Nachhaltigkeit Wie Roboter die Landwirtschaft revolutionieren
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03. März 2024, 05:00 Uhr
Um Klima und Umwelt zu schonen, setzen Landwirte große Hoffnungen in neue Technologien. Sie sollen etwa helfen, weniger Pflanzenschutzmittel zu verwenden und Böden schonender zu bearbeiten. Ein Beispiel aus der Börde zeigt aber auch, wo noch die Schwachstellen liegen. Ein Expertengremium forderte zuletzt unter anderem stärkere Anreize für eine nachhaltige Landwirtschaft.
- Bio-Bauer sieht in Feldrobotern Potenziale auch für konventionelle Landwirtschaft.
- Deutscher Bauernverband fordert Ende von Insellösungen bei neuen Technologien.
- Expertenkommission: Anderes Anreizsystem soll nachhaltige Landwirtschaft voranbringen.
Landwirt Eberhard Weißkopf baut auf 60 bis 80 Hektar Zuckerrüben an. Doch statt auf menschliche Arbeitskräfte setzt der Bio-Bauer aus dem Landkreis Börde nun die vierte Saison in Folge auf drei Feldroboter. "Für uns als Biobetrieb wäre der Rübenanbau kaum noch möglich ohne diese Roboter", sagt Weißkopf. Zu Beginn der Corona-Pandemie waren die solarbetriebenen Gehilfen noch eine Notlösung, weil unklar war, ob Arbeitskräfte aus Rumänien einreisen dürfen.
Mit Robotern statt Herbiziden gegen Unkraut
Zwar habe die Technik noch Schwächen, erklärt Weißkopf. "Das menschliche Auge ist immer noch zehnmal besser als der Roboter." Auch brauchen die drei Roboter noch mehr Zeit als die früheren Saison-Arbeitskräfte, um die gleiche Fläche zu bestellen. Doch insgesamt ist Weißkopf sehr zufrieden mit der Anschaffung – er spricht von einer "riesigen Kostenersparnis" und betont, es werde immer schwieriger, überhaupt Saison-Arbeitskräfte zu finden.
Mit dem Wegfall vieler Pflanzenschutzmittel wird es auch für konventionelle Betriebe immer schwieriger, die Flächen beikrautfrei zu halten.
Auch für konventionelle Betriebe könnten die Roboter in Zukunft immer wichtiger werden, ist der Bio-Bauer überzeugt. Denn mithilfe von GPS-Daten merken sich die automatisierten Helfer ganz genau, wo sie die Rüben ausgesät haben – alles Unkraut drum herum entfernen sie dann zuverlässig. "Mit dem Wegfall vieler Pflanzenschutzmittel, gerade Herbizide, wird es auch für konventionelle Betriebe immer schwieriger, die Flächen beikrautfrei zu halten", erklärt Weißkopf.
In einer nicht-repräsentativen Umfrage im Auftrag der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) gaben gerade einmal 4,2 Prozent der befragten landwirtschaftlichen Betriebe an, Feldroboter einzusetzen. Fast 13 Prozent planen demnach den Einsatz. Diese Woche gab die Expertenkommission ihr Jahresgutachten mit Empfehlungen für die Politik heraus. Mit Blick auf die Landwirtschaft betonten die Fachleute die Möglichkeiten, mit smarten Technologien nachhaltiger zu produzieren.
Diesel sparen und Böden schonen
Einen Punkt, den auch Ulf Müller von Gäa e.V. hervorhebt, einem vor allem in ostdeutschen Bundesländern verwurzelten Anbauverband für ökologische Landwirtschaft. Er verweist etwa auf GPS-Lenksysteme, die bereits in vielen Betrieben den Landmaschinen ein präziseres Arbeiten ermöglichen. "Es gibt dann einfach weniger Überfahrten, was natürlich Diesel spart." Noch schonender für den Boden sei der Einsatz von Drohnen, die etwa Untersaaten auf den Acker bringen können – also eine zweite Frucht, die zu einem späteren Zeitpunkt als die Hauptfrucht geerntet werden kann.
Bauernverband hofft auf Smart Spraying
Auch in der konventionellen Landwirtschaft sind smarte Technologien mit großen Hoffnungen verbunden. Der Deutsche Bauernverband verweist auf das sogenannte Smart Spraying. Pflanzenschutzmittel könnten dadurch gezielter eingesetzt werden als bisher, erklärt Johann Meierhöfer, Fachbereichsleiter Pflanzliche Produktion & Energie beim DBV. "Das bedeutet gegenüber dem bisherigen flächigen Einsatz einen technischen Paradigmenwechsel und bringt erhebliche Einsparpotenziale mit sich."
Bei der Agrartechnik sind die Hersteller gefragt, endlich die Insellösungen aufzugeben.
Neben der Bereitschaft, smarte Technologien einzusetzen, brauche es aber auch die finanziellen Möglichkeiten, betont Meierhöfer. Einen Mitarbeiter speziell für sogenanntes Smart Farming zu schulen oder einzustellen, sei eher eine Sache für große Betriebe. Meierhöfer sieht zudem noch ganz grundlegende Probleme, um entsprechende Technologien stärker einzusetzen: Teilweise fehle im ländlichen Raum die technische Infrastruktur und auch Maschinen unterschiedlicher Hersteller könnten nicht miteinander kommunizieren. Er sieht daher die Hersteller in der Pflicht, "endlich die Insellösungen aufzugeben".
Gutachten: Mehr Anreize für Nachhaltigkeit nötig
Die Expertenkommission Forschung und Innovation macht aber noch einen grundsätzlicheren Konflikt aus, um eine nachhaltigere Landwirtschaft voranzubringen: Im Gegensatz zu konventionellen Landmaschinen haben neue digitale und smarte Technologien noch Wettbewerbsnachteile. Das liege etwa an den höheren Kosten und einer teils noch nicht ausgereiften Technik. Ein weiterer Grund sei aber auch, dass sich die negativen Umweltfolgen konventioneller landwirtschaftlicher Praktiken nicht in den Produktionskosten der Betriebe niederschlügen.
Um stärkere Anreize für eine nachhaltige Landwirtschaft zu setzen, plädieren die Experten daher unter anderem dafür, eine Abgabe auf die Verwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln einzuführen. Die Wirkung einer solchen Abgabe solle dann evaluiert werden – als bereits bestehendes Vorbild verweist die Kommission auf Dänemark.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 28. Februar 2024 | 21:45 Uhr
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