Ein Teenager tippt auf das TikTok-Logo auf einem Smartphone
Mit Plattformen wie TikTok wollen die Parteien jetzt die ganz neue Wählergruppe von sich überzeugen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Europawahl Parteien wollen mit TikTok Jungwähler erreichen

13. Februar 2024, 13:01 Uhr

Noch vier Monate, dann ist Europawahl. Erstmals dürfen in Deutschland auch die 16- und 17-Jährigen wählen. Das hat der Bundestag vor zwei Jahren entschieden. Und das bedeutet für die Parteien jetzt, dass sie eine ganz neue Wählergruppe von sich überzeugen müssen. Besonders mit der Plattform TikTok sollen mehr junge Menschen erreicht werden. Diese nutzen nämlich rund 60 Prozent der Jugendlichen regelmäßig. Doch das soziale Netzwerk gefällt nicht jedem Politiker oder jeder Partei.

Eine junge Frau hält sich ein Auge mit der flachen Hand zu, auf ihren Handrücken ist die EU-Flagge geschminkt 1 min
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Wo man 16- und 17-Jährige am besten erreicht, ist kein Geheimnis: in den sozialen Medien. Die jüngste Zielgruppe hat die Plattform TikTok. Rund 60 Prozent der Jugendlichen nutzen TikTok regelmäßig. Das weiß auch der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, Maximilian Krah. "Und deshalb fahre ich schon seit Monaten eine TikTok-Offensive, in der ich mich gezielt an junge Wähler richte."

Sein erfolgsreichstes TikTok wurde 1,4 Millionen Mal angeklickt. Darin sagt Krah, echte Männer seien rechts – und spricht explizit junge Männer an. "Jeder dritte junge Mann hatte noch nie eine Freundin. Du gehörst dazu? Schau keine Pornos, wähle nicht die Grünen, gehe raus an die frische Luft."

Bei solchen privaten Themen anzusetzen, ist Teil seiner Strategie, erklärt er. Denn der Großteil junger Menschen sei unpolitisch. "Die reine Beschränkung: Ich erzähle jetzt irgendwas über Arbeitsmarktpolitik, das wird jetzt keinen jungen Wähler in irgendeiner Form erreichen. Aber wenn man ihm sagt: Du stehst jetzt an der Schwelle zum Erwachsenwerden, was erwartet dich, wovor hast du Sorgen und was kannst du selbst machen, damit das gelingt, dann wird er dir zuhören."

TikTok: politische Meinungsbildung und auch Propaganda

Diese Strategie scheint aufzugehen. Die in Teilen rechtsextreme AfD ist auf TikTok erfolgreicher als alle anderen Parteien. Und zumindest Marie-Agnes Strack Zimmermann will nicht persönlich dagegenhalten. "Ich lehne TikTok ab", sagt die Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl.

Sie findet, dass TikTok-Videos zu sehr vereinfachen und verkürzen. "Das hab' ich zwei-, dreimal mitgemacht und fand das, mit Verlaub, so dämlich." Und junge Menschen, sagt Strack-Zimmermann, könne man auch anders erreichen. "Die, die wirklich interessiert sind an Europa, die auch bereit sind zur Wahl zu gehen, die haben mehr im Hirn als nur TikTok zu konsumieren."

Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, sagt, auch seine Partei habe mit TikTok lange gehadert. "Aber TikTok ist Realität, für Millionen Menschen, nicht nur junge Menschen in Deutschland, und da findet politische Meinungsbildung und auch Propaganda statt. Insbesondere von rechts außen. Und sich jetzt TikTok zu verweigern, hieße auch, Menschen – vor allem junge Menschen, mit der Propaganda alleine zu lassen."

SPD setzt auf sachliche Videos

Deswegen setze nun auch die SPD auf TikTok. Die AfD will Kühnert sich dabei aber nicht zum Vorbild nehmen. "Man kann und darf ein Stinktier nicht überstinken. Die AfD ist das Stinktier im Netz und weder können noch wollen wir die in puncto Lautstärke und Beleidigung überbieten."

Stattdessen setzt die SPD laut Kühnert auf sachliche Videos, die trotzdem den Sehgewohnheiten junger Menschen entsprechen. Das bedeutet: direkte Ansprache, knackige Aussagen, schnelle Schnitte. Bei der Spitzenkandidatin der SPD, Katarina Barley, klingt das dann so. "Ärgert euch das auch? Ihr überweist etwas, bei euch geht es sofort vom Konto runter, aber der Empfänger kriegt es erst Tage später? Damit macht die EU jetzt Schluss."

Immerhin 200.000 Aufrufe hat das Video auf TikTok – und damit mehr als jedes andere auf dem Kanal der Spitzenkandidatin. Welche Partei die jungen Menschen am Ende überzeugt, wird sich am 9. Juni zeigen. Bei der Europawahl können dann auch rund 1,4 Millionen 16- und 17-Jährige wählen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. Februar 2024 | 09:20 Uhr

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