Ofen, Heizung, Wärmepumpe Eine kleine Kulturgeschichte des Heizens
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15. Februar 2024, 14:42 Uhr
Vom eingehegten Feuer über Kachelöfen bis zu Zentralheizung und Wärmepumpe – das Heizen hat sich in den letzen Jahrhunderten sprunghaft weiterentwickelt. Auch wenn wir Heizungen mittlerweile in Fußböden verstecken, hat die Magie des wärmenden Feuers wenig von ihrem Reiz für uns verloren – so werden Kamine heute zum Luxusobjekt.
- Nach der einfachen Feuerstelle nutzte man bis in die Barockzeit offenes Feuer in den Schwarzküchen.
- Weil das zu Lasten der Gesundheit ging, folgten später die Kachelöfen.
- Während man das Heizen heutzutage in Wänden oder Fußböden versteckt, kehrt der Trend zum Kaminofen zurück.
Wer zurückblickt auf die Kulturgeschichte des Heizens, der mag an die Drei-Stein-Methode denken. Im Dreieck aneinander gestellt fassen die Steine ein kleines Feuer und erlauben es, einen Topf so darauf zu stellen, dass die Glut darunter weiter Luft bekommt. Jeder, der einmal Camping gemacht hat, kennt die Methode und in den ärmeren Gegenden der Welt sind es Millionen Menschen, die noch heute so heizen.
Auch in den Häusern unserer Ahnen war das offene Feuer lange präsent und natürlich hat es Spuren in der Mythologie hinterlassen. Zum Beispiel bei Prometheus. Deutlich wird das in seiner Wutrede an Zeus wider dessen Heizungsgesetz, getextet von Johann Wolfgang von Goethe:
Musst mir meine Hütte doch lassen stehen, und meinen Herd, um dessen Glut du mich beneidest.
Herdstellen und Hypokausten
Die Archäologie ist voller Belege für die Kunst der Flammenbändigung. Meist wurde die Strahlungswärme genutzt, im offenen Kamin. Oder aber Mauersteine und Stampflehm dienten als Brennkammer und Wärmespeicher.
Die Römer waren beim Heizungsbau erstaunlich modern: Sie gelten als die Erfinder der Fußbodenheizung, der sogenannten Hypokausten. Das waren die ersten Heizungen, die Luftzirkulation nutzen und heiße Luft in die Gebäude leiten. Etwa seit Ende des zweiten Jahrhunderts vor Christus wurde diese Technik genutzt.
Rußverschmiert und rauchig: Die Schwarzküchen
Weit weniger technisch und weit weniger elegant ging es zumeist in unseren Gefilden zu: Dort waren Schwarzküchen sehr verbreitet. Und zwar über Jahrhunderte hinweg bis in die Barockzeit hinein, wie Robert Laser weiß, Professor für Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle.
In alten Pfarrhäusern zum Beispiel seien oft noch Ruß-Spuren an den Natursteinmauern im Erdgeschoss erkennbar – dort fand das dörfliche Schlachten statt, das Räuchern und alle 14 Tage das Backen. Es musste, so Laser, schnell nach außen abgelüftet werden, manchmal über das Fenster, oft schon über Kaminzüge. "Für uns heute ist unvorstellbar, was in diesen Zeiten, wenn die Schwarzküche benutzt wurde, im Erdgeschoss los war", meint Laser und weiter: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für irgendjemanden gut war, außer dass es harte Arbeit war."
Es waren die preußischen Baugesetze, die vor etwa 200 Jahren die Einhausung des Feuers zur Pflicht machten. Quasi ein Vorgänger der neuen Bundesimmissionschutzverordnung. Nicht von allen geliebt – aber dann doch gut für alle, vor allem aus Gründen des Brandschutzes. Das Zeitalter des Kachelofens brach an.
Wo die Ofenkacheln glänzen
Schön nachzuvollziehen ist das im Deutschen Ofenmuseum Velten in der Mark Brandenburg. Die dort angelegten Tongruben lieferten den Grundstoff für Tausende Berliner Öfen, die aus Ofenkacheln zusammengesetzt wurden. Im sächsischen Kohren-Sahlis gibt das Töpfermuseum Einblicke in die Kunst der Ofenkachel – denn über Jahrhunderte waren fein gestaltete Zierkacheln das Prunkstück vieler Öfen.
Als nächste Stufe der Kulturgeschichte benennt Robert Laser die Zentralheizung. Mit ihr wurde das Heizen (nun oft mit Koks statt Holz und Kohle) effizienter und es wurde in den Heizungskeller verbannt. Heizkörper ersetzen die Öfen, später dann kommt die Flächenheizung, sei es in der Wand oder im Fußboden, und als Brennstoffe dienen noch heute Gas und Öl.
Doch auch in dieser modernsten Heizform sieht der Inennarchitekt einen Nachteil: "Das Heiz-Möbel als Gestaltungsaufgabe verschwindet. Heizen wird ein reines technisches Ding. Wir haben das quasi outgesourct in den technischen Kasten, der irgendwo im Keller oder als Wärmepumpe draußen steht." Dazu würde das direkte psychologische Empfinden von Wärme verschwinden und auch das Kümmern darum, meint Laser und stellt fest: "Wärme ist irgendwie selbstverständlich geworden. Wie alle Sachen, die verfügbar sind – und das ist auf eine Weise auch ein Verlust."
Und so wundert es nicht – allen Effizienz-Gedanken zum Trotz – dass Kaminöfen seit einigen Jahren wieder schwer im Trend sind.
Der Luxus-Trend zum Kaminofen
Sie gelten als chic, gemütlich und schlau – letzteres weil sie die Wärme schnell, direkt und angenehm spürbar dorthin bringen, wo sie gebraucht wird. Leider geht dieses Vergnügen mit einer erhöhten Feinstaubbelastung einher, deren Schädlichkeit in den letzten Jahren immer eindringlicher erforscht und belegt wurde. Deshalb tritt die neue Stufe der Bundesimmissionsschutzverordnung in Kraft. Um die widersprüchliche Faszination des Kaminfeuers in Zeiten der Energieeffizienz zu erklären, hilft der französische Philosoph Gaston Bachelard (1884-1962):
Feuer ist ein einzigartiges Phänomen. Wenn alles, was sich langsam ändert, sich durch das Leben erklären lässt, so lässt sich alles, was sich schnell ändert, durch das Feuer erklären. Das Feuer ist überlebendig.
Für Bachelard waren die archetypischen Bilder, die wir mit dem Feuer in Verbindung bringen, Schuld daran, dass Erkenntnis behindert würde. Die emotionale Wahrheit des Feuers erschwere das wissenschaftliche Ergründen des Objekts. Auch so lässt sich der Unterschied zwischen Kaminfeuer und Wärmepumpe beschreiben.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 15. Februar 2024 | 08:10 Uhr