Zehn Jahre nach Flut von 2013 Hochwasserschutz: Ein Viertel der Deiche noch nicht vollständig saniert
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06. Juni 2023, 17:47 Uhr
Ein Viertel der Deiche in Sachsen-Anhalt sind noch nicht nach DIN-Norm ausgebaut. Umweltminister Armin Willingmann sagte zehn Jahre nach der Flut von 2013, vielerorts gebe es offene Eigentums- und Finanzierungsfragen. Angesichts des zunehmenden Extremwetters kündigte er weitere Investitionen in den Hochwasserschutz an – und plädierte für eine Pflichtversicherung für Hausbesitzer gegen Schäden.
- In Sachsen-Anhalt gibt es an vielen Deichanlagen auch zehn Jahre nach dem Hochwasser von 2013 noch Ausbau- und Sanierungsbedarf.
- Bis 2027 sollen 660 Millionen Euro für den Hochwasserschutz im Land investiert werden – auch die Vorhersage soll verbessert werden.
- Umweltminister Armin Willingmann spricht sich für eine Pflichtversicherung für Hausbesitzer gegen Elementarschäden aus.
Zehn Jahre nach der verheerenden Flut im Jahr 2013 sind in Sachsen-Anhalt ein Viertel der Deiche noch immer nicht DIN-gerecht ausgebaut. Umweltminister Armin Willingmann erklärte am Dienstagnachmittag, eine Länge von 116 Kilometer und damit acht Prozent seien sogar "dringend sanierungsbedürtig". Dem SPD-Politiker zufolge zählen dazu etwa die Deiche in Buro und in Klieken. Beide Orte gehören zur Stadt Coswig im Landkreis Wittenberg. Auf 241 Kilometer der Landesdeiche (17 Prozent) bestehe zudem noch Nachbesserungsbedarf, sagte Willingmann.
Als Gründe nannte der Umweltminister, dass es häufig vor Ort ungeklärte Eigentums- oder Finanzierungsfragen gebe. In einigen Fällen habe die lange Dauer auch technische Gründe, etwa wenn keine Baufirmen verfügbar seien. Ziel sei es, dass im Rahmen der Hochwasserstrategie bis 2027, spätestens aber bis zum Ende des Jahrzehnts, alle Deichanlagen im Land den Vorgaben entsprechend saniert seien.
Vorgaben zum Hochwasserschutz
Auch für Deichanlagen gelten Vorschriften nach einer sogenannten DIN-Norm. DIN benennt dabei für "Deutsche Institut für Normung". So regelt die Norm mit der Nummer 19712 Vorgaben für den Neubau, die Sanierung und die Unterhaltung von Hochwasserschutzanlagen.
Deichbrüche aus 2013 vollständig gesichert und saniert
Willingmann verwies darauf, dass beim Hochwasser im Jahr 2002 gerade einmal fünf Prozent der Landesdeiche nach DIN-Norm ausgebaut gewesen seien. Bei der Flut im Jahr 2013 seien es 50 Prozent gewesen, aktuell liege man bei 75 Prozent der insgesamt 1.360 Kilometer langen Deichanlagen.
Bei der Flut vor zehn Jahren hatte es aufgrund der enormen Wassermassen neun Deichbrüche in Sachsen-Anhalt gegeben. Alle seien fachgerecht geschlossen und gesichert worden, sagte Willingmann. Die Stellen sind demnach vollständig und DIN-gerecht saniert. So habe man unter anderem im Ort Fischbeck an der Elbe "alles getan, was getan werden musste", so Willingmann. 6,9 Kilometer Deich seien hier saniert, 6,7 Kilometer neu errichtet worden.
Hochwasservorhersage soll ausgebaut werden
Im Rahmen einer Hochwasserstrategie sollen in Sachsen-Anhalt bis 2027 insgesamt 660 Milliarden Euro für den Hochwasserschutz ausgeben werden. 195 verschiedene Maßnahmen sind dafür vorgesehen. Willingmann erklärte, aufgrund des Klimawandels werde die Zahl der Extremwetterereignisse zunehmen, daher gewinne der Hochwasserschutz an Bedeutung. Mit Blick auf Klimawandel und Trockenheit gehe es nicht nur darum, Wasser kontrolliert zum Abfluss zu bringen, sondern es auch "stärker zurückzuhalten".
Noch in diesem Jahr soll das Förderprogramm "Klima III" starten, mit dem sich Kommunen besser gegen Sturzfluten und Starkregen rüsten können. Insgesamt 25 Millionen Euro sollen zur Verfügung stehen. Willingmann betonte, dass auch die Vorhersage und die Kommunikation zu Starkregen und Hochwasser wichtiger werde. Das habe die Flut im Ahrtal im vergangenen Jahr gezeigt. In die Hochwasser-Vorhersagezentrale des Landes sollen deshalb bis 2027 insgesamt 7,8 Millionen Euro investiert werden. Damit übernehme Sachsen-Anhalt auch "Verantwortung für sechs weitere Bundesländer und den Bund", sagte der Umweltminister.
Willingmann für Pflichtversicherung gegen Schäden
Willingmann sprach sich erneut für eine solidarische Pflichtversicherung für Hausbesitzer gegen Elementarschäden aus. Diese sei rechtlich möglich und eine "Frage des Wollens". Derzeit seien nur 50 Prozent der Wohnhäuser versichert. "Das ist zu wenig", sagte Willingmann. Er betonte, dass Schäden aufgrund von Starkregen nicht nur in unmittelbarer Nähe von Flüssen entstehen könnten.
Beim Hochwasser im Juni 2013 war im Osten und im Süden Deutschlands infolge von starken Regenfällen ein Schaden von schätzungsweise 2,7 Milliarden Euro entstanden. In Sachsen-Anhalt mussten 63.000 Menschen evakuiert werden, fünf Menschen kamen bei der Flut ums Leben.
MDR (Felix Fahnert)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 06. Juni 2023 | 19:00 Uhr
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