen"

Endlich als Partei zusammenraufen – das wünscht man sich auch an der Basis. Die Linke sei vielleicht wie ein "angeschlagener Boxer", sagt Rico Goroncy, Chef des Kreisverbands Stendal. Aber: "Wenn wir uns jetzt alle einfach mal zusammenreißen, dann kann das auch wieder gut werden." Es brauche eine "Einheit nach außen" – von der Bundesspitze bis in die Kommunen. Dann könne man sich auf die Zielgruppen konzentrieren, bei denen es etwa um soziale Gerechtigkeit geht.

Porträt eines Mannes
Rico Goroncy, Vorsitzender des Linken-Kreisverbands Stendal Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Goroncy, der sich beim Parteitag am Wochenende auch als Beisitzer im Landesvorstand bewirbt, sieht etwa noch viel Potenzial, um junge Menschen zu erreichen. So solle man "TikTok und Social Media viel besser bedienen", um Jungwähler anzusprechen. Wichtig sei es beispielsweise zu erkären, was es für den Kultur- und Sozialbereich bedeuten würde, wenn die AfD das Sagen hätte.

Die Zeit drängt – zwei Wahlkämpfe stehen an

Der neue Landesvorstand müsse nun zügig die Weichen für die anstehenden Wahlkämpfe stellen – schon im kommenden Jahr ist schließlich Bundestagswahl, 2026 wird ein neuer Landtag gewählt. "Viel Zeit, um jetzt da großartig die Wunden zu lecken, haben wir nicht." Geschlossen als Team agieren, "das machen einfach andere gerade ein bisschen besser", mahnt Goroncy.

Doch ist es nur das Auftreten, oder sind es auch die Themen, die bei der Konkurrenz besser ankommen? Dass man die wirklichen Probleme der Menschen nicht mehr anspreche, das glaubt Landeschef Lange jedenfalls nicht. Als einer, der in Halle-Neustadt in einem Plattenbau wohnt, könne er "den Vorwurf nur schwer nachvollziehen". Gerade im Landtag kämpfe man konkret für Bildung, für Rentengerechtigkeit, dafür, "dass es den Leuten besser geht".

Fraktion: Keine Abwerbeversuche durch das BSW

Ähnlich sieht es Eva von Angern, die Vorsitzende der Landtagsfraktion. Die Linke sei engagiert, kämpfe etwa für die Gesundheitsversorgung vor Ort, stelle in Köthen und Bernburg die (Ober-)Bürgermeisterinnen. Die Stärken, die man – im Gegensatz zum BSW – auf kommunaler Ebene habe, müssten noch stärker in den Vordergrund gestellt werden, findet sie.

Eva von Angern, Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt.
Linken-Fraktionschefin im Magdeburger Landtag: Eva von Angern Bildrechte: picture alliance/dpa | Ronny Hartmann

Das ist für mich ein Verrat an der eigenen Partei – das kommt für mich nicht infrage.

Eva von Angern Landtags-Fraktionschefin über einen möglichen Wechsel zum BSW

Zum BSW wechseln wolle aus der Landtagsfraktion übrigens keiner, betont sie. Auch Abwerbeversuche habe es keine gegeben. Sie selbst habe Wagenknecht schon früh mitgeteilt, dass sie gar nicht fragen brauche. "Das ist für mich ein Verrat an der eigenen Partei – das kommt für mich nicht infrage", sagt von Angern.

Das gilt auch für Hendrik Lange, der ebenfalls Teil der Landtagsfraktion ist. Angesprochen worden sei er vom BSW noch nicht. "Und ich möchte darum bitten, dass das so bleibt."

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MDR (Felix Fahnert, Engin Haupt)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 06. September 2024 | 19:00 Uhr

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