Pfand-Kisten in einem Edeka Frischecenter
Leere Regale bei Edeka? – Die Landwirte vor Ort sehen das anders. (Symbolbild) Bildrechte: imago images / biky

Zentrallager in Landsberg Bauernprotest gegen Edeka-Werbespot

26. Januar 2024, 08:42 Uhr

Der Lebensmittel-Händler Edeka wirbt im Netz erneut mit einem sechs Jahre alten Spot zum Thema Vielfalt. Thema: Ohne ausländische Produkte wären die Regale im Supermarkt fast leer. Die Landwirte im Saalekreis wollen das so nicht stehenlassen und haben am Mittwochabend vor dem Zentrallager in Landsberg demonstriert.

In Landsberg im Saalekreis haben am Mittwochabend Bauern vor dem Zentrallager des Lebensmittel-Einzelhändlers Edeka demonstriert. Nach Angaben des Bauernverbandes Saaletal sollte dadurch der Lieferverkehr vor Ort eingeschränkt werden. Die Polizei spricht von etwa 20 Teilnehmern und rund zehn Fahrzeugen. Bei der Demo habe es sich um eine Eil-Versammlung gehandelt, sagte eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT. Kurz vor 23 Uhr habe sich die Blockade aufgelöst.

Sechs Jahre alter Werbespot in der Kritik

Mit der Aktion wollten die Landwirte nach eigenen Angaben gegen eine Imagekampagne von Edeka demonstrieren, in der auf die Wichtigkeit ausländischer Produkte hingewiesen worden war. Der Film stammt aus dem Jahr 2017 und wurde vom Konzern vor wenigen Tagen erneut in sozialen Netzwerken geteilt, um auf Vielfalt aufmerksam zu machen. In dem Video laufen Kundinnen und Kunden durch einen Supermarkt, in dem nur noch wenige Produkte in den Regalen stehen. Lediglich das Gemüse-Regal ist vollständig gefüllt. Das Unternehmen will sich nach eigenen Angaben "gegen Rechts" positionieren und darauf hinweisen, wie wichtig ausländische Produkte im Supermarkt seien.

Der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes Saaletal, Jan-Friedrich Rohlfing, sieht in der Aktion einen großen Widerspruch. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Interessanterweise haben die gleichen Leute von Edeka mit uns Landwirten vor drei Jahren Werbefilme gedreht zur regionalen Landwirtschaft, um damit Werbung zu machen." Wenn man das Video sehe, müsse man sich fragen, wo Edeka nun seine Produkte einkaufe. "Wir werden die umliegenden Leute darüber informieren, dass es doch ausreichend regionale Produkte gibt", so der Landwirt aus dem Raum Querfurt.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte es zahlreiche Protestaktionen von Landwirten gegeben. Thema waren dabei hauptsächlich die Kürzungen der Agrarsubventionen. Auch Rohlfing kritisiert die Agrarpolitik der Bundesregierung.

Wie gut kann sich Deutschland selbst versorgen? Nach Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft lag der Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln in Deutschland zuletzt bei 81 Prozent – je nach Produkt unterscheiden sich die Werte aber deutlich. So kann gerade einmal ein Fünftel des Bedarfs an Obst aus heimischem Anbau gedeckt werden. Am höchsten liegt der Selbstversorgungsgrad bei Äpfeln – mit 48 Prozent. Bei Gemüse liegt der Selbstversorgungsgrad bei durchschnittlich 38 Prozent, hier stechen Spargel und Möhren mit 72 beziehungsweise 78 Prozent heraus. Selbstversorgungsgrade von über 100 Prozent werden unter anderem bei Kartoffeln (150), Zucker (149), Fleisch (121) sowie Getreide (109) erreicht. Deutschland war 2022 der drittgrößte Agrarimporteur der Welt – und der viertgrößte Agrarexporteur.

MDR (Marvin Kalies, Michael Rosebrock, André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 25.01.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Januar 2024 | 05:00 Uhr

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