Mansfeld-Südharz 80 Jahre bei der Feuerwehr: Helfen als Lebenssinn
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04. Juni 2024, 09:39 Uhr
Einzingen im Landkreis Mansfeld Südharz ist ein kleines Dörfchen. Es hat eine Kirche, aber keinen Gasthof mehr, dafür eine aktive Freiwillige Feuerwehr. Die schützt seit genau 150 Jahren verlässlich seine Nachbarn. Gegenwärtig sind dort 152 Mitglieder aktiv. Wenige davon sind sehr jung, manche aber hochbetagt – wie Rudolf Stöckel, der in diesen Tagen ein sehr seltenes Jubiläum feiern kann.
- Seit 1944 ist Rudolf Stöckel Feuerwehrmann.
- Bei Bränden war er genauso vor Ort wie bei Hochwassern.
- Die Technik hat sich verändert, der Feuerwehr ist Stöckel treu geblieben.
Groß ist Einzingen nicht, die Linde auf dem Dorfplatz aber schon. Eine gemütliche Bank umkreist den Baum, von dort blickt uns ein Mann entgegen, beide Hände auf einen Gehstock gestützt, aber Neugier im Blick und ein feines Lächeln auf den Lippen. Dort sitzt Rudolf Stöckel und schaut auf den anstehenden Termin.
Von seinen 94 Lebensjahren hat er 80 Jahre in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr verbracht. Und dann nimmt der Senior MDR SACHSEN-ANHALT mit auf eine Zeitreise. Die führt zunächst nach Wolferstedt, keine fünf Autominuten von Einzingen entfernt.
Lebhafte Erinnerungen an die Anfangszeit
Hier ist Rudolf Stöckel 1930 geboren, hier ging er zur Schule und hier wurde er mit 14 Jahren Feuerwehrmann. Nicht ganz freiwillig, aber man schrieb das Jahr 1944 und die meisten deutschen Männer waren im Krieg. Und der kam immer näher, erinnert sich Rudolf Stöckel noch immer gut. Wir stehen vor einem kleinen Anwesen in Wolferstedt. Als die Eigentümer unser Anliegen hören, öffnen sie bereitwillig ihr Tor und der 94-Jährige zeigt mit dem Gehstock auf eine Scheune vor uns.
"In diese Scheune ist damals ein Jagdflugzeug gestürzt. Das hat die Bomberverbände begleitet, die Richtung Leuna und Schkopau und Halle unterwegs waren. Die Scheune brannte lichterloh. Wir kamen gar nicht ran, es war ja auch noch Explosionsgefahr", erinnert sich Stöckel noch sehr lebhaft.
Von diesem Brand ist 80 Jahre später auf dem ersten Blick nichts mehr zu sehen. Wenn man aber das Mauerwerk genauer betrachtet, zeichnen sich dort die Neubau-Grenzen noch immer deutlich ab.
Es war einer der ersten Einsätze des Jungfeuerwehrmanns, der auch nach Kriegsende der freiwilligen Löschtruppe treu bleibt. Strohdächer, Kohleöfen und brennende Kerzen haben die Spritzenmänner damals auf Trab gehalten, die aber auch manches Unheil verhindern konnten. So wurde seinerzeit auch eine Tischlerei vor der Vernichtung gerettet, weil Kameraden wie Rudolf Stöckel rechtzeitig zum Löschen zur Stelle waren.
Schneeschmelze bringt Hochwasser
Auch beim Hochwasser von Wolferstedt war Stöckel im Einsatz. Ausgelöst durch den Westerbach, der heute so unschuldig vor sich her plätschert.
"Früher zog der sich auf Schlangenlinien durchs Dorf. Dann aber wurde er begradigt. Als die Schneeschmelze eines Frühjahrs dann so viel Wasser freigab, dass es der Weidenbach nicht mehr aufnehmen konnte, da standen Teile des Dorfes unter Wasser." Stöckels Hand endete erst kurz vor der Brust, als er uns die Wasser-Höhe anzeigt, die in einigen Dorfteilen gemessen wurde.
Alte Uniform passt noch
Kaum volljährig verschlug die Liebe Rudolf Stöckel ins Nachbardorf Einzigen. Und natürlich blieb er auch hier aktiv bei den Brandbekämpfern. Stolz verweist der Jubilar auf historischen Dokumente, auf Dienstausweise und auf Urkunden. Und auf seine alte Uniform als Brandmeister. Die passt immer noch. Die Technik aber hat sich doch gewaltig verändert: "Früher sind wir mit dem Pferdewagen losgezogen, das Löschwasser musste mit Hand gepumpt werden, immer drei Kameraden auf jeder Seite der Pump-Wippe. Das ist heute anders.“
Wenn das Horn erschallt, dann gehen beim Veteran noch immer die Alarmglocken an. Na gut, ganz so schnell wie vor 80 Jahren ist er nicht mehr am Spritzenhaus. Das ist diesmal aber auch nicht nötig. Denn das Blaulicht wird heute nicht wegen eines Notfalls, sondern eigens für das Ehrenmitglied und sein seltenes Jubiläum eingeschaltet.
MDR (Theo M. Lies, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. Juni 2024 | 13:40 Uhr
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