Polizisten tragen Dienstwaffe und Handschellen 3 min
Video: Das Innenministerium hat die neue Kriminalstatistik veröffentlicht. Demnach hat es in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr mehr Straftaten gegeben. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Diebstahl, Körperverletzung, Online-Kriminalität Polizei-Statistik: Zahl der Straftaten 2023 deutlich angestiegen

13. März 2024, 11:41 Uhr

Die Polizei hat in Sachsen-Anhalt 2023 deutlich mehr Straftaten erfasst als in den Jahren zuvor. Bei knapp einem Drittel der insgesamt 194.000 Fälle handelte es sich um Diebstahldelikte. Gestiegen ist unter anderem die Jugendkriminalität.
Innenminister Zieschang vermutet die Gründe für den Anstieg der Kriminalität auch in gesellschaftlichen Entwicklungen.

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In Sachsen-Anhalt sind 2023 deutlich mehr Straftaten erfasst worden als in den Jahren zuvor. Das geht aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) am Dienstag in Magdeburg vorstellte. Demnach wurden im vergangenen Jahr knapp 194.000 Straftaten registriert und damit 8,6 Prozent mehr als noch 2022. Auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, wo 173.000 Fälle registriert wurden, ist der Anstieg deutlich.

Innenministerin Zieschang sprach von einem "besonders herausfordernden Jahr". Bei dem Anstieg der Fälle 2023 habe es sich um einen bundesweiten Trend gehandelt, der sich im Laufe des Jahres abgezeichnet habe, so Zieschang.

Diebstahldelikte machen knapp ein Drittel aller Fälle aus

Bei den meisten registrierten Straftaten handelte es sich um Diebstahlsdelikte. Sie machten 2023 einen Anteil von knapp 30 Prozent aus. Nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie stieg die Anzahl nun um gut zehn Prozent an – auf rund 58.000 Delikte. Zieschang erklärte, vor allem die Ladendiebstähle hätten massiv zugenommen.

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU,Sachsen Anhalt)
Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Die Ministerin sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Anstieg könnte ein Indiz dafür sein, dass bedingt durch Preissteigerungen und Inflation manche Menschen den falschen Schluss ziehen und das Geschäft verlassen, ohne die Ware bezahlt zu haben. "Das sind gesellschaftliche Entwicklungen, die wir erahnen, aber nicht fest konstatieren können."

Viele sorglos beim Thema Internetkriminalität

Die Zahl der über das Internet begangenen Straftaten, die registriert wurden, stieg erneut an und lag bei insgesamt 24.600 Fällen. Deutlich zugenommen hätten dabei Betrugsmaschen wie der "Enkeltrick" oder der "Schockanruf", sagte Zieschang. Die Ministerin sieht das unter anderem in der fehlenden Sensibilität beim Thema IT-Sicherheit begründet: "Wenn wir die Wohnung oder unser Haus verlassen, schließen wir ganz selbstverständlich die Tür ab und schauen nach, ob die Fenster geschlossen sind. Leider fehlt vielen Bürgern die gleiche Sensibilität, wenn sie in der digitalen Welt unterwegs sind."

Knapp 1.000 Intensivtäter mit mindestens neun Taten

Delikte, die sich gegen die sexuelle Selbstbestimmung richten – etwa sexuelle Nötigung oder Vergewaltigungen –, nahmen 2023 um 10,1 Prozent zu. Insgesamt wurden 3.149 solcher Fälle registriert.

Von den gut 71.000 Tatverdächtigen waren im vergangenen Jahr 981 sogenannte Intensivtäter. Das heißt, dass ihnen mehr als neun Einzeltaten angelastet worden sind. Landespolizeidirektor Mario Schwan erklärte, im Schnitt habe jeder Intensivtatverdächtige 2023 rund 17 Straftaten begangen.

Jugendkriminalität gestiegen

Bereits vorab war bekannt geworden, dass sich die Jugendkriminalität 2023 im Vergleich zum Vorjahr erhöht hat. Insgesamt wurden knapp 17.500 Fälle erfasst – ein Anstieg von knapp zehn Prozent. Hierbei handelte es sich vor allem um Körperverletzung, Bedrohung oder um Ladendiebstähle.

Die Quote der aufgeklärten Straftaten stieg den Angaben zufolge 2023 leicht auf 55,9 Prozent – eine Verbesserung um 1,3 Prozentpunkte. Insgesamt konnte die Polizei 108.000 Fälle aufklären. Im mitteldeutschen Vergleich hatte Sachsen-Anhalt bei der Aufklärung zuletzt das Nachsehen: Sachsen gab die Quote 2022 mit 58,4 Prozent an, Thüringen sogar mit 63,2 Prozent. Auch der bundesweite Schnitt war mit 57,3 Prozent besser als in Sachsen Anhalt.

Mehr Straftaten von Ausländerinnen und Ausländern

Zugenommen haben 2023 auch die Straftaten, die von Ausländerinnen und Ausländern begangen wurden. Laut Statistik waren Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft für gut 28.000 der registrierten Fälle verantwortlich – das entspricht einem Anteil von 14,6 Prozent aller erfassten Straftaten.

Dazu sagte Ministerin Zieschang MDR SACHSEN-ANHALT, das sei insofern nachvollziehbar, als dass sich die Zugangszahlen und damit die Zahl der Menschen, die nichtdeutsche Staatsangehörige sind, sich in Sachsen-Anhalt 2023 auch erhöht habe. Bei gut 6.200 Fällen handelte es sich laut Statistik um "ausländerrechtliche Verstöße" – also um Fälle, in denen etwa Aufenthaltsvorgaben missachtet wurden, Personen illegal nach Deutschland eingereist sind oder Menschen ohne Arbeitserlaubnis erwerbstätig waren.

MDR (Felix Fahnert, Christoph Dziedo, Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. März 2024 | 06:00 Uhr

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