Autobahn-Unfälle Nach Todesfall: Pannenhelfer erheben Vorwurf gegen Polizei
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02. Juli 2024, 10:57 Uhr
Bei einem Unfall auf der Autobahn 9 ist im Mai ein Pannenhelfer gestorben. Seine Kollegen fordern nun mehr Sicherheit. Es gibt Kritik an der Arbeit der Polizei, die dafür zuständig ist, Unfallstellen zu sichern.
- Für die Unfallabsicherung ist die Polizei zuständig.
- Pannenhilfe: Verschiedene Situationen verlangen unterschiedliche Sicherungsmaßnahmen.
- Verband fordert mehr Sicherheit für Mitarbeiter vom Abschleppdienst.
Gerald Richter ist seit drei Jahrzehnten Pannenhelfer beim Abschleppdienst Heise in Dessau. Er liebt den Beruf, weil er täglich mit anderen Menschen zu tun hat, mit neuen Situationen und Herausforderungen konfrontiert wird. Vor fünf Jahren kam ein Kollege und Freund, mit dem er viele Jahre zusammen gearbeitet hat, bei der Arbeit auf der Autobahn ums Leben.
Für Gerald Richter war das zu viel. Er wechselte die Arbeit. Doch wenig später zog es ihn wieder zurück zu seinem alten Job. Nun ist Mitte Mai erneut ein Kollege im Einsatz als Pannenhelfer ums Leben gekommen, als ein LKW auf der A9 in eine Unfallstelle fuhr. "Wir brauchen als Helfer mehr Sicherheit auf der Autobahn", sagt der erfahrene Pannenhelfer.
Polizei könnte bei Unfall auf Autobahn Schilderwagen anfordern
Geschäftsführer der Firma Björn Emmerich stimmt ihm zu. Schilderwagen, die in einigem Abstand zu den Unfallstellen, die Autofahrer warnen, wären eine Möglichkeit. Doch es sei Aufgabe der Polizei, diese bei den Autobahnmeistereien anzufordern, oder auch die Feuerwehr für die Absicherung zu Hilfe zu holen.
"Warum geschieht das nicht?", fragt Björn Emmerich. Eine Antwort darauf hat er nicht bekommen, auch nicht bei einem Gespräch mit Innenministerin Tamara Zieschang. "Wir wollten deutlich machen, welchen Gefahren unsere Mitarbeiter tagtäglich ausgesetzt sind. Wir hatten gehofft, Unterstützung irgendeiner Art zu bekommen, wie wir hier eine Verbesserung der Arbeitsqualität hinbekommen, aber wir haben da keinerlei Hilfe bekommen."
Innenministerium: Verschiedene Situationen verlangen unterschiedliche Sicherungsmaßnahmen
MDR SACHSEN-ANHALT hat beim Innenministerium nachgefragt. In einer Stellungsnahmen heißt es: "Bei Gefahr im Verzug ist es Aufgabe der Polizei, vor allem an Schadenstellen, bei Unfällen und sonstigen unvorhergesehenen Verkehrsbehinderungen, auch mit Hilfe von Absperrgeräten und Verkehrszeichen, den Verkehr vorläufig zu sichern und zu regeln."
Welche Verkehrszeichen und Absperrgeräte im Einzelfall angebracht werden, richte sich nach den Straßen- Verkehrs- und Sichtverhältnissen sowie der Ausrüstung der eingesetzten Polizeikräften. Jeder Einzelfall sei anders gelagert, "weshalb nicht jede der Sicherungsmaßnahmen in allen Situationen gleichermaßen ausreichend und sinnvoll sein kann", so das Innenministerium.
Bei dem Unfall im Mai war die Unfallstelle nach Einschätzung von Björn Emmerich nicht ausreichend gesichert. "Wir stellen uns immer wieder die Frage, warum in unserem Bereich hier an der A9 die Polizei nicht die Autobahnmeisterei als Hilfe dazu holt, warum passiert das hier nicht?"
Die Angst, die fährt bei jedem Einsatz mit
Abschleppdienst: Sicherheit in Brandenburg besser
Auch der Verband der Bergungs- und Abschleppunternehmen e.V. fordert seit Jahren mehr Sicherheit für die Pannenhelfer. In einer Stellungnahme teilt der Verband mit:
"Mit der behördlichen Absicherung gibt es vermehrt Probleme, insbesondere wenn es um die Absicherung von Pannenfahrzeugen auf dem Standstreifen geht. Die Polizei weigert sich zunehmend, entsprechende Fahrzeuge abzusichern. Seit Privatisierung und Übertragung der Verantwortung für die Bundesautobahnen an die Autobahn GmbH, wird auch von den Autobahnmeistereien in manchen Bundesländern die Absicherung von Pannenfahrzeugen auf dem Standstreifen vehement abgelehnt."
Eine Ansicht die Tino Ott, Standortleiter beim Dessauer Abschleppunternehmen, teilt. In seinem 60 Kilometer langen A9-Zuständigkeitsbereich in Sachsen Anhalt gebe es immer wieder Schwierigkeiten. Ganz anders wenn sie im Brandenburger Bereich im Einsatz wären – dort sei immer ein Schilderwagen zur Absicherung vor Ort.
Pannenhelfer Gerald Richter hofft, dass sich endlich was bewegt. "Aber die Angst, die fährt bei jedem Einsatz mit."
MDR (Grit Lichtblau, Max Schörm) | Erstmals veröffentlicht am 01.07.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 01. Juli 2024 | 07:30 Uhr
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