18-Jähriger zeigt Falschparker an Kritik an "Anzeigenhauptmeister" in Gräfenhainichen
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15. März 2024, 12:48 Uhr
Als selbsternannter "Anzeigenhauptmeister" meldet ein 18-Jähriger in Gräfenhainichen in seiner Freizeit hunderte Falschparkerinnen und Falschparker. Das Ordnungsamt werde durch die Menge an Anzeigen behindert, meint der Bürgermeister. Laut Stadtverwaltung führt kaum eine Anzeige des Hobbysheriffs zu einem Bußgeld.
- Ein 18-jähriger Auszubildender aus Gräfenhainichen meldet in seiner Freizeit Verkehrssünder.
- Eigenen Angaben zufolge ist dabei eine fünf- bis sechsstellige Bußgeldsumme zusammengekommen.
- Die Stadtverwaltung ist gelähmt durch die Masse an Anzeigen.
In Gräfenhainichen im Landkreis Wittenberg jagt der 18-jährige Niclas Matthei vermeintliche Falschparker und andere Verkehrssünder. Matthei ist nach eigenen Angaben Auszubildender im medizinischen Bereich, doch in seiner Freizeit zieht er durch Städte in ganz Deutschland, um Verkehrsverstöße zu melden. Sein Ziel: Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung in jeder deutschen Kommune zur Anzeige zu bringen.
Ausgestattet mit Smartphone, Fahrrad und "Dienstkleidung", die an eine Polizeiuniform erinnert, geht der 18-Jährige regelmäßig seinem ungewöhnlichen Hobby nach. Matthei, der sich selbst als "Anzeigenhauptmeister" bezeichnet, meldet Parksünder routiniert über eine Internetseite an das zuständige Ordnungsamt. Im Interview mit MDR BRISANT sagt der Freizeit-Gesetzeshüter: "Viele Leute denken, man kann parken, wie man will, na ja, da helfe ich ein bisschen nach."
"Anzeigenhauptmeister" mit widersprüchlichen Behauptungen
"Gesetz ist Gesetz", sagt Matthei über die Motivation hinter der umstrittenen Freizeitbeschäftigung. Nach eigenen Angaben hat er durch seine Anzeigen im Jahr 2023 Bußgelder in Höhe von mehr als 140.000 Euro für die Stadtkasse "erwirtschaftet". "Das ist viel Geld, mit dem die Kommunen auch etwas anfangen können." Allerdings macht der 18-Jährige teils widersprüchliche Angaben zu den Bußgeldeinnahmen, für die er verantwortlich sein möchte. Im Gespräch mit MDR AKTUELL spricht er von rund 32.000 Euro Bußgeldern, die durch 4.000 Anzeigen im vergangenen Jahr zustande gekommen sein sollen. Ob seine Anzeigen von den Behörden tatsächlich bearbeitet werden, ist unklar.
Stadtverwaltung kritisiert Hobby-Sheriff
Für die Stadtverwaltung in Gräfenhainichen ist Matthei keine Hilfe, wie Bürgermeister Enrico Schilling erklärt: "Der Hauptkritikpunkt ist, dass diese Anzeigen für uns wirklich die Arbeit der Behörden und auch des Ordnungsamtes lähmen, behindern und im Wesentlichen nicht zu einer Verbesserung der Verkehrssituation beitragen."
Laut Schilling wurden im Jahr 2023 von 900 Anzeigen nur zwölf tatsächlich mit Bußgeldern geahndet. Die Bußgelder hätten insgesamt nur 357 Euro betragen. Matthei habe zudem Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr mit Dienstaufsichtsbeschwerden überzogen.
Anzeigenmeister in S-Bahn attackiert
Am 2. März wurde Matthei Medienberichten zuflogen von einem Fußballfan angegriffen. Ein Anhänger des Hallechen FC soll ihn gegen in einer S-Bahn bei Bitterfeld sein Handy entrissen und ihn geschlagen haben. Matthei habe in einer Klinik ambulant behandelt werden müssen. Er gehe davon aus, dass der Angriff eine Folge seiner Bekanntheit sei. Die Identität des Täters werde noch ermittelt.
MDR (Tim Schulz, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 06.03.2024
Dieses Thema im Programm: MDR BRISANT | 06. März 2024 | 17:15 Uhr
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