Geldanlage Börsenkurs für Edelmetalle: Warum der Palladium-Preis sinkt
Hauptinhalt
17. Juli 2024, 09:09 Uhr
Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin sind nicht nur als Schmuck begehrt. Sie sind auch Rohstoffe für die Industrie. Und sie sind Anlageprodukte, die an der Börse gehandelt werden. Der Kurs von zwei ganz bestimmten Edelmetallen beschäftigt einen Hörer von MDR AKTUELL. Er will wissen, warum Platin und vor allem Palladium so "abgeschmiert" sind.
- Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sinkt der Preis von Edelmetallen wie Palladium.
- Platin hatte vor fünf Jahren ein Börsentief, der Wert steigt jedoch wieder.
- Ein sächsisches Unternehmen recycelt Palladium, statt es in Russland oder Südafrika abzubauen.
Wenn sich die Preise für Platin und Palladium ändern, schaut man auch in Halsbrücke bei Freiberg genau hin. Hier leitet Mirko Niepel das Unternehmen Saxonia Edelmetalle. "Wir liefern das Palladium und das Platin als Feinmetall an Hersteller von Autokatalysatoren", erklärt Niepel: "Die Abnehmer sitzen in Deutschland, aber auch in Europa. Und die sind meistens angekoppelt an die Automobilisten." Auch BASF sei ein großer Abnehmer.
Ukraine-Krieg wirkt sich auf Wert von Palladium aus
Noch Anfang 2022 war Palladium so teuer wie nie: mehr als 3.300 US-Dollar pro Feinunze. Dieser Höchststand hing direkt mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den westlichen Sanktionen zusammen. So erklärt es Carsten Fritsch, Analyst für Rohstoffe bei der Commerzbank. Es habe Befürchtungen gegeben, "dass russisches Palladium vom Markt verschwinden könnte. Das stellt zumindest 40 Prozent des Primärangebots. Das wäre schon sehr viel gewesen. Dazu ist es nicht gekommen, weil man eben doch gemerkt hat im Westen: Darauf kann man nicht so einfach verzichten."
Zumindest vorerst. Und damit zum zweiten Grund für den Preisverlust: Palladium wird fast ausschließlich für Katalysatoren bei Benzinern verwendet. Doch die Zahl der Elektroautos nimmt zu. "Handelsblatt"-Journalistin Judith Henke erklärt, wie sich Meldungen darüber an der Börse auswirken: "Laut der Internationalen Energieagentur soll bald jedes fünfte weltweit verkaufte Auto elektrisch sein. Sobald Anleger oder vor allem professionelle Händler von solchen Trends lesen, dann verkaufen sie entweder ihre Palladium-Bestände oder gehen sogar Short-Wetten ein."
Platin holt nach Preisfall wieder auf
Das bedeutet, sie kaufen Zertifikate, die dann Gewinne abwerfen, wenn der Palladiumpreis fällt. Auch Platin hat einen Preissturz hinter sich, der liegt allerdings schon fünf Jahre zurück. Seitdem hat der Preis wieder um mehrere hundert Dollar zugelegt.
Platin wird für Diesel-Katalysatoren gebraucht. Deshalb gibt es zwar eine ähnliche Krise wie bei Palladium, aber auch schon einen Ausweg, so Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch: "Weil es im Rahmen der E-Mobilität eine alternative Verwendung gibt, nämlich in der Wasserstofftechnologie. Da kommt Platin in den Brennstoffzellen zum Einsatz. Und ein Teil dieses Rückgangs aus der Verbrennertechnologie kann durch Wasserstofftechnologie ersetzt werden."
Palladium nachhaltig aus Recycling-Material
Bei Palladium dagegen gibt es noch einen weiteren Grund für die Preisschwäche. Hier kommt auch wieder Mirko Niepels Firma ins Spiel. Denn "Saxonia Edelmetalle" bezieht sein Palladium nicht aus den Minen in Russland oder Südafrika. "Wir gewinnen zu 100 Prozent unsere Edelmetalle aus Recycling-Material. Natürlich: Wenn die Preise schwanken, ist der Eintrag mal etwas stärker, mal geringer. Aber es ist ausreichend vorhanden und wir verarbeiten wirklich in Größenordnungen Altmaterialien, um das zu gewinnen."
Eine gesunkene Nachfrage, gleichzeitig ein ausreichendes Angebot – im Moment spricht kaum etwas dafür, dass der Preis für Palladium wieder deutlich steigen wird.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Juli 2024 | 06:21 Uhr