• Alkoholfreies Bier wird gesellschaftlich immer mehr akzeptiert und konsumiert.
• Brauereien freuen sich über zusätzliche Einnahmen, da immer weniger normales Bier getrunken wird.
• Auch im Ausland ist das alkoholfreie Bier beliebt – so zum Beispiel in Ländern, in denen aus religiösen Gründen kein Alkohol getrunken wird.

1973 wurde auf der Leipziger Messe das erste auf deutschem Boden gebraute alkoholfreie Bier vorgestellt. Das Autofahrerbier, kurz AUBI. Damals galt es als Innovation. Der Erfinder, Ulrich Wappler, hatte es in einer Brauerei in Ost-Berlin entwickelt.

"Dieses AUBI, dieses erste alkoholfreie Bier aus Ost-Berlin, schmeckte sehr süßlich und malzig und ist überhaupt nicht zu vergleichen mit der hohen Qualität, die wir heute haben", sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Die Verfahren, die dem Bier den Alkohol entziehen, seien inzwischen deutlich besser ausgereift, wodurch der Geschmack des alkoholfreien dem klassischen Bier immer näher komme.

Das bestätigt auch Thomas Becker. Er ist Professor für Brau- und Getränketechnologie an der Technischen Universität in München: "Vor vielen Jahren war es immer eindeutig, ob Sie alkoholfreies Bier trinken oder alkoholhaltiges. Heute wird man als Biertrinker auch sagen: 'Ich erkenne es.' Aber der Abstand in der Akzeptanz und auch der Aromadarstellung hat sich deutlich verkleinert."

Aber nicht nur der Geschmack habe sich verändert, auch die Zielgruppe sei inzwischen eine andere, erklärt Holger Eichele: "Heute sind alkoholfreie Biere ein Livestyle-Getränk quer durch alle Altersschichten.: junge Leute, ältere Leute, ganz gezielt auch Sportlerinnen und Sportler. Leute, die einfach Bier lieben aber eben natürlich aus ganz bewussten Gründen auf den Alkohol verzichten wollen."

Dass das alkoholfreie Bier immer beliebter wird, merken auch die Brauereien in Mitteldeutschland. Von der Krostitzer Brauerei heißt es, dass man nach einem schwierigen Start im Jahr 2020 mit der Entwicklung der alkoholfreien Sorte inzwischen sehr zufrieden ist. Auch Sternburg in Leipzig und die Radeberger Brauerei sprechen von Absatzsteigerungen beim alkoholfreien Bier.

Das kommt vielen Brauereien mit Blick auf die Finanzen gerade recht, denn das klassische, alkoholhaltige Bier werde immer weniger nachgefragt, sagt Thomas Becker: "Alkoholfreies Bier ist für viele Brauereien eine wirtschaftliche Möglichkeit, sich besser darzustellen. Keine Frage. Das ist ein ganz wesentlicher Grund."

Die deutschen Brauereien machen mit dem alkoholfreien Bier aber auch im Ausland Gewinne. Deutschland ist laut Holger Eichele Weltmarktführer. Er spricht von einem Exportschlager: "Alkoholfreie Biere findet man auf der ganzen Welt und auch sehr häufig in solchen Ländern, in denen aus religiösen Gründen kein Alkohol getrunken wird. Auch das darf man nicht vergessen. Für die sind natürlich alkoholfreie Biere auch ein sehr wichtiges Produkt."

Wirklich alkoholfrei sind allerdings nur Biere, die mit 0,0 Prozent gekennzeichnet sind, denn in Deutschland gelten auch Biere bis 0,5 Prozent Alkoholwert noch als alkoholfrei.

Und obwohl das alkoholfreie Bier gerade so ein Hoch erlebt, ist sich Eichele sicher, dass es das klassische Bier nicht ersetzen wird. Im Moment ist der Marktanteil in Deutschland mit knapp acht Prozent zwar ordentlich, vergleichsweise aber eben noch recht gering.