Austritt AfD-Bundestagsabgeordneter Robert Farle verlässt Fraktion

09. September 2022, 15:33 Uhr

AfD-Abgeordneter Robert Farle ist aus der Bundestagsfraktion seiner Partei ausgetreten. Er soll unzufrieden gewesen sein mit seiner Rolle in der Fraktion. Seine Kollegen "bedauern" den Schritt. Aus seinem Kreisverband droht man Farle allerdings mit einem Parteiausschlussverfahren.

Der Sachsen-Anhalter Bundestagsabgeordnete Robert Farle ist aus der AfD-Fraktion in Berlin ausgetreten. AfD-Landeschef Martin Reichardt bestätigte MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag den Vorgang. Reichardt war bislang Farles Fraktionskollege und ist Chef der Landesgruppe Sachsen-Anhalt. Er sagte, man bedauere den Austritt und hätte die gemeinsame Arbeit gerne weiter fortgesetzt.

Unzufrieden in Fraktion?

Farle selbst war für den MDR bislang nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Wochenzeitung "Die ZEIT" sagte er aber, er wolle "künftig mehr im Wahlkreis arbeiten können" und mehr Zeit für Demonstrationen haben. Interne Kritik an seiner Person habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt.

Dem Vernehmen nach soll der 72-jährige Farle unzufrieden mit seiner Position in der Fraktion gewesen sein. Auch soll ihm diese zu kritisch gegenüber Russland eingestellt gewesen sein. Die AfD-Fraktion fordert zwar die Rücknahme aller Sanktionen, erkennt allgemeinhin aber an, dass Russland völkerrechtswidrig die Ukraine angegriffen hat.

Kreisverband prüft Parteiausschlussverfahren

Der Vorsitzende von Farles AfD-Kreisverband Mansfeld-Südharz, Rene Meiß, kündigte noch am Freitag an, Ordnungsmaßnahmen gegen Farle verhängen zu wollen. Dieser habe kein Interesse daran gezeigt, "zusammenzustehen und Einigkeit zu demonstrieren", schreibt Meiß in einer Pressemitteilung. Man prüfe zudem ein Parteiausschlussverfahren.

Der gelernte Kaufmann und Wirtschaftsprüfer Farle zog 2016 mit der AfD in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein. In der Fraktion und im Landesverband galt er trotz seiner Funktion als Parlamentarischer Geschäftsführer später als Quertreiber. Während der Corona-Pandemie sprach er von einer "Corona-Diktatur" und verbreitete wiederholt Verschwörungsglauben.

Direkt gewählter Abgeordneter

2021 wechselte Farle nach Berlin: Mit 25,1 Prozent der Erststimmen sicherte er sich knapp das Direktmandat im Wahlkreis Mansfeld. Auf die Landesliste seiner Partei hatte es der Politiker zuvor nicht geschafft.

Vor seiner Zeit in der AfD engagierte sich Farle in der westdeutschen kommunistischen Partei DKP. In dieser Zeit soll er laut Recherchen von t-online verdeckte Zahlungen der DDR-Staatspartei SED erhalten haben. Farle bestreitet das.  

In dieser Wahlperiode ist Farle der dritte Abgeordnete, der die AfD-Fraktion verlässt. Zwischen 2017 und 2021 hatten insgesamt sieben Abgeordnete die damalige Fraktion verlassen oder waren ihr erst gar nicht beigetreten.

MDR (Thomas Vorreyer, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. September 2022 | 15:00 Uhr

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