Interview Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt "muss besser werden"
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03. März 2025, 15:01 Uhr
In Sachsen-Anhalt wird derzeit untersucht, wie der Rettungsdienst besser aufgestellt werden kann. Denn in der medizinischen Notfallversorgung gibt es viele Baustellen, weiß auch Michael Kusian, der stellvertretende Leiter der Landesrettungsschule. Er hat klare Vorstellungen, was sich ändern sollte.
MDR SACHSEN-ANHALT: Herr Kusian, wie gut ist der Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt derzeit aufgestellt?
Michael Kusian: Der Rettungsdienst muss auf jeden Fall besser werden. Ich glaube, dass die Grundversorgung in Sachsen-Anhalt neu gedacht werden muss. Das fängt bei den organisatorischen Dingen an. Also, wer da wo, wie und was bestimmen darf. Wir müssen dringend wissen, wie viele Retter in Sachsen-Anhalt insgesamt tätig sind. Nur dann können wir das System gut aufstellen und einschätzen, reicht das Personal, um die Aufgaben im Bevölkerungsschutz zu bewältigen.
Denn der Fachkräftemangel macht sich auch im Rettungsdienst im Land immer mehr bemerkbar. Inzwischen gibt es ja neben Notarztbörsen auch Notfallsanitäterbörsen. Das ist die letzte Möglichkeit für Firmen, ihre Löcher in den Dienstplänen zu stopfen.
Michael Kusian
...ist ausbildeter Notfallsanitäter. Seit 2021 ist Kusian stellvertretender Schulleiter der
Landesrettungsschule der DRK- und ASB-Landesverbände Sachsen-Anhalt gGmbH. Gleichzeitig engagiert sich Kusian im Deutschen Berufsverband Rettungsdienst e.V.
Was muss konkret getan werden, um besser zu werden?
Da passiert ja auch schon viel. Inzwischen wird geschaut, die Zahl der Leitstellen durch Zusammenlegungen zu reduzieren. Dabei muss man natürlich auch die Leistungsfähigkeit der Leitstellen anpassen. Dazu muss das Personal in den Leitstellen kontinuierlich geschult werden. Gerade, was das Thema 'Telefon-Reanimation' betrifft. Da passiert schon einiges, aber noch nicht genug.
Auch dort sollte schon eine erste Einschätzung des Zustandes des Patienten erfolgen. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiter in den Leitstellen besser geschützt werden. Wenn dort entscheiden wird, zu einem Anrufer muss kein Notarzt und kein Rettungsdienst, weil die Situation es nicht erfordert, dann kann es nicht sein, dass die Leitstellenmitarbeiter mit einer Anzeige oder sogar Klage rechnen müssen.
Für die Kollegen in den Leitstellen muss in solchen Fällen juristische Sicherheit geschaffen werden. Ich denke, es wäre auch gut, wenn man sich ganz regulär über drei Jahre zum Leitstellendisponenten ausbilden lassen könnte. Dann würde jemand sitzen, der sich profund mit Bevölkerungsschutz, Medizin und Brandbekämpfung auskennt. Das ist bislang noch nicht überall der Fall. Auch beim Thema Weiterbildung und Fortbildung der Rettungsdienstmitarbeiter ist noch deutlich Luft nach oben.
Bringen Telenotärzte, wie sie gerade im Landessüden getestet werden, eine Besserung für den Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt?
Ich denke schon, dass damit das System entlastet werden kann. Von Tests in Niedersachsen haben ich teilweise so etwas gehört. Allerdings muss man auch sagen, dass die Studienlage zum Telenotarzt etwas dünn ist. Bislang geben diese Untersuchungen noch keinen klaren Hinweis, dass die Telenotärzte den Rettungsdienst entlasten. Letztlich sind die Telenotärzte aber ein zusätzlicher Player im System, der unterstützt. Ob dieses Modell wirklich der Gamechanger ist, muss sich erst noch zeigen.
Ist dieses System schon genug getestet, um es flächendeckend in ganz Sachsen-Anhalt einzuführen?
Dafür ist es aus meiner Sicht noch zu früh. Ich glaube aber schon, dass das System für bestimmte Einsätze eine Entlastung bringen kann. Ob das nun in allen Fällen zutrifft, davon bin ich noch nicht überzeugt. Allerdings sind da andere Bundesländer auch schon weiter. In Niedersachsen soll es demnächst flächendeckend eingeführt werden. Das würde ja nicht passieren, wenn die Verantwortlichen nicht vom Nutzen überzeugt wären.
Um den Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt zukunftsfest aufzustellen, werden derzeit auch Gemeindenotfallsanitäter getestet. Passt das beides zusammen?
Grundsätzlich ist ja immer die Frage, warum man einen Gemeindenotfallsanitäter haben will. Ich denke in diesen Fällen, dass sich das gut ergänzt. Das ist ja so angelegt, dass die Sanitäter erst mal schauen, wie schwer der Notfall ist. Dann sind Notfallsanitäter ja auch gut ausgebildet und können viele Dinge selbst regeln und entscheiden, ob der Patient besser in ein Krankenhaus sollte oder ob man das Problem vielleicht auch vor Ort lösen kann. Und im Zweifelsfall kann der Sanitäter dann eben auch einen Telenotarzt dazu holen. Insofern ist das schon eine Ergänzung.
Die Fragen stellte Hannes Leonard.
MDR (Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. März 2025 | 19:00 Uhr
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