Schädel und Knochen der Schamanin von Bad Dürrenberg
Das Skelett der Schamanin von Bad Dürrenberg birgt auch nach jahrelanger Untersuchung noch immer Geheimnisse. (Archivbild) Bildrechte: imago/Steffen Schellhorn

Siedlung entdeckt Schamanin von Bad Dürrenberg: Hier hat sie gelebt

12. Dezember 2022, 16:24 Uhr

Die Knochen der Schamanin von Bad Dürrenberg zählen zu den interessantesten Ausstellungsstücken im Landesmuseum für Vorgeschichte. Die Frau, die vor etwa 9.000 Jahren als Heilerin wirkte, fasziniert die Menschen weit über die Landesgrenzen hinaus. Nun wurde im Saalekreis eine Siedlung aus jener Zeit entdeckt, in der Frau womöglich gelebt hat. 2023 soll das Areal wissenschaftlich untersucht werden.

Archäologen haben Hinweise auf die Siedlung entdeckt, in der die Schamanin von Bad Dürrenberg (Saalekreis) vermutlich vor rund 9.000 Jahren gelebt hat. Das Areal bei Dehlitz im Burgenlandkreis liegt etwa sieben Kilometer südlich von ihrem Grab entfernt.

Die Wissenschaftler stießen auf den Platz an der Saale, nachdem der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Wolfgang Bernhardt über fünf Jahre lang immer wieder Steinwerkzeuge von einem Acker absammelte. "Er konnte dabei die unglaubliche Anzahl von über 7.000 Steingeräten bergen", sagt Landesarchäologe Harald Meller. "Der Fundplatz liegt auf über 100 Meter Höhe, ungefähr sieben Kilometer Luftlinie südlich des Kurparks von Bad Dürrenberg."

Freier Blick auf das Grab der Schamanin

Vom Fundplatz gibt es einen freien Blick auf den Ort, an dem die Schamanin bestattet wurde. "Ihr Grab war wohl noch lange nach ihrem Tod wichtig und wurde wie eine Pilgerstätte regelmäßig aufgesucht", sagt Meller.

Unter den Funden sind über 150 sogenannte Mikrolithen, typische kleine Feuersteinwerkzeuge der frühen und späten Mittelsteinzeit. "Dehlitz hat damit die zweitmeiste Anzahl an Mikrolithen an einem mesolithischen Fundplatz in Sachsen-Anhalt", sagt Archäologe und Steinzeitspezialist Holger Dietl.

Grab war offenbar wichtige Pilgerstätte

Erst kürzlich wurde beim Grab der Schamanin eine Grube entdeckt, die zwei aus Hirschgeweihen hergestellte Masken enthielt. Die Masken waren rund 600 Jahre nach der Bestattung der Schamanin niedergelegt worden. Ein Schmuck aus Rehgeweih und Tierzahn zeigen die besondere Stellung der Schamanin.

Ausgrabungen beginnen 2023

Das Grab in Bad Dürrenberg (Saalekreis) wurde 1934 zufällig beim Anlegen einer Wasserleitung entdeckt. Im Jahr 2019 fanden Nachgrabungen statt. "Die Ausgrabung der vermuteten Siedlung der Schamanin startet im nächsten Jahr", sagt Meller. "Wir hoffen auf weitere Funde sowie auf aktuelle Forschungsergebnisse zur Zeitstellung, Siedlungsaktivitäten und Umwelt."

dpa, MDR (Oliver Leiste)

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