Tierquälerei Verwahrloste und tote Hunde in Bad Lauchstädt: Haben mehrere Ämter nicht hingesehen?
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22. Januar 2025, 13:42 Uhr
Im Fall der verwahrlosten Hunde in Bad Lauchstädt ist weiterhin unklar, warum die Tierpension den Behörden nicht eher aufgefallen ist. Gegen die Besitzerin wurde bereits im Februar 2024 ein Strafbefehl erlassen. Zudem soll die Stadt das Veterinäramt über Unstimmigkeiten bezüglich der Halterin informiert haben. Auch mit dem Bauamt gab es über Jahre Ärger. Die Zahl der sichergestellten Tiere ist unterdessen auf 128 gestiegen. Nun ist klar: Auch fünf tote Tiere wurden entdeckt.
- Wieso ist die Besitzerin der verwahrlosten Hunde in Bad Lauchstädt nicht schon früher den Behörden aufgefallen? MDR-Recherchen belegen gleich mehrere Auffälligkeiten.
- So steht etwa das Veterinäramt des Kreises im Fokus, dem die Stadt Unstimmigkeiten bezüglich der Halterin gemeldet hatte.
- Die Zahl der verwahrlosten Tiere ist mittlerweile auf 128 gestiegen. Später kam heraus: Auch fünf tote Hunde waren entdeckt worden.
Nach dem Fund von mehr als 100 verwahrlosten und mehreren Toten Hunden in einer Tierpension in Bad Lauchstädt im Saalekreis rückt die Frage nach der Verantwortung der Behörden in den Fokus. MDR-Recherchen legen Versäumnisse gleich mehrerer Ämter des Kreises nahe.
Ermittlungen wegen Tierquälerei in einer anderen Pension
So war zunächst nicht aufgefallen, dass gegen die Besitzerin bereits wegen eines früheren Falls von vermuteter Tierquälerei in einer Tierpension in Bennstedt in der Gemeinde Salzatal ermittelt wird. Sie wird verdächtigt, zwischen September 2022 und März 2023 mehrere Hunde nicht ausreichend versorgt zu haben. Im Februar 2024 hatte das Amtsgericht Halle dann Strafbefehl gegen die Frau erlassen, dagegen legte die selbsternannte Hundeexpertin Einspruch ein. Bei einer Verurteilung drohen der Beschuldigten bis zu drei Jahre Haft. Der Prozess soll laut Staatsanwaltschaft im März beginnen.
Zwei Zeugen berichteten dem MDR, dass sie Ende 2022 beim Veterinäramt des Saalekreises vorgesprochen haben wollen. Auch da soll es um Unstimmigkeiten in Bennstedt gegangen sein, etwa um Tierschutzprobleme oder darum, dass immer wieder einzelne Tiere entkommen sein sollen. Nach MDR-Informationen war das Gelände gar nicht vollständig umzäunt und gesichert.
Stadt soll Veterinäramt über Unstimmigkeiten informiert haben
Offenbar war es der Frau auch gelungen, den Betrieb der Tierpension in Bad Lauchstädt an sämtlichen Behörden vorbei zu übernehmen. Bad Lauchstädts Bürgermeister Christian Runkel (CDU) bestätigte MDR SACHSEN-ANHALT, dass die Frau das Gewerbe weder bei der Stadt noch beim Veterinäramt angemeldet habe. Er schätze, dass die Übernahme der Pension vor rund anderthalb Jahren stattgefunden habe. Ihm zufolge gab es dennoch regelmäßig Kontakt mit der Betreiberin.
Laut Runkel hatte die Stadt das Veterinäramt über die Unstimmigkeiten informiert. Bisher hat sich das Veterinäramt aber noch nicht zu dem Fall geäußert. Nach MDR-Informationen war in beiden Fällen der Lebensgefährte der Frau der Geschäftsführer.
Tierpension lag auch mit Bauamt im Clinch
Dem MDR liegt außerdem eine E-Mail-Korrespondenz zwischen Oktober und Dezember 2021 zur Tierpension in Bad Lauchstädt vor. Demnach hat das Bauamt des Saalekreises über Monate mit der beschuldigten Frau wegen Fristverlängerungen geschrieben. Dabei soll es um bauliche Veränderungen und um den Pachtvertrag gegangen sein. Die Schreiben dokumentieren, dass der Betrieb über Jahre nicht zulässig war. Darin heißt es wörtlich: "Eine weitere Betreibung der Tierpension, welche mittlerweile seit 2016 ohne Genehmigung betrieben wird, wird es im Jahr 2022 nicht geben". Auf MDR-Anfragen wollte sich das Amt nicht äußern.
Neben verwahrlosten Hunden auch tote Tiere entdeckt
Unterdessen werden immer mehr Einzelheiten zum Fall bekannt. So wurden nach Angaben des Ordnungsamts von Bad Lauchstädt bei der Rettungsaktion Ende Dezember auch fünf tote Hunde entdeckt. Auch die Zahl der aufgefundenen verwahrlosten Hunde musste nach oben korrigiert werden: Wie der Saalekreis auf MDR-Anfrage mitteilte, wurden insgesamt 128 Tiere sichergestellt. Zuvor war von 119 die Rede. Sie wurden an verschiedene Tierheime in Deutschland verteilt.
Nach MDR-Informationen versuchte die Beschuldigte in der Zwischenzeit in Halle erneut ein Hundegewerbe anzumelden. Aus Datenschutzgründen wollte die Stadt das weder bestätigen noch dementieren.
MDR (Marc Weyrich, Lukas Mauri, Sarah-Maria Köpf, André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 20.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Januar 2025 | 06:40 Uhr