20. Todestag Gedenken an Oury Jalloh: Hunderte demonstrieren in Dessau
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08. Januar 2025, 10:52 Uhr
Am 20. Todestag von Oury Jalloh haben sich rund 700 Menschen zum Gedenken in Dessau getroffen. Der Asylbewerber starb 2005 in einer Dessauer Polizeizelle. Trotz mehrfacher Ermittlungen bleiben die genauen Umstände bis heute ungeklärt. Kritiker bemängeln die juristische Aufarbeitung.
- Am 7. Januar 2025, dem 20. Todestag von Oury Jalloh, haben sich in Dessau Hunderte zum Gedenken getroffen.
- Jallohs Tod in einer Dessauer Polizeizelle ist trotz mehrfacher Ermittlungen noch nicht restlos aufgeklärt.
- Zuletzt hatte ein Ermittler ein einer ARD-Doku die juristische Aufarbeitung in dem Fall kritisiert.
Zum 20. Todestag des Asylbewerbers Oury Jalloh sind am Dienstag knapp 700 Menschen durch die Dessauer Innenstadt gezogen. Wie die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT auf Nachfrage mitteilte, blieben Ausschreitungen aus, die Beamten beschrieben die Lage demnach als ruhig.
Zu der jährlich stattfindenden Demonstration hatte die Initiative zum Gedenken an Oury Jalloh aufgerufen. Sie sprach von rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Demonstration führte vom Dessauer Bahnhofsvorplatz durch die Innenstadt und sollte am Abend mit einer Kundgebung beendet werden.
Die Polizei hatte sich im Vorfeld auf Verkehrsbehinderungen eingestellt. Zwischen Hauptbahnhof und Rathaus wurden zeitweise Straßen und Parkplätze gesperrt, Busse und Straßenbahnen mussten andere Routen fahren.
Die Polizei war nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot im Einsatz. Vor Ort waren unter anderem Einsatzkräfte der Landesbereitschaftspolizei sowie Polizeikräfte aus Berlin und der Bundespolizei.
Der Fall Oury Jalloh: Bis heute Unklarheiten
Der Asylbewerber Oury Jalloh war 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannt. Er war damals verhaftet worden, weil er Frauen belästigt und Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet haben soll. In der Zelle, in der der Mann festgesetzt wurde, brach aus bislang ungeklärten Umständen ein Feuer aus.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Herbst 2017 eingestellt, weil keine Aufklärung zu erwarten sei. Im Verlauf der Ermittlungen gab es immer wieder Zweifel daran, dass sich Jalloh selbst angezündet haben soll.
2018 setzte der Rechtsausschuss des Landtags von Sachsen-Anhalt zwei Sonderermittler ein. Sie dokumentierten Rassismus, Versagen und Versäumnisse von Justiz und Polizei, sahen aber keine neuen Ermittlungsansätze. Zu dem Schluss kam auch das Bundesverfassungsgericht Anfang 2023.
Ermittler kritisiert juristische Aufarbeitung
Zuletzt hat ein leitender Polizeibeamter in den Medien über den Fall Oury Jalloh gesprochen. Hanno Schulz war 2005 Leiter des Revierkriminaldienstes in Dessau. Schulz kritisiert in der ARD-Doku-Serie "ARD CrimeTime – Warum verbrannte Oury Jalloh?" die juristische Aufarbeitung in dem Fall.
Aus Sicht von Schulz sind die Fragen an die Dessauer Polizisten voreingenommen gewesen. Insbesondere die Nebenklage habe sehr provozierende Fragen gestellt. Sie hätten nicht das Ziel gehabt, die Wahrheit über den Brand in der Zelle herauszufinden, so Schulz.
MDR (André Damm, Moritz Arand, Tatiana Gropius, Anne Gehn-Zeller), epd | Erstmals veröffentlicht am 07.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. Januar 2025 | 17:00 Uhr