Auf einem Schild in der Nähe einer Landstraße steht die Aufschrift "Klärwerk"
Neue Regeln des Abwasserzweckverbandes Elbe-Flämig sorgen für Ärger. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/Fabian Strauch

Abwasserzweckverband Elbe-Flämig Proteste gegen Umbau von Abwasser-Sammelgruben rund um Zerbst

05. April 2023, 16:25 Uhr

Wer sein Abwasser in Sammelgruben auffängt, ist aufgefordert, diese teuer umbauen zu lassen. Das sehen neue Vorschirften des Abwasserzweckverbands Elbe-Flämig vor. Die Alternative, Anschluss an das zentrale Abwassersystem, fällt aus Kostengründen weg.

Es rumort in mehreren Gemeinden der Stadt Zerbst im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Anlass ist ein Schreiben des Abwasserzweckverbandes Elbe-Fläming, in dem Grundstückseigentümern mit Sammelgruben neue Auflagen erteilt werden. Ein Anwohner hat sich deshalb an den MDR gewandt und schreibt:

"Alle Gemeinden im Umkreis von Zerbst erhielten ein Schreiben [...], in dem aufgefordert wurde, auf Grund eines neuen Beschlusses zur Schmutzwasserbeseitigung, die Sammelgruben mit einer Sauganschlussleitung und einem Sauganschlussstutzen zu versehen. Für viele Bürger bedeutet es, über mehrere Meter den Hof aufzureissen und für viel Geld eine Firma zu beauftragen."

Dazu sind auch neue Mindestgrößen für Sammelgruben festgelegt worden. Die neuen Vorgaben sollen bis Ende des Jahres umgesetzt werden. Im Sinne des Entsorgers und des Güllefahrers sei diese Entscheidung gut, meint Thomas Wenzel. Er ist Ortsbürgermeister von Moritz, Töppel und Schora, das sind Ortsteile der Stadt Zerbst. Bislang hätten die meisten Grundstücke die Gruben im Garten oder auf dem Hof. Die Fahrer hätten weite Wege, müssten mit schwerem Gerät die Deckel abheben und die Schläuche in die Gruben lassen.

Ziel soll einfachere Entsorgung sein

Wenn es eine Schraubvorrichtung an der Straße gibt, wäre das für die Fahrer gut. Aber auf die Grundstücksbesitzer kommen weitere Investitionen zu, so Wenzel. Er glaubt aber nicht, dass es genug Tiefbaufirmen gibt, die die Anschlüsse für alle Gruben in neun Monaten leisten können. Wenzel hat auf seinem Grundstück selbst eine Sammelgrube für Abwasser. "Wir sind nicht an das zentrale Abwassersystem angeschlossen und werden es auch nicht mehr, weil die Kosten zu hoch wären pro Hausanschluss und die Wege zu weit", erzählt er.

Jeder Grundstücksbesitzer müsse sich eine Sammelgrube auf eigene Kosten bauen, die Entsorgung selbst organisieren und dafür auch noch den dreifachen Preis bezahlen, erklärt Wenzel und rechnet vor: "Die Kunden, die an das zentrale Abwassersystem angeschlossen sind, zahlen 3,20 Euro pro Kubikmeter. Für die Entleerung unserer Sammelgruben bezahlen wir 8,50 Euro pro Kubikmeter".

Kostenverteilung gesetzlich vorgeschrieben

Dieser finanzielle Unterschied ist im Abgaben- und Entsorgungsrecht gesetzlich vorgeschrieben, sagt Andreas Dittmann. Er ist Bürgermeister der Stadt Zerbst und gleichzeitig Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Elbe-Fläming. "Die Rechtsprechung zwingt alle Abwasserentsorger, beide Systeme getrennt zu kalkulieren und als getrennte Abwassersysteme zu führen - und so die Kosten je Entsorgungssystem zu erfassen, die kostendeckenden Gebühren zu ermitteln und festzusetzen."

Dittmann will sich deshalb im Rahmen der nächsten Verbandsversammlung am 12. April 2023 für eine Fristverlängerung um zwei Jahre einsetzen. Er hält es auch für nötig, dass "Ausnahmeregelungen auf Antrag und im Einzelfall" genehmigt werden können. Zudem stellt Dittmann klar, dass die neuen Mindestgrößen nur für Neubauten gelten und das für vorhandene Sammelbecken ein Bestandsschutz gilt. "Nahezu täglich gehen bei der Heidewasser GmbH oder bei mir im Rathaus Einwendungen, Widersprüche und Beschwerden ein. Unterschriften betroffene Ortsteile füllen inzwischen Ordner", so Dittmann.

MDR (Susanne Reh, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 04. April 2023 | 19:00 Uhr

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