Feuerwehrmann Rudolf Stöckel sitzt in einem Löschfahrzeug. 2 min
Wenn das Horn erschallt, dann gehen beim Veteran Rudolf Stöckel noch immer die Alarmglocken an. Bildrechte: MDR
2 min

MDR SACHSEN-ANHALT Di 04.06.2024 04:20Uhr 02:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/mansfeld/audio-2656040.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Mansfeld-Südharz 80 Jahre bei der Feuerwehr: Helfen als Lebenssinn

04. Juni 2024, 09:39 Uhr

Einzingen im Landkreis Mansfeld Südharz ist ein kleines Dörfchen. Es hat eine Kirche, aber keinen Gasthof mehr, dafür eine aktive Freiwillige Feuerwehr. Die schützt seit genau 150 Jahren verlässlich seine Nachbarn. Gegenwärtig sind dort 152 Mitglieder aktiv. Wenige davon sind sehr jung, manche aber hochbetagt – wie Rudolf Stöckel, der in diesen Tagen ein sehr seltenes Jubiläum feiern kann.

Groß ist Einzingen nicht, die Linde auf dem Dorfplatz aber schon. Eine gemütliche Bank umkreist den Baum, von dort blickt uns ein Mann entgegen, beide Hände auf einen Gehstock gestützt, aber Neugier im Blick und ein feines Lächeln auf den Lippen. Dort sitzt Rudolf Stöckel und schaut auf den anstehenden Termin.

Von seinen 94 Lebensjahren hat er 80 Jahre in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr verbracht. Und dann nimmt der Senior MDR SACHSEN-ANHALT mit auf eine Zeitreise. Die führt zunächst nach Wolferstedt, keine fünf Autominuten von Einzingen entfernt.

Feuerwehrmann Rudolf Stöckel in Uniform
Seit 80 Jahren ist Rudolf Stöckel in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr. Bildrechte: MDR

Lebhafte Erinnerungen an die Anfangszeit

Hier ist Rudolf Stöckel 1930 geboren, hier ging er zur Schule und hier wurde er mit 14 Jahren Feuerwehrmann. Nicht ganz freiwillig, aber man schrieb das Jahr 1944 und die meisten deutschen Männer waren im Krieg. Und der kam immer näher, erinnert sich Rudolf Stöckel noch immer gut. Wir stehen vor einem kleinen Anwesen in Wolferstedt. Als die Eigentümer unser Anliegen hören, öffnen sie bereitwillig ihr Tor und der 94-Jährige zeigt mit dem Gehstock auf eine Scheune vor uns.

Feuerwehrmann Rudolf Stöckel steht vor einer Garage. Links neben ihm steht ein junger Mann, auf der anderen Seite eine Frau.
Vergangenheit und Gegenwart am Spritzenhaus von Einzigen: Ortswehrleiter Rony Wagner, Feuerwehr-Jubilar Rudolf Stöckel und die Kinder- und Jugendwartin Sylvia Pauland. (v.l.) Bildrechte: MDR/Theo M. Lies

"In diese Scheune ist damals ein Jagdflugzeug gestürzt. Das hat die Bomberverbände begleitet, die Richtung Leuna und Schkopau und Halle unterwegs waren. Die Scheune brannte lichterloh. Wir kamen gar nicht ran, es war ja auch noch Explosionsgefahr", erinnert sich Stöckel noch sehr lebhaft.

Von diesem Brand ist 80 Jahre später auf dem ersten Blick nichts mehr zu sehen. Wenn man aber das Mauerwerk genauer betrachtet, zeichnen sich dort die Neubau-Grenzen noch immer deutlich ab. 

Feuerwehrmann Rudolf Stöckel vor einer Scheune
Der Brand dieser alten Scheune war einer der ersten Einsätze von Rudolf Stöckel. Bildrechte: MDR

Es war einer der ersten Einsätze des Jungfeuerwehrmanns, der auch nach Kriegsende der freiwilligen Löschtruppe treu bleibt. Strohdächer, Kohleöfen und brennende Kerzen haben die Spritzenmänner damals auf Trab gehalten, die aber auch manches Unheil verhindern konnten. So wurde seinerzeit auch eine Tischlerei vor der Vernichtung gerettet, weil Kameraden wie Rudolf Stöckel rechtzeitig zum Löschen zur Stelle waren.

Schneeschmelze bringt Hochwasser

Auch beim Hochwasser von Wolferstedt war Stöckel im Einsatz. Ausgelöst durch den Westerbach, der heute so unschuldig vor sich her plätschert.

"Früher zog der sich auf Schlangenlinien durchs Dorf. Dann aber wurde er begradigt. Als die Schneeschmelze eines Frühjahrs dann so viel Wasser freigab, dass es der Weidenbach nicht mehr aufnehmen konnte, da standen Teile des Dorfes unter Wasser." Stöckels Hand endete erst kurz vor der Brust, als er uns die Wasser-Höhe anzeigt, die in einigen Dorfteilen gemessen wurde.

Alte Uniform passt noch

Kaum volljährig verschlug die Liebe Rudolf Stöckel ins Nachbardorf Einzigen. Und natürlich blieb er auch hier aktiv bei den Brandbekämpfern. Stolz verweist der Jubilar auf historischen Dokumente, auf Dienstausweise und auf Urkunden. Und auf seine alte Uniform als Brandmeister. Die passt immer noch. Die Technik aber hat sich doch gewaltig verändert: "Früher sind wir mit dem Pferdewagen losgezogen, das Löschwasser musste mit Hand gepumpt werden, immer drei Kameraden auf jeder Seite der Pump-Wippe. Das ist heute anders.“

Feuerwehr-Ausweis von Rudolf Stöckel
Dieser Dienstausweis von Rudolf Stöckel ist datiert auf das Jahr 1952. Bildrechte: MDR

Wenn das Horn erschallt, dann gehen beim Veteran noch immer die Alarmglocken an. Na gut, ganz so schnell wie vor 80 Jahren ist er nicht mehr am Spritzenhaus. Das ist diesmal aber auch nicht nötig. Denn das Blaulicht wird heute nicht wegen eines Notfalls, sondern eigens für das Ehrenmitglied und sein seltenes Jubiläum eingeschaltet. 

MDR (Theo M. Lies, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. Juni 2024 | 13:40 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/c03fe052-04d4-428e-8f16-3db4aeb302a5 was not found on this server.

Mehr aus Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Harz

Mehr aus Sachsen-Anhalt