Bundestagswahl Wie Maaßen, Ullrich, Witt und Treutler um Südthüringer Wahlkreis kämpfen

23. September 2021, 05:00 Uhr

Der Südthüringer Bundestagswahlkreis dürfte inzwischen der bekannteste Deutschlands sein - wegen ihm: Hans-Georg Maaßen, 2018 als Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz entlassen, tritt hier für die CDU an. Wie schlägt er sich, wie seine aussichtsreichsten Mitbewerber Frank Ullrich (SPD), Jürgen Treutler (AfD) und Sandro Witt (Die Linke)? Eine Reportage.

Die Südthüringer CDU hatte wirklich Pech. Ihr Bundestagsabgeordneter, der bereits zur Wiederwahl nominierte smarte Nachwuchspolitiker Mark Hauptmann, stolpert im März über umstrittene Geschäfte mit medizinischen Schutzmasken. Er gibt Hals über Kopf das Mandat und alle Ämter auf. Auf die Schnelle musste also ein neuer Wahlkreiskandidat her.

Bundestags-Wahlkreis 196: Die Fakten

Der Bundestagswahlkreis 196 umfasst jene Regionen südlich des Rennsteigs, die gemeinhin unter dem Begriff Südthüringen zusammengefasst werden: Die Stadt Suhl sowie die Kreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg. 230.134 Einwohnerinnen und Einwohner sind nach vorläufigen Angaben der Gemeinden in diesem Wahlkreis berechtigt, bei der Bundestagswahl 2021 ihre Stimme abzugeben.

Wer im Wahlkreis als Direktkandidat antritt

Am 26. September können die Wählerinnen und Wähler für einen von 12 Kandidaten stimmen - elf Männer und eine Frau, Stephanie Erben von den Grünen. Marko Bieling ist Einzelkandidat, alle anderen gehen für eine Partei ins Rennen. Die Bewerber und ihre Geburtsjahre und -orte im Überblick:

  • Hans-Georg Maaßen (* 1962 in Mönchengladbach/NRW) für die CDU
  • Frank Ullrich (* 1958 in Trusetal/Thüringen) für die SPD
  • Jürgen Treutler (* 1951 in Silberstraße/Sachsen) für die AfD
  • Sandro Witt (* 1981 in Pirna/Sachsen) für Die Linke
  • Gerald Ullrich (* 1962 in Schmalkalden/Thüringen) für die FDP
  • Stephanie Erben (* 1971 in Riesa/Sachsen) für Die Grünen
  • Detlef Pappe (* 1956 in Udestedt/Thüringen) für die Freien Wähler
  • Christian Fichtner (* 1984 in Suhl/Thüringen) für Die Partei
  • Stefan Schellenberg (* 1965 in Bad Liebenstein/Thüringen) für die ÖDP
  • Christian Horn (* 1987 in Gera/Thüringen) für die Piraten
  • Andreas Eifler (* 1955 in Coburg/Bayern) für die MLPD
  • Marko Bieling (* 1973 in Hildburghausen/Thüringen) als Einzelkandidat

Wem die Wähler 2017 ihre Erststimme gaben

Bei der vorangegangenen Bundestagswahl 2017 gewann Mark Hauptmann für die CDU mit 33,5 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis 196. Torsten Harald Ludwig von der AfD wurde mit 22,8 Prozent Zweiter. Steffen Harzer von der Linken kam mit 18,3 Prozent auf Platz 3, gefolgt von Christoph Zimmermann von der SPD mit 13,5 Prozent. Sechs weitere Kandidaten - darunter die 2021-er Bewerber Ullrich und Eifler - erzielten Ergebnisse zwischen 4,9 und 0,4 Prozent. Quelle: Landeswahlleiter.

Warum nicht das Unangenehme mit dem Nützlichen verbinden? Schon lange hadern Teile der Südthüringer CDU mit dem Merkel-geprägten Partei-Mainstream in Berlin. Und so suchten sie den Kontakt zu Hans-Georg Maaßen, der seit seinem Rauswurf als Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz öffentlichkeitswirksam den größtmöglichen Abstand zum Unions-Establishment sucht.

Coup gegen das Unions-Establishment

Der Coup gelang. Gegen den Willen von Landes- und Bundes-CDU implementierten die Südthüringer den in Mönchengladbach aufgewachsenen und in Berlin lebenden Ruhestandsbeamten als Bundestagskandidaten.

Doch die politische Konkurrenz hält wacker dagegen. Die SPD bietet mit dem Biathlon-Urgestein Frank Ullrich eine heimische Sportlegende auf, der zudem noch aus der Region stammt und – anders als Maaßen – auch noch jeden Baum in Südthüringen persönlich kennt. Für die Linke geht der ehemalige DGB-Vize des Gewerkschaftsbezirks Hessen-Thüringen ins Rennen. Sandro Witt nennt sich selbst "ein ostdeutsches Arbeiterkind" und hofft auf Unterstützung durch die linke Tradition vor allem in der ehemaligen DDR-Bezirksstadt Suhl. Der gebürtige Sachse und Seit-Langem-Thüringer Jürgen Treutler will für die AfD das Ergebnis seines Parteifreundes Torsten Ludwig übertreffen, der 2017 in dem Wahlkreis Zweiter wurde. Alles deutet darauf hin, dass diese vier Kandidaten das Rennen um das Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis 196 unter sich ausmachen.

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