Prognose Mehr Einsatz von KI in Sachsen-Anhalts Landwirtschaft erwartet
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17. Februar 2024, 17:59 Uhr
Künstliche Intelligenz spielt in der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt bisher keine große Rolle. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt und das Landwirtschaftsministerium rechnen aber damit, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird. Die neue Technologie könnte helfen, den Anforderungen, die an die Landwirtschaft gestellt werden, gerecht zu werden. Sie birgt aber auch Risiken, zum Beispiel beim Datenschutz.
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- In der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt wird die Nutzung von Künstlicher Intelligenz künftig zunehmen. Noch sind die Anwendungsmöglichkeiten eher überschaubar.
- Landwirt Patrick Zier aus dem Burgenlandkreis arbeitet seit drei Jahren mit Künstlicher Intelligenz.
- Das Landwirtschaftsministerium sieht großes Potenzial in der Nutzung von KI, aber auch Herausforderungen.
Künstliche Intelligenz (KI) in der Landwirtschaft wird in Sachsen-Anhalt immer wichtiger. Wie das Landesministerium für Landwirtschaft auf Anfrage mitteilt, gewinnt das Thema KI insbesondere bei der Erfassung, Verarbeitung und Auswertung von großen Datenmengen zunehmend an Bedeutung.
Technologien mit KI-Unterstützung seien in der Landwirtschaft bereits üblich. "Sowohl im Ackerbau als auch in der Tierhaltung und im Obst- und Gemüsebau kommen heute KI-gestützte Dienste zur Anwendung", so ein Sprecher des Ministeriums. Dazu zählten zum Beispiel Melkroboter, die sogenannte Ertragskartierung und Fütterungssysteme in der Tierhaltung.
Stichwort: Künstliche Intelligenz (KI)
Künstliche Intelligenz ist ein Computerprogramm, das geistige Fähigkeiten von Menschen nachahmt. KI lernt durch sogenanntes "Machine Learning". Dazu wertet sie große Datenmengen aus und trainiert damit ihre Lernalgorithmen, bis sie entscheidende Zusammenhänge selbst erkennen kann – und dann beispielsweise weiß, wann eine Kuh gemolken werden muss oder wo welche Pflanze auf dem Feld steht.
Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Bauernverband: Einsatz von KI noch überschaubar
Dem Bauernverband Sachsen-Anhalt zufolge ist die Anwendung echter KI, also aktiv lernender Systeme, aber im Moment noch überschaubar. So würden zwar in vielen Bereichen technische Lösungen eingesetzt, die auf den ersten Blick wie Künstliche Intelligenz wirkten, aber keine seien.
"Beispielsweise gibt es erste Feldroboter in der Praxis, die über den Acker fahren, Unkraut hacken und diese Aufgaben augenscheinlich selbstständig vornehmen. Dabei kommt aber noch keine Künstliche Intelligenz zum Einsatz", erklärt ein Sprecher. Es werde aber daran geforscht, die bisher genutzte Technik mit echter KI weiterzuentwickeln.
So wird KI in der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt gefördert
Das Land unterstützt Landwirte beim Einsatz von KI nach eigener Aussage unter anderem mit dem Agrarinvestitionsförderprogramm sowie der landwirtschaftlichen Beratungsförderung.
Darüber hinaus arbeiteten sowohl der Bund und die Länder als auch verschiedene Forschungs- und Lehrinstitute daran, den Einsatz von KI in der Landwirtschaft voranzubringen. In der Praxis gebe es bereits viele Pilotprojekte, Reallabore, Praxisbetriebe und -versuche in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft und Tierhaltung.
Künstliche Intelligenz in der Tierhaltung
Landwirt Patrick Zier, einer der Geschäftsführer der Agrargesellschaft Prießnitz, bestätigt die Aussage des Bauernverbandes, dass Künstliche Intelligenz in der landwirtschaftlichen Praxis noch keine große Rolle spielt. Er nutzt die Technologie bisher nur in seinem Kuhstall.
Dabei handelt es sich um einen Bewegungssensor, den die Kühe um den Hals tragen. "Der misst, wann das Tier ruht, wann es frisst, wann es zum Melken geht und schließt daraus verschiedene Dinge, zum Beispiel, ob es brünstig ist oder sich eine Krankheit anbahnt", erklärt Zier.
Agrargesellschaft Prießnitz
Die Agrargesellschaft Prießnitz ist ein Unternehmensverbund bei Naumburg, der mit 45 Mitarbeitern eine Fläche von über 4.000 Hektar bewirtschaftet. Neben Ackerbau werden unter anderem ein Rinderstall und zwei Schweinemastställe betrieben.
Landwirt: KI ist Arbeitserleichterung, aber kein Gamechanger
Allerdings brauche die Technologie regelmäßiges Feedback, um sich zu verbessern. Wie gut das System arbeite, sei auch davon abhängig, wie viel Zeit man in diese Rückmeldungen investiere, so Zier. Seine Bilanz nach drei Jahren: "Es ist sicherlich hier und da eine Arbeitserleichterung, aber es kann den Menschen nicht ersetzen." Von einem "riesen Gamechanger" könne man nicht sprechen. Dafür fehle einfach noch die Genauigkeit.
Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, noch in anderen Bereichen KI einzusetzen, sagt Zier: "Ich wüsste nicht, wo es mir helfen soll. Was soll mir die KI hier abnehmen?" Deshalb sei in seinem Betrieb erstmal nicht geplant, den Einsatz von KI auszubauen.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Was durch Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft alles möglich werden könnte, ist nach Aussage des Bauernverbandes aktuell noch nicht absehbar. Es gebe aber viele Forschungsprojekte an deutschen Hochschulen. Das Landwirtschaftsministerium sieht in den mit KI verbundenen neuen Technologien großes Potenzial.
Dafür könnte KI in der Landwirtschaft genutzt werden (Auswahl)
- Erkennen von Pflanzenschäden anhand von Drohnen- bzw. Satellitenbildern und Ableitung von Handlungsempfehlungen
- zielgenaue und effizientere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Dünger
- Individuellere Fütterung und Pflege von Nutztieren
- Optimierung bestehender und Entwicklung neuer Entscheidungshilfen (Prognosemodelle, Apps usw.) sowie digitaler Assistenten
- Verbesserung der Produktqualität durch automatisierte Qualitätskontrolle von Lebensmitteln
- Optimierung der Beratung durch KI-gestützte Vernetzung von Entscheidungshilfen und Beratungsempfehlungen
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat in einer Broschüre weitere Anwendungsmöglichkeiten zusammengestellt:
Einsatz von Künstlicher Intelligenz könnte Betriebe stärken
Der Bauernverband Sachsen-Anhalt geht davon aus, dass Künstliche Intelligenz künftig dazu beitragen kann, bereits vorhandene Technologien zu verbessern. So werde in den Bereichen Pflanzenschutz, Düngung, Bodenbearbeitung sowie in der Tierhaltung und bei der Pflege von Sonderkulturen schon eine Vielzahl technischer Anwendungsmöglichkeiten für sensorgesteuerte Technik genutzt. Diese Sensorik und das damit ermöglichte, digitale Sammeln von Daten sei eine zentrale Voraussetzung für den Einsatz Künstlicher Intelligenz.
KI könnte auch helfen die Betriebe insgesamt zu stärken, glaubt das Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt. Um den künftigen ökonomischen und ökologischen Anforderungen in der Landwirtschaft gewachsen zu sein, müssten neue Technologien eingesetzt werden. So könnten mithilfe von Künstlicher Intelligenz unter anderem Ressourcen gespart, Tiergesundheit und Tierwohl verbessert werden, Dünger und Pflanzenschutzmittel effizienter eingesetzt und der Beruf des Landwirts attraktiver gemacht werden.
KI als Datenschutz-Risiko?
Der Einsatz von KI wirft dem Landesbauernverband zufolge aber auch Fragen des Datenschutzes auf. "Die Daten der Landwirtinnen und Landwirte müssen geschützt sein, sowohl vor dem Zugriff als auch vor der Verarbeitung durch Dritte", betont ein Sprecher. Dafür brauche es gesetzliche Lösungen, die den landwirtschaftlichen Betrieben Sicherheit bietet und ohne "überbordenden Bürokratismus" auskommt.
Auch das Landwirtschaftsministerium nennt den Datenschutz als eine mögliche Hürde. Generell erfordere der Umgang mit Künstlicher Intelligenz besondere Achtsamkeit, weil die Bandbreite der damit einhergehenden Risiken noch nicht vollständig erfasst werden könne, so das Ministerium. Mögliche Herausforderungen seien zuden die Finanzierung neuer KI-basierter Technologien, sowie die für deren Einsatz notwendigen leistungsfähigen Netze bereitzustellen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Februar 2024 | 16:30 Uhr
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