Rekultivierung Es tut sich was am "Silbersee": Busfahrt über die Deponie in Wolfen
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25. Oktober 2024, 04:40 Uhr
Die "Grube Johannes" südlich von Wolfen, im Volksmund als "Silbersee" bekannt, galt als eine der größten Umweltsünden der DDR. In das ehemalige Tagebaurestloch wurden bis 1993 giftige Schlämme, Abwässer und Abfälle aus der Filmfabrik Wolfen eingeleitet. Es stank, mitunter auch noch bis heute. Seit fast zehn Jahren wird der Silbersee zugeschüttet. Nun steht der letzte Sanierungsabschnitt bevor. Interessierte Bürger konnten sich vor Ort ein Bild machen.
In Wolfen hat es für interessierte Bürger am Mittwoch erstmals die Gelegenheit gegeben, an den berühmt-berüchtigten Silbersee zu fahren. Nicht mit dem Boot, sondern mit dem Bus. Denn knapp die Hälfte des Deponie-Geländes der früheren "Grube Johannes", wie sie heute noch offiziell heißt, ist inzwischen mit Schlacke verfüllt.
Alle fünf Busfahrten zum Silbersee in Wolfen ausgebucht
Umweltsünden der DDR
Zu DDR-Zeiten sah es in Wolfen-Süd bei Bitterfeld noch ganz anders aus. Die Giftgrube ist eine Hinterlassenschaft der ORWO-Filmfabrik und wird bis heute rekultiviert. Umweltaktivisten ist es zu verdanken, dass die Öffentlichkeit Ende der 80er Jahre davon Wind bekam: In die Tagebaugrube waren jahrzehntelang giftige Abwässer und Abfälle aus der Filmfabrik Wolfen eingeleitet worden. Stark schwefelhaltige Schlämme – tonnenweise verklappt. Diese setzten nach anaeroben Gärungsprozessen große Mengen an Schwefelwasserstoff frei, die zu massiven Geruchsbelästigungen und auch Gesundheitsschäden führten.
In einem Bus wurden die Besucher auf einem etwa zwei Kilometer langen Rundkurs über den Stand der Arbeiten informiert. Aussteigen war aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Der Betriebsleiter für Deponien bei der MDSE, Marko Großmann, erklärte, wie die aus Hausmüll bestehende Schlacke Stück für Stück in den See eingebracht wird. Bis jetzt seien etwa 40 Prozent des ursprünglichen Silbersees verfüllt. Auf die meterdicke Schlackeschicht komme noch eine ein Meter dicke Erdschicht, dann werde begrünt.
Vergifteter See: Immer wieder Geruch nach faulen Eiern
Auch das Problem mit dem Gestank habe man inzwischen im Griff. Im Sommer vor zwei Jahren hatte der Geruch nach faulen Eiern die Bürger in den angrenzenden Wohnsiedlungen verärgert. Schuld daran sei der geringe Wasserstand gewesen, der quasi als schützende Schicht über dem kontaminierten Schlamm liege.
Die MDSE messe dies jetzt regelmäßig. Ist zu wenig Wasser im See, werde zusätzliches eingeleitet. Mit Oberflächenwasser aus der benachbarten "Grube Hermine" versuche man, die Wasserschicht über den bis zu zwölf Meter dicken Schlammschichten konstant zu halten. Zusätzlich werde der Wasserkörper auch noch belüftet, denn der Sauerstoff verhindert die Geruchsentwicklung.
Unterwegs an der Deponie: "Man könnte es fast vergessen"
Die kurze Busfahrt endete an einem Zelt am Eingang der Deponie. Hier konnten die Besucher anhand von Skizzen weitere Details der Sanierungsarbeiten erfahren. Außerdem wurden in drei großen Gläsern Proben vom Schlamm, vom Wasser und der Schlacke gezeigt.
Die meisten Besucher zeigten sich interessiert und angetan, die Sonne trug ihr ein Übriges dazu bei. Man könnte fast vergessen, dass dies hier der Silbersee ist, so eine Frau. Horst Lothardt kennt das Gelände noch von früher: "Ich freue mich über den Fortschritt der Sanierungsarbeiten."
Besucherin sieht Chance für die Region
Wann der Silbersee endgültig verschwunden sein wird, möchte eine Frau wissen. Großmann zufolge wird das frühestens Mitte der 2030er Jahre sein. Wie das Gelände dann genutzt werde, sei noch unklar. Man müsse es weiter beobachten. Es gebe auf jeden Fall eine Nachsorge, die rund 20 Jahre andauern werde.
Mandy Bruchmüller-Neuling ist froh über ein absehbares Ende der Arbeiten. "Ich finde es toll, wenn man dann vom Silbersee spricht, man ihn aber gar nicht mehr sehen wird. Ich finde es sehr schön, und es ist auch eine Chance für die Region, dass man aus diesen Altlasten das Beste machen konnte."
Was sind Altlasten?
Zu den Altlasten gehören unter anderem geschädigte Flächen, auf denen Abfälle gelagert oder bearbeitet wurden sowie Flächen, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen gearbeitet wurde. Altlasten können Gefahren für Einzelne oder die Allgemeinheit bereithalten. Altlasten und altlastverdächtige Flächen sind gesetzlich definiert.
Quelle: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU)
MDR (Grit Lichtblau, Robert Blömeke, Susanne Ahrens)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT | 24. Oktober 2024 | 07:15 Uhr
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