Vermögensübertragung Geerbtes und geschenktes Vermögen steigt auf Rekordwert
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16. Juli 2024, 17:33 Uhr
Die Deutschen vererben und verschenken immer mehr. Der Wert der angemeldeten Erbschaften und Schenkungen hat sich 2023 um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Insbesondere Schenkungen von Betriebsvermögen legten zu. Auch die festgesetzte Erbschaft- und Schenkungsteuer stieg an.
- Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 121,5 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt.
- Der Wert des übertragenen geschenkten Betriebsvermögens verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr.
- Die festgesetzte Erbschaft- und Schenkungsteuer erhöhte sich um fast vier Prozent.
Im vergangenen Jahr haben die Finanzverwaltungen in Deutschland Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 121,5 Milliarden Euro registriert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert damit um fast 20 Prozent an und erreichte einen neuen Rekord, teilte das Statistische Bundesamt mit. 2022 war die Summe noch um 14 Prozent gesunken.
Anstieg vor allem bei geschenktem Betriebsvermögen
Insgesamt wurden Schenkungen in Höhe von 60,3 Milliarden Euro gezählt – rund 45 Prozent mehr als im Vorjahr, hieß es vom Bundesamt. Der Anstieg beruhe vor allem auf dem übertragenen geschenkten Betriebsvermögen von 24,8 Milliarden Euro, das sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelte.
Welche Beträge werden in der Statistik erfasst? Bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer gelten Freibeträge, deren Höhe nach dem Verhältnis des Empfängers zum Verstorbenen beziehungsweise Schenkenden gestaffelt ist. Für Ehepartner liegt dieser etwa bei 500.000 Euro. In der Statistik werden in der Regel nur solche Erbschaften, Vermächtnisse und Schenkungen erfasst, die oberhalb der Freibeträge liegen.
Das berücksichtigte Vermögen durch Erbschaften und Vermächtnisse wuchs 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 61,2 Milliarden Euro an.
Erbschaft- und Schenkungsteuer um 3,9 Prozent erhöht
Auch die festgesetzte Erbschaft- und Schenkungsteuer erhöhte sich um 3,9 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro. Dabei entfielen auf die Erbschaftsteuer 7,7 Milliarden Euro (minus 4,5 Prozent) und auf die Schenkungsteuer 4,1 Milliarden Euro (plus 24,9 Prozent).
Linke fordert Wiedereinführung der Vermögenssteuer
Die Vorsitzende der Partei Die Linke, Janine Wissler, sagte, die Rekordsummen zeigten, dass die bestehende Erbschaftsteuerregelung unfair sei. Privatvermögen wüchsen auf Kosten der Allgemeinheit, Milliarden könnten nahezu steuerfrei verschenkt oder vererbt werden. Steuerschlupflöcher müssten daher geschlossen werden. Wissler forderte darüber hinaus die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, um auch bereits weitergegebenes Vermögen dem Fiskus zugänglich zu machen.
Stefan Körzell, Mitglied im Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds, drang auf eine höhere Erbschaftsteuer. "Länder und Kommunen können auf diese Einnahmen nicht verzichten, wenn sie in die öffentliche Infrastruktur und den wirtschaftlichen Strukturwandel investieren und somit Arbeitsplätze sichern wollen", sagte er.
dpa, AFP, MDR (smk)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Juli 2024 | 11:00 Uhr