Neuer Forschungsergebnisse Schamanin von Bad Dürrenberg verrät weitere Geheimnisse
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23. November 2022, 16:23 Uhr
Ein Forscherteam hat nachgewiesen, dass das Baby aus dem Grab der vor rund 9.000 Jahren gestorbenen Schamanin von Bad Dürrenberg krank war. Zudem hat sie wahrscheinlich für ihre Behandlungen auch die nahen Solequellen genutzt.
- Das Baby im Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg war krank, zeigen Knochenuntersuchungen.
- Zudem soll die Heilerin auch die nahen Solequellen für ihre Behandlungen genutzt haben.
- Eine Fehlbildung bei der Frau hat möglicherweise den Eindruck von Geisterkontakt verstärkt.
Forscher haben dem Grab der berühmten, rund 9.000 Jahre alten Schamanin aus Bad Dürrenberg weitere Geheimnisse entlockt. Demnach war das Baby krank, dass bei den Ausgrabungen an der Brust der Frau gefunden wurde. Darauf würden "Auflagerungen" auf Knochen des Kindes hinweisen, die auf Mangelerscheinungen schließen lassen, erklärt Anthropologe Jörg Orschiedt. "Es spricht viel dafür, dass der Säugling zu ihr gebracht wurde, damit sie ihn behandelt", sagt Landesarchäologe Harald Meller vom sachsen-anhaltischen Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. "Sie war eine erfolgreiche Heilerin. Die Menschen sind zu ihr gepilgert."
Nachgrabung klärt Identität des Säuglings
Untersuchungen des Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie hatten zuvor schon bestätigt, dass es sich bei dem Säugling nicht um das leibliche Kind der Frau handelt. Möglich gemacht haben das Nachgrabungen an dem vor knapp 90 Jahren zufällig entdeckten Grab.
Bei der Nachuntersuchung waren weitere Knochen gefunden worden, die es ermöglichten, die Identität des Kindes festzustellen. "Bei den Versuchen, dem kranken Kind zu helfen, scheiterte sie jedoch und hat bei den Anstrengungen wohl selbst ihr Leben verloren, weshalb die beiden zusammen bestattet wurden", sagt Meller.
Salzwasser für Zahnbehandlung
Außerdem vermuten Forscher, dass die Frau die nahen Solequellen im heutigen Kurpark von Bad Dürrenberg für ihre Behandlungen genutzt hat. Das Salzwasser ermöglichte es ihr wahrscheinlich, mehrere Jahre mit zwei an der Innenseite bis in die Zahnhöhlen aufgefeilten Schneidezähnen zu leben.
Die Zahnwurzelentzündungen habe sie erstaunlich gut im Griff gehabt, sagt Walter Wohlgemuth, Direktor der Klinik für Radiologie am Uniklinikum Halle. "Auch ansonsten ist sie sehr gesund gewesen. Sie muss große Kompetenzen als Heilerin besessen haben."
Fehlbildungen unterstützen Glaubwürdigkeit
Allerdings hätten Fehlbildungen an ihrem Schädel und den Halswirbeln bei bestimmten Bewegungen dazu geführt, ihre "Augen von oben nach unten zu rattern", erklärt Wohlgemuth. "Das muss die Menschen zutiefst erschreckt haben." So habe einfach der Eindruck entstehen können, dass sie im direkten Geisterkontakt stehe, was ihre Glaubwürdigkeit unterstützte.
Wohl auch deshalb ist sie auf besondere Art bestattet worden. Das Grab in Bad Dürrenberg (Saalekreis) war 1934 zufällig bei Kanalarbeiten entdeckt worden und 2019 fanden Nachgrabungen statt.
Archäologie-Krimi aus Sachsen-Anhalt
Harald Meller hat zusammen mit Historiker Kai Michel über diesen Fall gerade einen Archäologie-Krimi geschrieben und zeigt darin, welche spannende Menschheitsgeschichte sich auf dem kleinen Flecken des heutigen Sachsen-Anhalt ereignete.
Älteste Schamaninnengrab der Welt
Die sterblichen Überreste der Schamanin sind seit Oktober wieder in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle ausgestellt. Experten gehen davon aus, dass es sich um das älteste sicher nachweisbare Schamaninnengrab der Welt handelt, wie Landesarchäologe Harald Meller sagte.
dpa, MDR (Hannes Leonard)
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