Freiheitsgesetz Neues Gesetz soll Leipziger Innovationsagentur mehr Freiheiten geben
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05. September 2023, 10:20 Uhr
Deutschland will wieder einzigartige Erfindungen hervorbringen. Aus diesem Grund hat schon die Regierung von Angela Merkel die Bundesagentur für Sprunginnovationen gegründet. Sie sitzt in Leipzig und soll Erfindungen ausfindig machen, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern. Und sie soll die Erfinder dahinter fördern. Das Problem ist nur: Bislang hat deutsche Bürokratie die Agentur ausgebremst. Von konkreten Projekten hörte man wenig. Das soll sich ändern.
- Bei der Leipziger Innovationsagentur sollen Ideen von Erfinderinnen und Erfindern gefördert werden.
- Viele Vorhaben werden von der Bürokratie gebremst – nun soll ein neues Gesetz für mehr Freiheit sorgen.
- Geschäftsführer Laguna sagt: Von der ursprünglichen Idee ist die Agentur trotzdem noch weit entfernt.
Hoffest bei der Bundesagentur für Sprunginnovationen in Leipzig. Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs plaudern Erfinder über ihre Ideen. Am Eingang steht "Heimat für radikale Neudenker:innen". Zu denen zählt sich auch Roland Damann. Der Verfahrenstechniker will Gewässer von Mikroplastik befreien – mit einer Art Wassersprudler.
Damann erklärt: "Wir benutzen mikroskopisch kleine Luftbläschen. Die haben einen Durchmesser von 10 bis 30 Mikrometer. Das ist so gut das Drittel von einem menschlichen Haar. Und das Mikroplastik hat eine ganz tolle Eigenschaft. Es mag eigentlich kein Wasser. Es fühlt sich aber zu Luftblasen quasi hingezogen und wir docken das Mikroplastik an diese Luftblasen an und können es dann, wenn wir genug Blasen ins Wasser bringen, direkt an die Oberfläche schwemmen und dann oben abreinigen."
Agentur fördert 13 Ideen
Damanns Idee ist eine von dreizehn, welche die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) inzwischen fördert. Zu den anderen Projekten gehören ein Höhenwindrad, ein Alzheimer-Medikament und Baustoffe, die CO2 binden. Die Erfinder erhalten bis zu 90 Millionen Euro, um in fünf Jahren ein Geschäft daraus zu machen. Es ist ein staatlicher Anschub in der Hoffnung auf etwas ganz Großes, sagt SPRIND-Geschäftsführer Rafael Laguna de la Vera.
"Ein Smartphone würde es ohne staatliche Unterstützung nicht geben. Wenn Sie sich ein Smartphone von heute anschauen, sind da Technologien drin wie das Touchdisplay und GPS, die staatlich finanziert worden sind und damit die Komponentengrundlagen geschaffen haben", erklärt Damann. "Das dann zu einem Paket zusammen zu schnüren, was wir heute alle benutzen, das war die eigentliche Sprunginnovation. Genau dasselbe machen wir auch. Wir wollen nur die Grundlagen so weit bringen, dass es privatwirtschaftlich finanzierbar ist."
"Freiheitsgesetz ist ein Fortschritt"
Der Anfang in Leipzig war allerdings zäh. Gleich zwei Ministerien wachen über die Innovationsagentur. Bevor sie fördern darf, muss sie mit jedem Erfinder eine gemeinsame GmbH gründen. Das habe mitunter ein Jahr gedauert, sagt Laguna. Nun soll ihm das SPRIND-Freiheitsgesetz mehr Spielraum geben. Stimmt der Bundestag zu, könnte die Agentur selbstständiger entscheiden, wen sie fördert – ob per Kredit, per Zuschuss oder mit einer Beteiligung.
"Das, was wir jetzt mit dem Freiheitsgesetz erreichen, ist ein Fortschritt. Aber es ist noch lange nicht das, was die SPRIND mal ursprünglich sein sollte", meint Laguna. "Wenn Sie den Kabinettsbeschluss von 2017 lesen, dann steht da drin, dass wir quasi - wie ein Fonds agieren können, unser Geld für die nächsten paar Jahre haben und wir das wie ein Privatwirtschaftlicher investieren können. Davon sind wir immer noch weit entfernt."
Anderes Team arbeitet an Fusionskraftwerk
Rafael Laguna macht keinen Hehl daraus, dass er sich von vornherein mehr Freiheiten gewünscht hätte. Der 59-Jährige will große Visionen möglichst schnell unterstützen. So hilft die Agentur auch dabei, ein Fusionskraftwerk zu entwickeln, in dem wie in der Sonne Atomkerne miteinander verschmelzen. Das Projekt verantwortet Antonia Schmalz. "Wir versuchen die Ansätze zu unterstützen, die das mit Lasern versuchen und bauen die Werkzeuge dafür. Das heißt: die Laser, die dafür benötigt werden, entwickeln wir weiter. So dass sie am Schluss in einem Kraftwerk auch nutzbar sind."
Die Idee für ein Fusionskraftwerk ist allerdings jahrzehntealt. So lange verzweifeln Physiker schon an der Umsetzung. Für die Bundesagentur für Sprunginnovation ist es trotzdem eine Vision, die weiterverfolgt werden sollte. Weil sie das Energieproblem der Menschheit lösen könnte. Dagegen wirkt das Projekt, das Mikroplastik aus Gewässern holen will, fast bescheiden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. September 2023 | 07:53 Uhr